Köln : Duell mit Belgrad: FC mit der nächsten Chance auf ein echtes Erfolgserlebnis
Köln Eigentlich hatten sie beim 1. FC Köln geplant, sich auf diesen großen Tag zu freuen, ihn zu einem rauschenden Fest zu machen. Wäre ja auch angebracht. Der Fußball-Bundesligist bestreitet am Donnerstagabend ab 19 Uhr sein erstes Heimspiel im Europapokal seit 9144 Tagen, Roter Stern Belgrad ist am zweiten Spieltag der Europa League zu Gast.
Ein Spiel, nach dem sich in Köln alle lange gesehnt haben. Davon ist beim FC jetzt aber nur noch recht wenig zu spüren, was ja auch kein Wunder ist; der Klub hat in der Liga erst am Wochenende beim 0:0 in Hannover den ersten Punkt geholt, am sechsten Spieltag. Und so fällt Peter Stögers Ausblick auf das Duell mit Belgrad ziemlich nüchtern aus, Kölns Trainer sagt: „Es ist eine neue Möglichkeit, weiter am Positiven zu arbeiten und das Selbstvertrauen aufzubauen.“ Vorfreude klingt anders.
Der Europapokalabend ist für den FC in erster Linie nur noch eine Chance, nach einem desaströsen Saisonstart ein bisschen Mut zu tanken. Manager Jörg Schmadtke sagt: „Wir müssen da jetzt durch.“ Weitermachen, wo die Mannschaft in Hannover aufgehört hat, mal ein Tor schießen, am Ende einen oder sogar drei Punkte mitnehmen — das sind die kurzfristigen Ziele, die sich die Kölner gesteckt haben. Und diese zu erreichen, wird schwierig genug.
Es ist ja nicht nur so, dass dem FC ein Erfolgserlebnis fehlt, es mangelt auch an anderen Dingen. In der Liga haben die Kölner erst ein einziges Tor geschossen. Weil Stögers Mannschaft sich kaum Torchancen erspielt. Und weil — wenn es doch mal eine gibt — sich momentan immer jemand findet, der sie kläglich vergibt.
Die Defensive der Kölner lässt mehr zu als in der Vorsaison, sie garantiert keine Stabilität mehr, ein geordneter Spielaufbau ist kaum möglich; und die Zahl der individuellen Fehler ist viel höher als in den vergangenen Monaten. Dass das Spiel des FC so aus der Balance geraten ist, hat auch mit dem Abgang von Anthony Modeste zu tun, der in der vergangenen Spielzeit vorne die Tore geschossen, aber auch defensiv gearbeitet hat.
Sein Nachfolger Jhon Cordoba hat bislang nur bei der 1:3-Niederlage am ersten Europa-League-Spieltag beim FC Arsenal getroffen. Der Stürmer rackert viel, es gelingt ihm wenig — auch weil ihm im Angriffspiel die Unterstützung fehlt. Yuya Osako ist weit von seiner Bestform entfernt, Leonardo Bittencourt spielt auch unter seinem Niveau, jetzt hat sich auch noch Marcel Risse schwerer verletzt. Und die Alternativen sind rar: Gegen Belgrad steht Stöger auch Stürmer Artjoms Rudnevs nicht zu Verfügung. Cordoba braucht ein Tor, vielleicht auch zwei — für einen Stürmer sind Erfolgserlebnisse immer wichtig.
Wie soll die Mannschaft also das Spiel angehen? Stöger sagt: „Für die Mannschaft ist es wichtig, sich auf die Basics zu konzentrieren.“ Hinten sicher stehen, Zweikämpfe gewinnen, vorne effektiv sein. Mit Belgrad kommt eine spielstarke Mannschaft nach Köln. „Es wird eine richtig schwierige Aufgabe“, sagt Kölns Trainer. Stöger weiß, dass ein Sieg dem Team Auftrieb geben und die Stimmung im Verein heben würde. Und vielleicht wird es so doch noch ein großer Abend für den FC. Schmadtke sagt jedenfalls: „Wir greifen wieder an.“
Voraussichtliche Aufstellung: T. Horn - Sörensen, Maroh, Heintz - Klünter, Rausch - Lehmann, Höger - Osako, Bittencourt - Cordoba