Kuriose Situation : Der FC erhält Besuch vom neuen Trainer
Köln Es mutet schon kurios an, dass der voraussichtlich neue Trainer des 1. FC Köln am Sonntag zur Meisterfeier der 2. Fußball-Bundesliga im Rhein-Energie-Stadion erwartet wird. Sollte nicht noch etwas Unvorhergesehenes passieren, ist allerdings tatsächlich gesichert, dass genau dieser Fall eintreten wird.
Achim Beierlorzer (51) ist Trainer des SSV Jahn Regensburg, sein aktueller Verein gastiert in Köln (15.30 Uhr), und es gilt als sehr wahrscheinlich, dass er nächste Saison in der Bundesliga den FC trainiert.
„Ich werde nichts sagen“
Am Donnerstagnachmittag machte Beierlorzer jedenfalls einen aufgeweckten Eindruck, und dennoch war es dem Trainer sichtlich unangenehm, dass er nach dem Training seiner Regensburger mit dem Interesse aus Köln konfrontiert wurde. „Es ist ja alles wunderbar, dass man mit anderen Vereinen in Kontakt gebracht wird – aber ich kann und werde über Gerüchte nichts sagen, das macht keinen Sinn“, erklärte er. „Ich bin beim SSV Jahn, wir bereiten uns auf das Spiel in Köln vor.“
Beierlorzer hatte am Montag auf der Tribüne in Fürth verfolgt, wie der FC mit dem 4:0-Sieg den Wiederaufstieg schaffte. Tags zuvor war Kölns Sportchef Armin Veh beim Spiel des SSV Jahn gegen Aue (1:3). Beide Male habe er Veh nicht getroffen, sagte Beierlorzer. Er habe aber FC-Lizenzspielerleiter Frank Aehlig zum Aufstieg gratuliert, den er noch gut aus der gemeinsamen Zeit bei RB Leipzig (2014 bis 2017) kenne. Er wird in Zukunft wohl wieder mit Aehlig zusammenarbeiten, Beierlorzer soll Köln zur neuen Saison übernehmen.
Der Klub hat sich mit dem Trainer auf ein Engagement geeinigt. Perfekt ist der Deal allerdings noch nicht. Der Gemeinsame Ausschuss des FC muss der Personalie zustimmen. Zudem steht eine Einigung mit dem SSV Jahn aus. In Regensburg steht Beierlorzer bis 2022 unter Vertrag; er soll aber eine Ausstiegsklausel in seinem Vertrag haben, die es ihm erlaubt, bei einem Angebot eines Erstligisten den Klub zu verlassen. Jahns Geschäftsführer Christian Keller sagte am Donnerstag zwar der „Mittelbayerischen Zeitung“, dass „keine offizielle Anfrage aus Köln“ vorliege, zum jetzigen Zeitpunkt ist das aber auch nicht relevant: Die Klausel muss Beierlorzer bis zum 15. Juni ziehen. Beide Seiten habe also Zeit, sich zu einigen. Die Kölner müssten aber – wie bei Anfang und Kiel im Sommer 2018 – eine Ablöse zahlen. Sie sind sich sicher, dass es sich lohnt: Beierlorzer führte Regensburg als Aufsteiger in der Saison 2017/2018 auf Platz fünf; auf diesem Rang steht der Klub derzeit wieder. Zuvor war er in Leipzig tätig, vor allem im Jugendbereich.
Was für einen Typ Trainer bekäme der FC? Der 51-Jährige setzt im 4-2-2-2 mit zwei Sechsern auf ein Pressingsystem mit aggressivem, hohen Anlaufen des Gegners und schnellem Umschaltspiel. Ein System mit viel Aktivität und hoher Intensität, das für einige FC-Profis sicher eine Umstellung wäre. Dem eloquenten Coach eilt der Ruf voraus, eine Mannschaft mitnehmen zu können. Beierlorzer ist nämlich nicht nur Fußballlehrer, sondern auch Ehemann, dreifacher Vater – und Pädagoge.
Er unterrichtete bis zu seiner Vertragsverlängerung in Regensburg als Lehrer für Mathematik und Physik an einem Gymnasium nahe Nürnberg. Sein Bruder ist Bertram Beierlorzer (61), der als Profi für den FC Bayern, den 1. FC Nürnberg und den VfB Stuttgart in der Bundesliga spielte. Die dürfte jetzt auch Achim Beierlorzer kennenlernen, als FC-Trainer. Aber erst mal ist er ja bei der Meisterfeier dabei.