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Mönchengladbach: Drmic erzielt ein Tor aus der Zukunft

Mönchengladbach : Drmic erzielt ein Tor aus der Zukunft

Samstagnachmittag im Borussia-Park — ein Zeitsprung in der 64. Minute: Präzise Flanke von rechts, in der Mitte schraubt sich der Stürmer in die Höhe und wuchtet den Ball mit einer ruckartigen Kopfbewegung punktgenau ins linke Toreck. Ein Bilderbuchtreffer, ein Vorgriff auf das, was Mönchengladbachs Trainer Dieter Hecking in der kommenden Spielzeit öfter sehen will.

Denn diese Art, Tore zu erzielen, ist so selten wie ein gelungener Abschluss von Jonas Hofmann. Und diese Art stand fünf Jahre lang auf dem Index, unter Lucien Favre zählte nur der Flachpass, was zum Beispiel Luuk de Jong den Job kostete. Nun also, gegen den SC Freiburg, am vorletzten Spieltag der Saison, war zu sehen, was bei Hecking erlaubt ist, aber derzeit fast unmöglich, ab dem Sommer aber sogar erwünscht und angestrebt wird.

Das Problem dabei: Die Flanke schlug Tony Jantschke, Gladbachs erfahrenster Abwehrspieler, zu dessen Tugenden taktische Intelligenz, solide Technik und ein gutes Kopfballspiel gehören, aber weder schnelle Flügelläufe noch wohldosierte hohe Hineingaben. Und der Mann, der so vorbildlich mit dem Kopf zum 3:1 gegen Freiburg verwandelte war Josip Drmic, der 63 Minuten lang eher Zweifel daran gesät hatte, dass der kopfballstarke Stürmer in spe aus den eigenen Reihen und nicht von einem anderen Klub kommt.

Der Schweizer Nationalspieler ist ein kluger Mann. Und deshalb wusste er sehr wohl, dass ein wenn auch wunderschönes Kopfballtor nicht ausreichen kann, ernsthaften Anspruch auf den zu vergebenden Job in der Gladbacher Sturmspitze zu erheben. „Ich habe gemerkt, dass mir gewisse Sachen noch fehlen. Das braucht Zeit und Spielpraxis. Und das geht nur, wenn ich öfter auf dem Platz stehe. Dann kann ich meine Defizite korrigieren.“ Immerhin aber machte er im Kampf um ein WM-Ticket erneut Nationaltrainer Vladimir Petkovic auf sich aufmerksam. „Jedes Tor tut gut und bringt Selbstvertrauen“, sagte der 25-Jährige. „Es ist die Belohnung für harte Arbeit und zeigt mir, dass ich auf dem richtigen Weg bin.“

Freiburg tat das Tor nicht gut, sondern besiegelte seine Niederlage. Zuvor war bei den abstiegsgefährdeten Breisgauern Hoffnung aufgekommen, als Tim Kleindienst seiner Mannschaft einen großen Dienst geleistet und mit dem 1:2-Anschlusstreffer für Hoffnung zumindest auf einen Punktgewinn gesorgt hatte (59.). Dabei schienen die Gladbacher Thorgan Hazard, mit einem feinen Tor zum 1:0 (18.), und Nico Elvedi, mit einem Kopfball zum 2:0 (57.), den Weg zu einem ungefährdeten Sieg geebnet zu haben. Zumal Matthias Ginter per Kopf und Raffael mit einem direkten Freistoß das Metall oberhalb von SC-Keeper Alexander Schwolow zum Klingen brachten.

Doch für den Dreier, der dennoch mit dem Prädikat verdient versehen wurde, musste Yann Sommer mehrmals spektakulär eingreifen, was sicherlich auch diejenigen Gemüter sanfter gestimmt haben wird, die dem Schweizer Goalie weniger wohl gesonnen sind. Das 3:1 ermöglicht den Gladbachern am Samstag in Hamburg im Kampf um einen Europapokalstartplatz auch noch „ein kleines Endspiel“, wie Ginter formulierte.

Und für Dieter Hecking lieferte die Vorstellung seiner erneut von Personalproblemen geschüttelten Mannschaft einen Pluspunkt, der richtige Mann zu sein, die Zukunft des Vereins erfolgreich gestalten zu können. Mit einem neuen Kopfballstürmer.