Köln : Dem 1. FC Köln fehlt nicht nur die Cleverness
Köln Peter Stöger hat sich im Herbst selbst auferlegt, nicht mehr über Fußball-Schiedsrichter zu sprechen, aus Resignation und ein bisschen aus Selbstschutz, und dieses Gebot hat der Trainer des 1. FC Köln auch am Freitagabend beherzigt. Kein Wort über den Unparteiischen nach der 0:1-Niederlage gegen Hertha BSC, auch keine Andeutungen zwischen den Zeilen, aber das war auch gar nicht nötig.
Über Tobias Stieler, der das Spiel der Kölner gegen Berlin geleitet hatte, wurde ohnehin genug gesprochen, auch ohne Stögers Zutun.
In der 73. Minute hatte der Berliner Per Skjelbred den Ball im eigenen Strafraum mit dem Arm gespielt, es hätte Elfmeter für den FC geben müssen, aber Stieler hatte das Handspiel übersehen. Er pfiff nicht. Und das war nach Abpfiff dann das große Thema. Der Kölner Kapitän Matthias Lehmann oder Verteidiger Dominique Heintz etwa beklagten den nicht gegebenen Strafstoß, und Jörg Schmadtke reagierte gewohnt zynisch, der Sportdirektor sagte: „Wir haben das Gefühl, dass wir in der größten Handball-Arena Deutschlands spielen.“ In der Hinrunde hatte Hannovers Leon Andreasen im Rhein-Energie-Stadion ein Tor mit dem Arm erzielt, der FC hatte auch dieses Spiel 0:1 verloren. Solche Fehlentscheidungen sollte es in der Bundesliga nicht geben, da hat Schmadtke schon recht.
Es ist aber nun nicht so, dass die Kölner gegen Hertha wegen Stieler verloren hätten, sie haben verloren, weil sie nicht gut genug waren, und das sah ja auch Schmadtke so. „Über weite Strecken haben wir nicht ansatzweise zu unserem Spiel gefunden“, sagte der Sportdirektor. Stöger war da nicht ganz so kritisch, aber auch der Trainer befand, dass seine Mannschaft „nicht ihr bestes Spiel“ gemacht habe. In der ersten Halbzeit habe es vor allem im Aufbau gehakt, sie hätte zu viele Fehler gemacht. Im Grunde war diese Hälfte den ersten 45 Minuten bei der Derbyniederlage gegen Borussia Mönchengladbach ziemlich ähnlich: Köln fand keinen Zugriff, kam nicht in die Zweikämpfe.
Stöger sah aber auch das Positive: Seine Spieler hätten über den Kampf ins Spiel gefunden, sie hätten sich bis zum Schluss gewehrt. Dass es nicht zu einem Punktgewinn gereicht hat, machte Stöger daran fest, dass der FC eben noch nicht so gefestigt sei, wie manche glaubten. „Man hat heute gesehen, dass die Berliner schon einen Schritt weiter als wir sind.“ Auch die Hertha machte kein berauschendes Spiel, aber sie stand defensiv sicher, war effizient in der Offensive; die Berliner spielten zudem oft grenzwertig auf Zeit. Am Ende gewannen sie dieses wenig sehenswerte Fußballspiel also, weil Vedad Ibisevic bei seinem Tor in der 43. Minute kaltschnäuzig und die Hertha insgesamt das cleverere Team war.
Für Unruhe sorgt die Niederlage in Köln nicht, auch wenn es nach dem verlorenen Derby schon die zweite in Serie war. Stöger sagte: „Wir stecken nicht in einem riesigen Loch, wenn wir gegen Mannschaften, die weit oben stehen, zwei Mal 0:1 verlieren.“ Am Dienstag (20 Uhr) spielt Köln in Ingolstadt. Der Aufsteiger ist Neunter.