Das sind die heißesten Arbeitsplätze der Stadt
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Das sind die heißesten Arbeitsplätze der Stadt
Foto: MHA/Bernd Breuer 19.07.2022
Wenn Markus Jungheim (39) und Sebastian Klauke (28), Dachdeckergesellen der Firma Schaaf & Dornhöfer GmbH aus Aachen, im Moment Hitzetipps im Radio hören, ertragen sie dies nur mit einer guten Portion Humor. „Man soll die Füße in einen Eimer Wasser stellen, habe ich eben gehört“, lächelt Jungheim etwas gequält. „Sagen Sie mir einmal, wie ich hier auf dem Dach Füße in einen Eimer Wasser stellen soll?“
Die Tipps, so ärgern sich die beiden Handwerker, seien fast immer auf Bürojobs ausgerichtet. „Aber wie viele Leute arbeiten wie wir bei Wind und Wetter draußen!“ Wind ist im Moment wenig, dafür umso mehr Wetter. Fast 40 Grad Celsius sind es an diesem Mittag auf dem Dach des Hauses an der Schurzelter Straße in Aachen. Die schwarze Dachpappe, die sich prima aufgeheizt hat, sorgt noch einmal für einen Wärmeschub von unten. Wie gut, dass es sich in diesem Fall nicht um ein Flachdach handelt. Dann müssten die Experten auch noch mit Bunsenbrennern arbeiten. Kein Vergnügen bei Bruthitze. Aber es reicht auch schon so.
Am liebsten würden Jungheim und Klauke bereits um vier Uhr morgens anfangen zu arbeiten. Für sie wäre das Frühaufstehen kein Problem. „Aber da spielen natürlich die Nachbarn nicht mit.“ So geht es „erst“ um 5.30 Uhr in der Frühe los, um der großen Hitze ein wenig zu entgehen. „Das passt dann schon“, sagen die beiden. (alp)
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Das sind die heißesten Arbeitsplätze der Stadt
Foto: Andreas Herrmann 700 Liter Trinkwasser werden allein für diesen Dienstag an die 44 Filialen und Cafés der Bäckerei Nobis in und um Aachen verteilt. Bäckereifachverkäuferin Birgit Beck wird das zu schätzen wissen. „Die Leute sollen viel trinken“, sagt Bäckermeister Michael Nobis. „Und wer sich bei der Hitze nicht gut fühlt, soll sich bitte melden!“ Denn manche der Verkaufsräume in den Bäckerei-Filialen und Café, das weiß er, heizen sich in diesen Tagen doch mächtig auf, besonders wenn die Sonne auf die Fenster scheint. „Da schalten wir teilweise sogar die Beleuchtung aus, um nicht noch mehr Wärme zu produzieren“, sagt Nobis.
In der Backstube der Bäckerei Nobis ist es natürlich immer muckelig warm. Die aktuelle Extremhitze dürfte die Beschäftigten aber nicht massiv zusätzlich belasten, erwartet der Nobis-Chef. „Die Backstube ist relativ groß, mit hohen Decken“, sagt er, „die kann man gut lüften“. Für den Durst zwischendurch stehen Trinkbrunnen bereit. „Und in der Backstube wird ja frühmorgens gearbeitet. Dann ist es noch nicht so heiß.“ (mg)
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Das sind die heißesten Arbeitsplätze der Stadt
Foto: Andreas Herrmann Alexandra Turecek betreibt bereits seit 22 Jahren eine Reinigung mit dem schönen Namen „Sonnenschein“ an der Ecke Judengasse/Augustinerplatz. Derzeit könnte die emsige Geschäftsfrau allerdings auf ein paar Strahlen von ganz oben verzichten. „Wegen der Hitze habe ich den meisten meiner Kolleginnen erstmal frei gegeben“, erzählt sie.
Momentan steht ihr neben einem Fahrer und Schneider Zivar Ali nur Willy Bündgens (links) als engagierter Kollege zur Seite. „Der Mann ist einfach der Hammer, mit seinen 73 Jahren ist er immer noch unglaublich engagiert und fleißig“, sagt die Chefin. Wie weit das Thermometer an ihrem Arbeitsplatz derzeit ausschlägt, hat Frau Turecek übrigens noch nie gemessen. „Wir müssen’s ja eh aushalten“, sagt sie. Besonders schweißtreibend wird’s für sie, wenn es ans Bügeln geht. Trotzdem hat sie sich auch jetzt ein Pensum von mindestens 150 Hemden pro Tag vorgenommen. „Wir haben zurzeit mindestens noch 1000 Stück hier liegen, die flott abgearbeitet werden müssen“, erzählt sie – von Hand, wohlgemerkt.
