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Eschweiler: Alberto Zorzi siegt im „Großen Preis von Eschweiler“

Eschweiler : Alberto Zorzi siegt im „Großen Preis von Eschweiler“

Ein Stechen ganz nach dem Geschmack der Zuschauer: Sieben der 53 Teilnehmer hatten sich qualifiziert. Unterliefen den ersten Reitern noch Fehler, so nahm das Stechen danach Fahrt auf. Vier Reiter unterboten sich mit immer schnelleren Zeiten und blieben ohne Abwurf im Stechen um den „Großen Preis von Eschweiler“.

Reed Kessler (USA) hatte mit Aspen 50,85 Sekunden in dem Drei-Sterne-Springen vorgelegt, Frederic Tillmann (Grevenbroich) unterbot sie auf Oreal des Etains um 0,52 Sekunden. Holger Hetzel (Goch) benötigte mit Legioner nur 49,06 Sekunden — und musste sich am Ende doch dem Italiener Alberto Zorzi mit Fair Light van T Heike um 0,12 Sekunden beugen.

 „Alles oder nichts“: Der Italiener Alberto Zorzi gewinnt den „Großen Preis von Eschweiler“.
„Alles oder nichts“: Der Italiener Alberto Zorzi gewinnt den „Großen Preis von Eschweiler“.

„Ich wollte es ruhig angehen lassen. Eschweiler war mein erstes Freiluftturnier mit Legioner in diesem Jahr“, erläutert Hetzel, „daher habe ich ihn am Freitag geritten und ihm am Samstag eine Pause gegönnt.“ Der ruhige Start in die Freiluftsaison sollte die Taktik im Stechen bestimmen. „Dann sah ich Reed und Frederik, der ein bisschen schneller war. Und dann bin ich kurzentschlossen mehr auf Risiko geritten.“ Hetzel, seit 2000 Landestrainer des rheinischen Springnachwuchses gab „Gas, doch von Sprung 2 nach 3 bin ich nicht mit allerletzter Konsequenz geritten“. Zorzi, der seit einem Jahr im niederländischen Valkenswaard bei Jan Tops arbeitet, ritt „alles oder nichts“, schob sich knapp vorbei und sicherte sich 15 450 Euro in dem mit knapp 62.000 Euro dotierten Springen.

Hetzel nahm‘s gelassen, liegt sein Fokus doch auf den Deutschen Meisterschaften Anfang Juni in Balve. Hier war er vor einem Jahr Vizemeister geworden, hatte 2015 mit dem zwölfjährigen Holsteiner in den Grand Prix in Kiel, Donaueschingen und Spangenberg die Plätze 5, 4 bzw. 2 belegt. „Es wäre schön, bei der DM wieder vorne mit dabei zu sein“, möchte der 56-Jährige gerne noch einmal beim CHIO Aachen starten. Mit Gipfelstürmer, mit dem er 1993 im deutschen EM-Team ritt, war er dreimal in der Soers dabei. Ein vorderer DM-Platz würde einen Aachen-Start einbringen — nur 2015 nicht, da statt des CHIO die EM in der Soers stattfand. „Ich denke, Legioner ist ein Pferd, das gut mit dem großen Platz zurechtkäme. Er bringt alles mit, was man von einem Springpferd erwartet, groß, viel Blut, und er hat ein super Vermögen“, so Hetzel.

Die Schärpe für den erfolgreichsten Reiter insgesamt ging an die 21-jährige Reed Kessler, die zudem die erfolgreichste Teilnehmerin war. Die Amazone, die im niederländischen Guttecoven stationiert ist, erregte 2012 Aufmerksamkeit, als sie als jüngste Springreiterin aller Zeiten bei den Olympischen Spielen in London antrat. Auch 2016 steht Kessler, die auf Aspen das Drei-Sterne-Springen am Samstag gewann, auf der Longlist für Rio de Janeiro.

Reiter aus 28 Nationen, darunter erstmals auch Südafrika, Japan und Korea, mit 500 Pferden waren beim „Eschweiler Masters“ am Start, das quantitativ an seine Grenzen stößt. „Man kann sagen, dass Eschweiler jetzt auf der Weltkarte steht. Nun geht nur noch ein Wachsen in Sachen Qualität“, blickt Turnierorganisatorin Andrea Weinberg zufrieden auf die vier Turniertage zurück, zumal so viele Zuschauer wie noch nie kamen. „Sogar beim Flutlichtspringen am Samstagabend, als es regnete, waren es richtig viele.“ Die 27-Jährige, übrigens frisch verlobt mit ihrem britischen Springreiter-Kollegen Felix McCartney, stieg auch selbst in den Sattel und zeigte auf Elm Rose im Ladies-Grand-Prix eine blitzsaubere Nullrunde. Nach Abwürfen im Stechen sprang Platz 8 heraus. „Und sie hat das Pferd selbst ausgebildet von der Pike auf“, unterstrich Mutter Helena Stormanns eigens.

2010 war das Turnier mit den nationalen „Eschweiler Reitertagen“ aus der Taufe gehoben worden, anno 2016 umfasst das „Eschweiler Jumping-Festival“ drei Turniere, zwei davon international, mit knapp 60 Springen. „Ich bin begeistert von der Entwicklung, vor allem von der sportlichen Entwicklung. Damit hatten wir am Anfang selbst nicht gerechnet. Aber ich denke, es ist wichtig, so eine Veranstaltung muss wachsen, so wie das ganze Team, das dahinter steht, wächst.“