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Aachen: Dem FC droht der schlechteste Start aller Zeiten

Aachen : Dem FC droht der schlechteste Start aller Zeiten

Es war fast auf den Tag genau vor zwei Jahren, als Lucien Favre Fakten schuf: Der Trainer von Borussia Mönchengladbach verkündete nach der 0:1-Niederlage gegen den 1. FC Köln seinen Rücktritt. Die Sportliche Leitung wollte trotz der fünf Niederlagen zum Saisonbeginn am Schweizer festhalten, was durch den Schritt Favres an die Öffentlichkeit aber hinfällig wurde.

André Schubert übernahm, am Ende der Saison hatte sich die Borussia für die Champions League qualifiziert. Nun die schlechte Nachricht: Fortuna Düsseldorf legte in der Saison 1991/92 mit sechs Niederlagen aus den ersten sechs Spielen den schlechtesten Saisonstart aller Zeiten hin — und stieg am Ende schließlich als abgeschlagener Tabellenletzter ab.

Irgendwo zwischen diesen beiden Extremen rangiert auch der 1. FC Köln, wobei im Geißbockheim sicher niemand das Bedürfnis hat, im Trophäenschrank einen Platz freizuräumen, um den „Pokal“ für den schlechtesten Bundesliga-Start aller Zeiten unterzubringen. „Jeder muss mehr Leistung abrufen“, sagt FC-Trainer Peter Stöger, unter dem es in seiner viereinhalbjährigen Tätigkeit in Köln zwar ständig bergauf ging, der aber trotzdem wohl als Erster in die Verantwortung genommen würde, sollte die Misere anhalten. Folglich sagt der Österreicher vor der Partie bei Aufsteiger Hannover 96 (Sonntag, 15.30 Uhr) auch: „Ich zähle auch das Trainerteam dazu. Wir sollten auf jeden Fall etwas Zählbares mitbringen.“

Nicht nur eine Ergebniskrise

Schwer umzusetzen wird dieses nachvollziehbare Vorhaben allerdings dadurch, dass der FC nicht „nur“ eine bloße Ergebniskrise hat, die durch einen notfalls auch schmutzig errungenen Erfolg beendet werden kann. Das komplette Mannschaftsgefüge ist nach dem verkorksten Start eine Dauerbaustelle. „Wir müssen die Finger in die Wunden legen“, sieht Stöger akuten Handlungsbedarf.

In der Offensive fehlen in erster Linie natürlich die Qualitäten eines Anthony Modeste. Nicht nur wegen der Vielzahl der Tore, mit denen sich sein Nachfolger Jhon Cordoba im Sturmzentrum nicht messen lassen kann. Und auch kein anderer Kölner strahlt wirklich Torgefahr aus. Modeste wird auch vermisst, wenn es darum geht, Zuspiele aus der Defensive festzumachen oder abzulegen, und wenn der Gegner unermüdlich anzulaufen ist. Ohnehin war das in der Vorsaison durchexerzierte offensive Pressing bislang nur selten zu sehen. Das führt auch dazu, dass sich die gegnerischen Mannschaften leichter durch die Linien kombinieren und über gewonnene Eins-gegen-eins-Situationen auf den Außenpositionen häufig gefährlich in die Rote Zone vor Torhüter Timo Horn kommen.

Geschwächelt wird auch im zwischen Torhüter und Zentrumsstürmer. Die Verletzung von Jonas Hector (Syndesmosebandriss) bedeutet nicht nur eine Schwächung auf der Sechser-Position. Konstantin Rausch bringt als Linksverteidiger besonders im Offensivspiel auch nicht die Qualität Hectors ein, die der Nationalspieler zeigte, als er fest auf dieser Position spielte. Auch auf der anderen Abwehrseite drängen sich derzeit keine Namen auf: Lukas Klünter spielt schwach, aber niemand von der Bank macht ihm seinen Platz streitig.

Das Kölner Flügelspiel leidet auch, weil auf den offensiven Positionen Marcel Risse nach seinem Kreuzbandriss noch die letzte Spritzigkeit fehlt und auf der anderen Seite Leo Bittencourt zwar ackert, aber keinen großen Schrecken verbreitet. Bleibt zuletzt die Schaltzentrale, wo Milos Jojic momentan nicht in der Lage ist, die Fäden zu ziehen, und Yuya Osako in der Luft hängt, weil ihm mit Modeste der Spielpartner abhandengekommen ist, der auf seine Ideen einging.

Genug Arbeit also für den Trainerstab des FC, auch wenn Stöger sagt: „Es ist eine prekäre Situation. Aber ich kenne die Mannschaft, und der Faktor Vertrauen ist immer noch sehr groß.“

Voraussichtliche Aufstellung: T. Horn - Klünter, Sörensen, Maroh, Heintz - Höger, Lehmann - Risse, Bittencourt - Osako - Cordoba