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Köln: Den Kölnern fehlt die Durchschlagskraft

Köln : Den Kölnern fehlt die Durchschlagskraft

Peter Stöger ist ein bodenständiger Typ, meist sachlich und nüchtern, und vielleicht fällt es ja gerade deshalb auf, wenn er ins Schwärmen gerät. Im Vorfeld des Spiels zwischen seinem 1. FC Köln und Hertha BSC ist das jetzt noch mal vorgekommen; der Trainer sprach von „großem Respekt“, einer „richtig tollen Saison“, einer „außergewöhnlich guten Platzierung“. Er lobte nicht seine Mannschaft.

Stöger redete über den Gegner aus Berlin, vor einem Jahr noch ein Abstiegskandidat, jetzt ein Champions-League-Anwärter. Der Trainer der Kölner sagte: „Sie haben sich noch ein bisschen besser entwickelt als wir.“

Was Stöger meinte, zeigte sich am Freitagabend im Kölner Rhein-Energie-Stadion; die Hertha, starker Tabellendritter, schlug den FC verdient mit 1:0. Das Tor des Tages schoss Vedad Ibisevic (43.). Und es ist nicht besonders verwunderlich, dass Stöger den Stürmer in seine Lobrede zuvor einbezogen hatte: Ibisevic und sein Sturmpartner Salomon Kalou seien „echte Torgaranten“, hatte er gesagt. Er hatte richtig gelegen.

Stöger hatte seine Elf nach der 0:1-Niederlage in Gladbach wie erwartet umgestellt: Marcel Risse und Mergim Mavraj rückten ins Team, im Derby hatten sie ja passen müssen. Mit ihnen kehrte der FC in der Defensive zum System mit Dreierkette und zwei hochstehenden Außenverteidigern zurück. Erst einmal traten die beiden aber offensiv in Erscheinung, Mavraj schoss nach einem Freistoß von Risse knapp am Tor vorbei. Drei Minuten waren gespielt, und der FC hätte führen können. Ein Tor sollten die Kölner auch in den folgenden 87 Minuten nicht erzielen.

Die frühe Großchance war der Startschuss für eine recht muntere erste Halbzeit, es ging oft hin und her, was vor allem daran lag, dass es in den ersten 45 Minuten keiner Mannschaft gelang, das Spiel im Mittelfeld zu kontrollieren. Daraus resultierte zwar nicht eine ganze Fülle von guten Torchancen, wenn aber ein Team gefährlich wurde, dann war es die Hertha. Angreifer Kalou drosch erst einen Ball freistehend aus elf Metern über das Kölner Tor (19.), fünf Minuten später musste FC-Schlussmann Timo Horn dann einen Fernschuss von Genki Haraguchi über die Latte lenken.

Aber als Ibisevic nach einem Pass von Kalou im Strafraum ziemlich frei an den Ball kam und ihn überlegt ins Eck schoss, führten die Berliner schließlich nicht unverdient. Sie taten mehr fürs Spiel, zudem ließen sie in der Defensive kaum etwas zu. Köln war in Hälfte eins nach der ersten großen Chance nur noch einmal gefährlich geworden, als Winterneuzugang Filip Mladenovic nach schöner Vorarbeit von Matthias Lehmann und Leonardo Bittencourt aus spitzem Winkel an Herthas Torwart Rune Jarstein scheiterte (34.).

Und auch nach dem Seitenwechsel änderte sich das Bild nicht wesentlich. Risse schoss einen Freistoß aus guter Position uninspiriert drüber (47.), Berlins folgende Chance war wesentlich besser, als Kölns Verteidiger Dominic Maroh Haraguchis Versuch aus kurzer Distanz noch zur Ecke blocken konnte (49.).

Stöger stellte nach knapp einer Stunde auf Viererkette um, mit Philipp Hosiner kam ein zweiter Stürmer, mit Milos Jojic ein kreativer Mittelfeldspieler in die Partie. Köln wurde aktiver, aber die Veränderungen brachten an diesem Abend auch nicht die nötige Durchschlagskraft. Und wenn der FC einmal in die Nähe des Berliner Tores kam, war der letzte Pass zu ungenau — wie etwa bei Bittencourts überhasteter Flanke (75.). Es war der Zufall, der dem FC doch noch die Chance zum Ausgleich eröffnete; Herthas Verteidiger John Brooks rutschte an einer Risse-Flanke vorbei, Kölns Stürmer Anthony Modeste spitzelte den Ball an den Pfosten (82.). Es war die letzte große Möglichkeit an einem Abend, von dem Peter Stöger in Zukunft wohl kaum schwärmen wird.