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Der Kindershilfswerk Unicef kämpft in Malawi noch immer gegen HIV

Unicef-Spendenaktion : Wie Unicef in Malawi noch immer gegen HIV kämpft

Noch immer sterben in Malawi jährlich etwa 18.000 Menschen an Aids: In den Dörfern kämpfen die Mitarbeiter von Unicef immer noch gegen Unwissenheit, Fehlinformationen und Aberglaube rund um das HI-Virus. Und zwar auf außergewöhnlichen Wegen.

„Ich war am laufenden Band krank. Also ließ ich mich untersuchen und bekam die Diagnose. Das hat mich vollkommen aus der Bahn geworfen”, erzählt Precious Kuthambo bei ihrem regelmäßigen Checkup im Kawale Krankenhaus in Lilongwe. Die 24-jährige Mutter hat HIV und lebt seit 2017 mit dem Virus. „Ich war unglaublich wütend, weil ich wusste, dass ich mich bei meinem Mann angesteckt haben musste. Er gab zu, dass er mich mehrfach betrogen hatte.”

Precious holt sich an diesem Nachmittag ihre Medikamente ab – für die sogenannte antiretrovirale Therapie. Gemeinsam mit ihrem Ehemann, der ebenfalls HIV-positiv ist, nimmt sie die Medikamente täglich ein und hält damit die Virenlast so gering, dass die Krankheit Aids nicht ausbricht: „Mein Mann und ich nennen sie unsere lebensspendenden Pillen.”

 Precious Kuthambo lebt seit 2017 mit HIV. Vor ihrer Diagnose wusste sie nur wenig über das Virus. Denn das Thema ist in Malawi oft tabuisiert.
Precious Kuthambo lebt seit 2017 mit HIV. Vor ihrer Diagnose wusste sie nur wenig über das Virus. Denn das Thema ist in Malawi oft tabuisiert. Foto: Thoko Chikondi

Anders als in vielen anderen Ländern ist HIV in Malawi immer noch großes Problem. Jährlich sterben in dem ostafrikanischen Land etwa 19.000 Menschen an dem Virus, wenn sie nicht behandelt werden. Vor ihrer Infektion wusste Precious nicht viel über das Thema: „Als Kinder sprach ich manchmal mit meinen Schwestern und Cousinen über HIV. Aber weil ich damals nicht sexuell aktiv war, hat es mich nicht sehr interessiert”. Sie dachte sogar, „dass sich nur Prostituierte damit infizieren.”

Große Erfolge

Unwissenheit und Irrglaube rund um HIV - dagegen kämpft Unicef gemeinsam mit dem malawischen Gesundheitsamt, erklärt Aaron Mdoro, HIV-Experte bei Unicef Malawi. Der Fokus seiner Arbeit liegt auf drei Bereichen: Prävention, testen und behandeln. Damit hat Unicef Erfolg: Im Jahr 2000 infizierten sich noch etwa 300.000 Menschen in Malawi, die Krankheit griff um sich und ließ zehntausende Kinder als Waisen zurück. Mittlerweile sind es pro Jahr noch etwa 19.000 Menschen, die das Virus bekommen. Unicef hat wichtige Ziele erreicht: 90 Prozent aller Infizierten kennen mittlerweile ihren Status, werden medikamentös behandelt und führen so ein normales Leben.

Ein „normales Leben führen”, das verspricht auch einer von vielen Werbespots zum Thema HIV, die täglich landesweit über die TV-Bildschirme laufen. Doch nicht nur im Fernsehen, sondern auch im Radio, auf Plakaten an der Straße und sogar per SMS der Mobilfunkanbieter werden die Menschen über das HI-Virus aufgeklärt.

Viele Menschen in Malawi leben aber in entlegenen ländlichen Gebieten und haben oft keinen Zugang zu solchen Medien: Sie werden deshalb gezielt an den Gesundheitszentren oder auch über lokale Gesprächskreise informiert: „Wir veranstalten sogar Public-Viewing-Events von Sportveranstaltungen, um möglichst viele Menschen zu erreichen und auf das Virus zu testen”: Auch Unicef-Freizeitangebote wie das „Childrens’ Corner” sind Gelegenheiten für die Experten, Kinder ausfindig zu machen, die möglicherweise mit dem Virus infiziert sind.

Tabus und Scham

All das sei durch die Corona-Pandemie für einige Monate weggefallen, die Arbeit der Gesundheitsexperten war massiv eingeschränkt. Was aber weiterhin angeboten wurde: Bei den Mitarbeitern der Gesundheitszentren gibt es immer einen Vorrat an Kondomen und Pillen namens „Preps” und „Peps”, die speziell vor oder nach dem Sex einzunehmen sind, um die Ansteckung mit HIV zu verhindern. Diese Vorsorge ist genau wie die Medikamente zur Behandlung des Virus kostenlos – denn viele Menschen in Malawi hätten gar nicht die finanziellen Mittel für eine dauerhafte Vorsorge oder Behandlung.

