1. Sport
  2. Fußball
  3. 1. FC Köln

Mark Uth: Kölner Hoffnungsträger nach langen Wanderjahren

Mark Uth : Kölner Hoffnungsträger nach langen Wanderjahren

Mark Uth spielte zwar schon in der Jugend des 1. FC Köln, schaffte aber nie den Sprung zu den Profis – bis zur Rückrunde dieser Saison.

Manchmal, da ist es Liebe auf den ersten Blick. Und manchmal wird so ein Gefühl einfach nicht erwidert. Dann bleibt nicht viel, als auf Wanderschaft zu gehen, Lehrjahre in der Fremde zu absolvieren und eines Tages vielleicht als reifere Person dann doch noch auf Gegenliebe zu stoßen. Klingt nach ollen Kamellen, nach Gebrüder Grimm und Märchenstunde, nach Fröschen und Prinzessinnen. Lässt sich aber auch mühelos in die Fußball-Bundesliga transferieren, und die Prinzessin ist dann der 1. FC Köln und der Frosch hört auf den Namen Mark Uth.

Also, es war einmal in der Saison 2004/05, da wechselte der zwölfjährige Mark Uth vom TuS Langel in die Jugendabteilung des FC. Langel liegt direkt am Rhein, weit im Kölner Süden, die erste Mannschaft kickt in der Kreisliga C3, und der FC ist vor allem für gebürtige Kölner wie Uth eine begehrte Adresse.

Der Linksfuß durchläuft ab 2004 die U-Mannschaften des FC, schafft aber vier Jahre später nicht den Sprung in die U 19 – und wird zur Kölner Viktoria abgeschoben. Manfred Schadt heißt der Nachwuchscoach, dem die Qualitäten des mittlerweile 16-Jährigen nicht genügen, aber mancher Fehler kann ja auch im Nachhinein noch korrigiert werden. „Er hat mich rausgeschmissen, aber auch wieder zurückgeholt“, erinnert sich der Offensivspieler später. „Das sagt schon alles über seinen Charakter aus.“

Groll scheint also beim Rückkehrer nicht im Spiel zu sein, vielleicht sind es aber auch nur seine 40 Tore in 67 Einsätzen für die Viktoria, die am Geißbockheim zum Umdenken geführt haben. Und diesmal gelingt Uth der Sprung in die zweite Mannschaft des FC, in der auch der 20-jährige Jonas Hector angekommen ist und ein 17-jähriges Talent zwischen den Pfosten auf den Namen Timo Horn hört.

Mit Horn geht es für Uth dann auch zu den Profis, ein Schritt, der für den damals 19-Jährigen vielleicht zu früh kommt, zumal sich auch Simon Terodde, Manasseh Ishiaku und Alexandru Ionita in dieser Saison nicht im Sturmzentrum durchsetzen können.

„Ich war zu jung, ich war zu nervös, alles war neu“, erinnert sich Uth an die Zeit, in der er auch noch Pech mit dem Trainer hatte: Zvonomir Soldo, den kaum jemand verstand, der aber an das Talent aus der zweiten Mannschaft glaubte, wurde von Stale Solbakken abgelöst, den auch fast niemand verstand. In dessen Planungen spielte Uth aber keine Rolle.

Als der Norweger nach neun Monaten Geschichte und Köln mal wieder frischgebackener Zweitligist ist, bricht auch Uth wieder seine Zelte am Rhein ab – und schlägt sie in der niederländischen Provinz Friesland wieder auf: Heerenveen, zwar nur 50.000 Einwohner groß, aber mit dem SC immerhin im Fußball erstklassig, ist der nächste Anlauf, den der Instinktfußballer nehmen will, um nicht als ewiges Talent zu enden.

Doch auch die große Rochade verläuft zunächst einmal alles andere als rund: Die Leistungshistorie wechselt zwischen „nicht im Kader“ und „ohne Einsatz im Kader“, es folgt eine Ausleihe zu Heracles Almelo – und der Rücktransfer. Und plötzlich läuft es für Uth, der 21 Tore erzielt und zwölf Vorlagen gibt.

Es läuft so gut, dass die Scoutingabteilung der TSG Hoffenheim 2015 den Scheinwerfer auf den Wandergesellen richtet, der nicht nur torgefährlich ist, sondern auch seine Mitspieler in Szene setzt. Scoutingabteilungen lieben nichts mehr als unterbewertete Spieler, mit deren Weiterverkauf sich auch noch gut Geld verdienen lässt.

Und Trainer wie der damalige TSG-Coach Markus Gisdol lieben flexibel einsetzbare Spieler – in einer Saison, in der ein enttäuschter Anthony Modeste gerade aus Hoffenheim zum FC wechselt. Nun, das Hoffenheimer Kalkül geht auf, jedenfalls fast.

Denn in der Saison, in der Uths Marktwert von 2,2 Millionen Euro, die an Heerenveen überwiesen wurden, auf 18 Millionen Euro geklettert war, geht der 27-Jährige zum FC Schalke 04 – ablösefrei, da vertragsfrei. Der 1. FC Köln hatte zwar auch gesteigertes Interesse, gastierte aber wieder einmal als Attraktion in Liga 2.

Aktuell, eine Etage höher, ist Mark Alexander Uth nun doch noch beim FC angekommen, wenn auch nur als Leihspieler und bis zum Saisonende. Und der Trainer heißt wieder Gisdol, und wieder fristet Modeste ein Reservistendasein. Dass der Linksfuß ablösefrei bei Königsblau gelandet war, könnte durchaus noch zur Stolperfalle werden, sollte es zu einem endgültigen Wechsel kommen.

Denn Spielern, die keine Ablöse kosten, werden ihre Dienste traditionell mit einem höheren Salär versüßt. Im Fall von Uth soll es bei vier Millionen Euro liegen – für den FC schwer zu stemmen. Aber vielleicht tragen die Dienste des „Unterschiedsspielers“, wie er nach dem 4:0-Erfolg am vergangenen Sonntag gegen den FC Freiburg bezeichnet wurde, ja zum Klassenerhalt bei.

Der Kölner in Uth hatte zehn Minuten nach dem bislang letzten Spiel schon das Derby am Sonntag auf dem Schirm. „Da wird es brennen, das ist wie ein Pokalspiel“, prophezeite er – und hört sich 15 Jahre später und nach nur drei Spielen im Kölner Dress schon sehr angekommen an.