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Aachen: Ex-Alemanne Tobias Mohr über das bittere Aus im DFB-Pokal gegen den BVB

Aachen : Ex-Alemanne Tobias Mohr über das bittere Aus im DFB-Pokal gegen den BVB

Mit seinem ehemaligen Arbeitgeber hatte Tobias Mohr den Einzug in die erste Runde des DFB-Pokals verpasst, Alemannia Aachen unterlag Viktoria Köln im Finale des Mittelrheinpokals 0:2 nach Verlängerung. Da das Aachener Eigengewächs sich im Sommer dem Zweitligisten Greuther Fürth anschloss, betrat er am Montagabend aber dennoch die große Fußballbühne.

Im Spiel gegen Champions-League-Teilnehmer Borussia Dortmund wurde Mohr zur zweiten Halbzeit eingewechselt, und der 22-Jährige machte seinen Job so gut, dass nicht nur ARD-Sportchef Steffen Simon ins Schwärmen geriet. Über das bittere 1:2 gegen den BVB nach Verlängerung sprach Mohr mit Benjamin Jansen.

Herr Mohr, viel hat nicht gefehlt zur Pokal-Sensation. Wie gut schläft man, wenn am Ende des Abends dann doch der große Favorit jubelt?

Tobias Mohr: Es hat ein bisschen gedauert, bis ich einschlafen konnte. Wir haben ein super Spiel abgeliefert, und da möchte man sich auch für belohnen. Dass wir zwei Mal in der Nachspielzeit einen Gegentreffer kassieren, ist sehr, sehr bitter.

Nach der Pause sind Sie ins Spiel gekommen. Was geht einem durch den Kopf, wenn man weiß, dass man gegen Spieler wie Marco Reus oder Mario Götze spielt?

Mohr: Dass es gleich in meinem ersten DFB-Pokal-Spiel gegen Borussia Dortmund geht, ist der Wahnsinn. Ich denke, dass es der Traum jedes Fußballers ist, so eine Atmosphäre aufsaugen zu können und gegen Spieler wie Marco Reus oder Mario Götze zu spielen. Es hat richtig viel Spaß gemacht, da werde ich mich mein Leben lang dran erinnern.

Sie haben sich einige Duelle mit dem ehemaligen polnischen Nationalspieler Lukasz Piszczek geliefert.

Mohr: Das stimmt. Ich denke, dass ich es insgesamt ganz gut gemacht habe — unabhängig davon, wer mein Gegenspieler war.

Steffen Simon ist sogar noch einen Schritt weiter gegangen. „Mohr macht ein super Spiel nach seiner Einwechslung“, hat der ARD-Sportchef gesagt.

Mohr: Man arbeitet hart dafür, so ein Lob zu erhalten. Das erfüllt mich mit Stolz und bekräftigt mich, den eingeschlagenen Weg fortzusetzen.

Haben sich viele Freunde und ehemalige Weggefährten nach dem Pokalfight gemeldet?

Mohr (lacht): Ich habe hunderte Nachrichten bekommen. Es ist schön, dass so viele Menschen an mich denken.

Abgesehen vom Ausgang des Spiels: Haben Sie es sich so ungefähr in Ihren Träumen vorgestellt, als Sie im Sommer von Aachen nach Fürth umgesiedelt sind?

Mohr: Mit dem Wechsel in die Zweite Liga ist schon ein Traum wahrgeworden. Als ich das Angebot erhalten habe, musste ich nicht lange nachdenken. Natürlich war das ein Riesenschritt nach zwölf Jahren bei Alemannia Aachen, aber ich denke, dass es die richtige Entscheidung war. Ich habe in der Vorbereitung Gas gegeben und gezeigt, was ich kann. Dafür bin ich mit zwei Einsätzen in der Liga belohnt worden, und das Spiel gestern war das i-Tüpfelchen.

War es das größte Spiel in Ihrer bisherigen Karriere?

Mohr: In der Saison, als wir mit Alemannia Vize-Meister in der Regionalliga geworden sind, habe ich viele schöne Partien mitmachen dürfen, auch vor einer großen Kulisse. Das Pokalspiel hat für mich aber einen noch höheren Stellenwert, weil die Atmosphäre einfach unfassbar war. Was die Fans abgeliefert haben, war fantastisch.

Eine lange Anlaufphase haben Sie nicht gebraucht: 57 Sekunden nach Ihrer Einwechslung haben Sie den ersten Schuss abgegeben, keine zwei Minuten später folgte der nächste . . .

Mohr: Ich bin unbekümmert in das Spiel gegangen, weil ich nichts zu verlieren hatte. Ich wollte von Beginn an mutig nach vorne spielen. Dass das nicht immer klappt, ist klar.

Beim Führungstreffer, den Sie mit Ihrer Flanke eingeleitet haben, hat es ziemlich gut funktioniert.

Mohr: Eine meiner Stärken ist das Flanken. Ich habe im Vorfeld gesagt bekommen, dass ich einfach versuchen soll, vorne reinzukommen und hinter die letzte Kette zu spielen. Das habe ich versucht umsetzen. Dass es tatsächlich so gut funktioniert, ist umso schöner.

An der letzten entscheidenden Szene, beim Siegtreffer von Marco Reus, waren Sie auch beteiligt . . .

Mohr: Da muss ich stehenbleiben und darf nicht grätschen, dann kann ich die Flanke unterbinden. Jadon Sancho ist mit viel Tempo auf mich zugekommen und hat es gut gemacht. Ich denke, dass wir uns alle aber keinen Vorwurf machen müssen, weil wir ein sensationelles Spiel abgeliefert haben. Jetzt legen wir den Fokus auf die Liga.

Durch den Wechsel nach Fürth spielen Sie jetzt zwei Ligen höher. Worin liegt der größte Unterschied zwischen Regionalliga und Zweiter Liga?

Mohr: Man hat mehr Zeit am Ball. In der Regionalliga versuchen alle Teams von der ersten Minute an zu pressen. In der Zweiten Liga wird in vielen Situationen abgewartet. Es werden mehr die Räume angelaufen, als die Gegner.

Es hat den Anschein, dass Sie in Fürth gut aufgenommen wurden. Wie war die erste Zeit?

Mohr: Ich hatte einen tollen Einstieg, die Jungs haben mich super aufgenommen. Ich fühle mich hier pudelwohl, auch in der Stadt. Sie ist etwas kleiner als Aachen, aber ähnlich von der Struktur.

Apropos Aachen: Die Alemannia hat einen Fehlstart in der Regionalliga hingelegt. Verfolgen Sie die Spiele Ihres Ausbildungsvereins?

Mohr: Das Live-Spiel gegen Wattenscheid habe ich mir auf Sport1 angesehen, und auch zu Peter Hackenberg, Kai Bösing oder Fuat Kilic habe ich noch Kontakt. Es ist völlig klar, dass ich den Werdegang der Alemannia weiter verfolgen werden, weil es mein Heimatverein ist und auch ein Stück weit Familie.

Aber jetzt geht erst einmal das Abenteuer Zweite Liga weiter…

Mohr: Genau. Darauf fokussiere ich mich und werde weiter hart an mir arbeiten.