Bei dem Treffen im Gesundheitszentrum tauschen sich Frauen und Mütter, die HIV-positiv sind, über ihre Sorgen, Wünsche und Fragen aus. Vor allem geht es darum, wie man vermeiden kann, das Virus auf ungeborene Kinder zu übertragen.
Bei dem Treffen im Gesundheitszentrum tauschen sich Frauen und Mütter, die HIV-positiv sind, über ihre Sorgen, Wünsche und Fragen aus. Vor allem geht es darum, wie man vermeiden kann, das Virus auf ungeborene Kinder zu übertragen. Foto: Thoko Chikondi

Nach wie vor bereitet eine Gruppe Aaron Mdoro Sorgen: die jungen Menschen. Mädchen und Jungen infizieren sich oft noch im Schulkind-Alter durch ungeschützten Sex mit HIV, sagt Aaron Mdoro. Auf die Schule allerdings könne man in Sachen Aufklärung nicht zählen: „Der Unterricht ist noch viel zu konservativ, um dieses Thema zu behandeln.“

Auch Precious und Nolah Kamasho, die ebenfalls zu dem Termin im Krankenhaus gekommen ist, haben in der Schule nichts über Verhütung und das Vermeiden einer HIV-Infektion gelernt. Die 23-jährige Nolah hat 2016 von ihrer Infektion erfahren, als ihre Tochter gerade ein Jahr alt war. “Die Diagnose fühlte sich an wie ein Todesurteil.” Überrascht sei sie aber nicht gewesen, weil sie vor ihrer Ehe als Sexarbeiterin tätig war und dabei oft ungeschützten Sex hatte.

 Nolah Kamasho war früher als Sexarbeiterin tätig und hat sich dabei mit dem HI-Virus infiziert. Dank der Medikamente lebt sie heute mit ihrer Tochter und ihrem Mann ein normales Leben. Sie wünscht sich ein zweites Kind.
Nolah Kamasho war früher als Sexarbeiterin tätig und hat sich dabei mit dem HI-Virus infiziert. Dank der Medikamente lebt sie heute mit ihrer Tochter und ihrem Mann ein normales Leben. Sie wünscht sich ein zweites Kind. Foto: Thoko Chikondi

„Das Thema Verhütung ist oft noch ein Tabu in unserer Kultur”, bestätigt Precious, die an diesem Tag mit ihrem Sohn Christopher hier ist. Er ist zweieinhalb Jahre alt, wurde also geboren, nachdem Precious sich infiziert hatte.

Bis vor wenigen Jahren haben viele Mütter das Virus im Mutterleib auf ihr ungeborenes Kind übertragen – weil sie teilweise nichts von der eigenen Erkrankung wussten oder keine Medikamente bekamen, erklärt Aaron Mdoro. Die Zahl sei gesunken, weil man schwangere Frauen jetzt gezielt anspreche, aufkläre und gleichzeitig die medikamentöse Behandlung forciert habe.

Schwangere Frauen besonders im Fokus

Dass der kleine Christopher HIV-negativ ist, ist also auch den Medikamenten zu verdanken, die Precious regelmäßig einnimmt. Gleichzeitig habe sie bei den Treffen mit anderen Frauen und Müttern im Krankenhaus einiges gelernt: Hier können die Frauen Ängste teilen, Sorgen besprechen und bekommen Tipps, wie sie und ihre Familie ein möglichst normales Leben führen können. Mittlerweile ist Precious glücklich: „Ich glaube, dass ich ein langes und gesundes Leben haben kann – genau wie jeder andere Mensch.” Auch Nolah sei zuversichtlich, was die Zukunft angeht: Sie und ihr Mann versuchen derzeit, ein zweites Kind zu bekommen.

Nur das engste Umfeld der beiden Frauen kennt übrigens ihre Krankheitsgeschichte. Denn trotz aller Fortschritte in Sachen Aufklärung bestehe immer noch ein gewisses Stigma rund um HIV in Malawi, gibt Mdoro zu. „Sehr kleine Teile der Gesellschaft glauben, dass HIV-Tode etwas mit übernatürlichen Kräften oder bösen Mächten zu tun hat. Aber das ist eigentlich nur noch in sehr ungebildeten Gemeinschaften vertreten.”

Doch auch diese Menschen hofft er zu erreichen, um bis 2030 das Unicef-Ziel von maximal noch 11.000 Neuinfektionen jährlich zu schaffen. „Ich wünsche mir, dass bis dahin diese Krankheit keine große Rolle mehr spielt.”

Mangelernährung in Malawi: Dem Tod näher als dem Leben

Seit vielen Jahren kämpft Unicef in Malawi gegen die Verbreitung des HI-Virus. Dabei stehen die Aufklärung und Behandlung im Fokus - aber gleichzeitig die vielen Waisen, die zurückbleiben und besonders schutzbedürftig sind. Unter der Aktion "Malawi: Gebt den Kindern eine Zukunft" sammeln wir gemeinsam mit Unicef Spenden für die Arbeit gegen HIV. Mit zehn Euro können Sie alle nötigen Schulbücher für ein Grundschulkind finanzieren, für 40 Euro bildet Unicef Sozialhelfer aus.