Ihr einziges Rezept gegen die Tropenhitze: „Ich versuche, so viel warmen Tee zu trinken wie möglich, am liebsten übrigens Anistee, den ich mir im Urlaub in Ägypten besorge. Wichtig ist, dass er warm ist, das kühlt den Körper letzten Endes am besten.“ (mh)
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Das sind die heißesten Arbeitsplätze der Stadt
Foto: MHA/Bernd Büttgens Er liebt dieses Wetter, in gewisser Weise gibt er mit seinem Team sogar alles dafür, dass der Laden läuft, wenn die Sonne vom Himmel knallt. Torsten Liebl ist seit 32 Jahren im Aachener Hangeweiher, als Schwimmmeister – der heutzutage umständlich Fachangestellter für Bäderbetriebe heißt – hat er angefangen.
Seit 18 Jahren ist Liebl der Badleiter, mit allem, was dazu gehört. Technik, Typen und Temperaturen, am liebsten hohe, so lässt sich sein Job in der Hitze beschreiben. Wenn Liebl ehrlich sein darf, dann mag er dieses heiße Wetter. „Das Bad füllt sich, die Leute kommen zu uns, genau dafür machen wir das doch hier.“ Manchmal würde er sich ein bisschen mehr Rücksichtnahme wünschen und weniger Emotionen.
Vor allem wenn ein Gewitter aufzieht, so sagt es der Badleiter, kann man die Spannung auch im Verhalten mancher Gäste ablesen. Und was macht der Chef zur Erholung? Er zieht jeden Abend seine Bahnen im Hangeweiher, zum Ausklang des heißen Tages krault er 1000 Meter. Andere Leute kommen alleine bei dem Gedanken daran ins Schwitzen! (bb)
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Foto: MHA/Bernhard Felker Nürgul Alpullu ist hart im Nehmen. So schnell kommt sie nicht ins Schwitzen. Der Name ihres Imbisses ist Programm: „Lava Grill“ steht in roten Lettern an der Pontstraße 128. Heiß ist es drinnen nicht nur wenn die Temperaturen draußen steigen.
Ein Ofen für Brot und Pizza, ein Ofen für Grillhähnchen, dazu zwei Grillspieße. Hinter der Theke finden sich auf engem Raum genug Wärmequellen, die Untrainierten innerhalb weniger Sekunden die Schweißperlen nicht nur auf die Stirn treiben. Es gleicht einer Hitzewand, der man nicht entkommen kann. „Wir sind das gewöhnt“, sagt Nürgul Alpullu, die seit 24 Jahren in der Gastronomie arbeitet. An diesem Tag hat aber auch sie sich den Ventilator geschnappt und ausreichend Wasser und Eiswürfel bereitgestellt. „Ganz viel trinken“, lautet die Devise.
Besonders hart wird es in Stoßzeiten, wenn der große Kundenansturm kommt und Ofen und Grillspieß auf voller Leistung laufen. Dann strahlen ihr auch schon mal 80 Grad Celsius entgegen. Zurzeit sei das vor allem abends der Fall. Immerhin. „Wenn es so heiß ist, wollen die Leute keinen Döner essen.“ Falafel sei zurzeit eher angesagt, sagt sie und widmet sich der nächsten Kundin. „Ein Dürum mit Hähnchenfleisch“, lautet die Bestellung. Also doch ran an den Grillspieß – an diesen heißen Tagen dann auch mal mit ein paar Schweißperlen auf der Stirn. (akas)
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Das sind die heißesten Arbeitsplätze der Stadt
Foto: Andreas Herrmann Heiß, heißer, Straßenbauer. Die meiste Zeit verbringt Paul Frink während seiner Arbeitszeit in der Sonne. Der 21-Jährige macht eine Ausbildung zum Straßenbauer bei der Aachener Fachfirma Lube und Krings. An diesem Montag pflastert er vor dem Verwaltungsgebäude das Firmenlogo in den Gehweg – eine sichtlich schweißtreibende Angelegenheit bei über 35 Grad. „In meinem Job sind fast alle Arbeiten sehr heiß, wenn man ständig in der prallen Sonne ist“, erzählt Frink.
Pflastern ist dennoch eine dankbare Aufgabe. „Die Arbeit am Asphaltfertiger ist bei den Temperaturen noch schlimmer“, sagt er. „Wenn die Hitze nicht nur von oben, sondern auch von der Maschine kommt, ist das schon unangenehm.“ Kein Wunder, denn je nach Art des Asphalts wird bei Herstellung und Verarbeitung eine Temperatur zwischen 100 und 200 Grad Celsius benötigt. Um gut über den Tag zu kommen, hilft da nur eins: viel trinken! „Aber nicht zu viel, sonst spült man alle Nährstoffe mit raus“, weiß Frink. Kaltes Wasser über den Kopf zu kippen, schafft auch nur kurzfristig Abhilfe. „Danach heizt man nur noch schneller wieder auf.“
Am liebsten arbeitet der 21-Jährige bei 15 bis 20 Grad im Frühling oder Herbst. „Der Job hat aber auch im Sommer Vorteile“, meint er lachend. „Ich bin immer an der frischen Luft. Das ist gut für die Abwehrkräfte und ich brauche nicht auf die Sonnenbank zu gehen, wenn ich braun werden will.“ Und was macht er zur Abkühlung nach Feierabend? „Kalt duschen und in den Garten setzen“, erzählt er. Dann allerdings nur in den Schatten. (hei)
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