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Aachen: „Das Publikum ist weltklasse”

Aachen : „Das Publikum ist weltklasse”

Bei den Weltmeisterschaften der Distanzreiter erreichte die deutsche Mannschaft den vierten Platz. Bernhard Dornsiepen zeigte sich mit der Leistung seiner Reiter sehr zufrieden. Dabei wäre auch mehr drin gewesen, meint der Bundestrainer im Gespräch mit unserem Mitarbeiter Ilja von de Kasteele.

Herzlichen Glückwunsch Herr Dornsiepen. Wie beurteilen Sie die Leistung der deutschen Reiter?

Dornsiepen: Ich bin sehr zufrieden. Wir haben zahlreiche starke Nationen auf der Strecke geschlagen, nicht im Vet-Gate. Die Australier und Neuseeländer gehörten klar zum Favoritenkreis. Aber unsere Mädels waren einfach besser unterwegs.

Es lief anfangs sehr gut, dann kam das dritte Vet-Gate und zwei Pferde wurden aus dem Wettkampf genommen.

Dornsiepen: Das war einfach Pech. Baida in Nahar (Anm.: das Pferd von Marianne Hähnel) hat sich zu stark aufgeregt und deshalb Verdauungsprobleme bekommen. Nadira ist unterwegs weggerutscht oder auf einen Stein getreten und ging lahm. Natürlich war Melanie Arnold sehr enttäuscht.

Wäre ansonsten mehr möglich gewesen?

Dornsiepen: Auf jeden Fall. Nadira war sehr gut drauf und hätte noch vor Madaq und Sabrina Arnold, die ja Elfte wurden, ins Ziel kommen können. Da wären pro Vet-Gate ein paar Minuten drin gewesen. Aber alles spekulieren hilft nichts - am Ende hat das Quäntchen Glück gefehlt.

Einige Teilnehmer haben sich über die lückenhafte Zeitmessung beschwert.

Dornsiepen: Man muss klar sagen, dass wir mit Kenntnis der aktuellen Ergebnisse noch einmal angegriffen hätten. Uns trennten ja lediglich dreizehn Minuten von den drittplatzierten Portugiesen. Wir haben hin und her gerechnet, aber uns wurde erst drei Kilometer vor dem Ziel klar, dass wir noch echte Chancen auf eine Medaille hatten - leider zu spät.

Die Bronzemedaille war also in greifbarer Nähe?

Dornsiepen: Mit Kenntnis der aktuellen Abstände - eindeutig ja. Die letzte portugiesische Reiterin hatte wohl ziemlich abgebaut. Belinda Hitzler und Susanne Kaufmann hätten beide noch mal Gas geben können. Auf der anderen Seite hatte der Regen die Vet-Karten völlig durchnässt. Die Verantwortlichen hatten große Mühe, die Dinger richtig zu lesen. Zudem herrschte vor Ort unglaubliche Aufregung, weil jeder auf die Helfer eingestürmt ist. Trotzdem muss man klar sagen, dass wir unsere Ziele erreicht haben. Die Taktik, auf die Mannschaftswertung zu setzen, ist voll aufgegangen.

Andere Favoriten sind dagegen komplett ausgeschieden.

Dornsiepen: Die Vereinigten Arabischen Emirate haben nur auf Einzelsieg gesetzt. Da geht man natürlich ein höheres Risiko ein und überdreht schon mal.

Wie sieht die Zukunft der Mannschaft aus

Dornsiepen: Die nächste Herausforderung wartet in Portugal auf uns. Ich hoffe, dass drei oder vier Reiter Zeit und Geld haben, Anfang Oktober bei den Europameisterschaften an den Start zu gehen. Im November wird der Kader für das nächste Jahr vorgestellt. Einige Pferde werden nicht mehr dabei sein. Nadira zum Beispiel geht in die Zucht. Mal sehen, wer da nachrückt. Im Winter wollen wir gezielt um Sponsoren werben, es fehlt einfach am Geld.

Wie war die Reaktion vom DOKR?

Dornsiepen: Diese Nacht rief mich Herr Wendt (Anm.: Geschäftsführer DOKR) an und hat der ganzen Mannschaft gratuliert. Er war sehr zufrieden mit der Leistung und möchte auch, dass das in Zukunft so weiter geht. Eindeutig ein positives Signal.

Was war für Sie das Highlight des Tages

Dornsiepen: Ganz klar die Zuschauer. Das Aachener Publikum ist weltklasse und einmalig. So etwas habe ich noch nie erlebt. Auch die Reiter waren von der Unterstützung und dem Jubel begeistert. Unterwegs herrschte richtige Gänsehautatmosphäre. Ich wünschte, wir könnten beim CHIO dabei sein und so etwas häufiger erleben.