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Hannover: Erster Punkt für Köln: „Das tut verdammt gut für die Seele“

Hannover : Erster Punkt für Köln: „Das tut verdammt gut für die Seele“

Gleich nach Spielende den Gang zu den eigenen Fans anzutreten, kann als Tabellenletzter eine sehr ungemütliche Angelegenheit sein. Die Profis des 1. FC Köln aber durften sich am Sonntagabend trotz ihrer sportlichen Misere über viel Jubel und Applaus freuen.

„Das tut verdammt gut für die Seele“, gestand Mannschaftskapitän Matthias Lehmann. Ein 0:0 bei Aufsteiger Hannover 96 ändert noch nichts daran, dass Lehmann und Co. Tabellenletzter der Fußball-Bundesliga bleiben. Doch der starke Zuspruch der Fans und die dezent aufgeheiterte Stimmung der Mannschaft senden ein klares Signal. Auch wenn Köln nach sechs Spieltagen erst einen mageren Punkt sammeln konnte: Der FC lebt noch und ist offenbar weit davon entfernt, sich vereinsintern zu streiten.

Wirklich laut gejubelt hatte am Ende keiner der Hauptdarsteller. Nach einer mehrheitlich schwachen Begegnung gab es höchst unterschiedliche Deutungsversuche über die Punkteteilung vor 47 000 Zuschauern. „Wir haben zwei Punkte verloren“, meinte Hannovers Sportdirektor Horst Heldt, der die erstaunlich erfolgreiche Arbeit einer weiterhin ungeschlagenen Mannschaft verantwortet.

Den größeren Anteil an guten Torchancen durfte der Gastgeber für sich in Anspruch nehmen. Ein Kopfball von Innenverteidiger Salif Sané in der 31. Minute an die Latte hatte die Kölner daran erinnert, was in der Not gefragt ist. Sie rannten und grätschten und stemmten sich in der Folgezeit gegen die nächste Niederlage.

Einmal musste Hannovers Torhüter Philipp Tschauner mit einer Glanzparade gegen einen Schuss von Yuya Osako (63.) retten. Der Rest der Debatte darüber, wer denn nun die bessere Mannschaft gewesen sein könnte, bewegt sich im Bereich von Geschmacksfragen. „Wir waren die klar bessere Mannschaft. Köln wollte das Remis nach der Halbzeit nur über die Zeit bringen“, meinte 96-Torjäger Martin Harnik und lag mit dieser Einschätzung nicht ganz falsch.

Eine leicht optimierte taktische Grundordnung und zwei Änderungen in der Anfangself waren die Grundlage für das ersehnte Erfolgserlebnis des 1. FC Köln. Cheftrainer Peter Stöger hatte im Vergleich zur 0:1-Heimniederlage gegen Eintracht Frankfurt Salih Özcan und Lukas Klünter zu Stammspielern erklärt. Mit einer Dreier-Abwehrkette und Leonardo Bittencourt als zentralem Mittelfeldspieler hinter zwei Stürmern war es gelungen, einen Gegner auf temporärem Höhenflug auszubremsen.

Andererseits wollte es dem 1. FC Köln aber auch nicht gelingen, ein paar eigene Glanzlichter zu setzen. Die Spieler hatten sich im Vorfeld ihrer Auswärtspartie zu einem gemeinsamen Mittagessen ohne Trainerteam verabredet. Dabei soll thematisiert worden sei, womit sich die Lage am Tabellenende bessern könnte.

„Schönen Fußball zu spielen, bringt nichts. Wir müssen uns rausarbeiten. Der Kopf spielt eine große Rolle“, erklärte Bittencourt. Beim Fußball gehe es nun einmal nicht immer um Qualität. Und wer wollte ihm nach dieser eher schnöden Partie an einem düsteren Sonntag im niedersächsischen Nieselregen widersprechen?

Beeindruckend bleibt, wie souverän Hannover 96 als Aufsteiger durch die Saison eilt. Die Mannschaft hat sich unter der Regie von André Breitenreiter szu einem ähnlichen Höhenflug wie der 1. FC Köln in der Vorsaison angesetzt. Dass ein Teil der 96-Fans weiterhin mit Präsident Martin Kind über Kreuz liegt und deshalb keinen Beitrag mehr zu guter Stimmung im Stadion leistet, sorgte für eine merkwürdige Atmosphäre in Hannover.

Der mitgereiste Anhang aus Köln unterstützte die eigene Mannschaft sehr lautstark und muss sich nur einen Vorwurf gefallen lassen. Sich an Sprechchören gegen Kind zu versuchen, die deutlich unter die Gürtellinie gehen, war kein Beleg für gutes Benehmen.

Aber mitten in der sportlichen Not der Kölner wurden am Ende natürlich andere Dinge in den Vordergrund gestellt. „Das 0:0 ist eigentlich okay. Ich bin froh, dass wir die Null gelöscht haben“, sagte FC-Cheftrainer Stöger über den ersten Punktgewinn in dieser Spielzeit.