Leserbriefe zur Gassi-Pflicht : Regeln und Freiheiten für Vierbeiner
Meinung Region Ein Verordnungsentwurf des Bundeslandwirtschaftsministeriums sieht vor, dass Hundebesitzer mit ihren Vierbeinern mindestens zweimal täglich Gassi gehen müssen. Bei unseren Lesern stoßen die Pläne auf Unverständnis.
Catharina Lebram aus Baesweiler beschäftigt sich mit dem Beitrag „Bald wird es Pflicht: Zweimal täglich Gassi gehen“:
Da muss ich doch herzlich lachen!
Situation: eine Dame mit einem Rauhaardackel. Dackel etwa 13 bis 14 Jahre alt, blind, fett – das arme Tier kann kaum laufen, so fett ist es.
Zweimal täglich Gassi gehen besteht hier aus: kleine und große Geschäfte im Wohnbereich erledigen oder im Gartenbereich, so dass der Gestank bis in die Wohnung reicht. Hier wird nie, ich wiederhole, nie Gassi gegangen.
So wie üblich kommt von der Politik viel Blabla, und ich sag mal so: Papier ist geduldig, und man kann viel schreiben in der Zeitung, aber Taten richtig umzusetzen, dazu kommt es überhaupt nicht. Wo bleibt die Pflicht der Politiker, solchen Situationen mal richtig nachzugehen?
Lydia Reitz aus Kesternich fragt sich bezüglich Gassi gehen:
Also wer schafft sich einen Hund an und lässt ihn nicht raus? Unbegreiflich. Jeder sollte sich vor der Anschaffung überlegen, ob er dem Tier gerecht wird. Es ist nicht immer einfach, aber ich halte nichts davon, dass man immer mehr vorgeschrieben bekommt. Irgendwann heißt es: Atmen nur von fünf bis sieben Uhr erlaubt.
Wo darf man denn bitte noch seinen Hund ganz frei rumlaufen lassen? Überall bekommt man erzählt, dass man den Hund an die Leine nehmen soll. Wie soll der denn richtig laufen können? Irgendwo ist immer irgendjemand, der sich an freilaufenden Hunden stört. Dass man ihn zu sich ruft, wenn andere Spaziergänger kommen oder jemand Angst hat, verstehe ich.
Wenn der Hund anfangs nicht direkt hört und manche Leute deswegen verärgert sind, verstehe ich das auch. Aber generell überall verbieten, finde ich schon eine Frechheit. Man soll bezahlen und darf gar nix. Und nun bekomme ich vielleicht auch noch vorgeschrieben wann ich mit dem Hund gehen soll, eventuell auch wo und wie lang der allein zu Hause bleiben darf.
Na ja, ich lass es auf mich zukommen. Werde ich ja wohl müssen. Denn jeder Widerspruch vom Normalo-Menschen wird immer gekonnt abgeschmettert. Dafür braucht man Geld, ein Schleimgen oder einen gehobenen Namen. Wie bei allen anderen Sachen auch ...
Horst Ziegahn aus Erkelenz richtet das Wort an Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner:
Hallo Frau Klöckner, haben Sie keine größeren Baustellen? Schweine werden ohne Betäubung kastriert und qualvoll getötet, Küken geschreddert, Tiere (Schweine, Hühner, Kühe ...) in viel zu engen Ställen gehalten, Insekten durch Glyphosatgebrauch die Lebensgrundlage entzogen.
Das kümmert Sie nicht, aber dem Hundehalter vorzuschreiben, wie lange und wie oft er mit seinem Liebling – dem es sowieso viel besser geht als unserem Schlachtvieh – Gassi geht, das ist Ihre Herzensangelegenheit.
Ich verstehe schon, dass Sie von Ihren Bauern- und Ernährungslobbyisten (Nestlé etc.) ablenken müssen, aber doch nicht so plump! Sie als Glyphosat- und Nestléfan sollten sich wirklich langsam einmal um dringendere Aufgaben kümmern.
Manfred Waltermann aus Eschweiler bewertet die Pläne des Ministeriums als „Missgeburt“:
Man höre aber staune bitte nicht: „Neue wissenschaftliche Erkenntnisse“ haben ergeben, dass Hunde bisher offenbar von ihren menschlichen Haltern viel zu wenig artgerecht gehalten werden. Ein „Verordnungsentwurf des Bundeslandwirtschaftsministeriums“ schreibt deshalb sehr detailliert zukünftig den Hundehaltern eine Vielzahl von dringend notwendigen Verbesserungen vor, von denen pflegebedürftige Menschen schon lange vergeblich träumen.
Zweimal täglich ausgeführt werden, Betreuung mehrmals täglich zu Hause und – ganz wichtig – ein ausreichender Kontakt mit Umweltreizen. Näheres wird sicherlich den Durchführungsbestimmungen zu entnehmen sein. Eine Bestrafungsverordnung wird sicher nicht lange auf sich warten lassen. Damit wäre das Problem für die Bundesbehörde final gelöst.
Habe ich nicht eben noch gelesen, dass der aktuelle Pflegenotstand für der Hilfe bedürfenden Menschen in unserem hundserbärmlichen Land ständig wächst, weil entsprechendes Personal einfach nicht vorhanden ist?!
Sicherlich werden die zukünftigen „Straftaten“ der Hundehalter behördlich streng überwacht werden. Ich bin schon gespannt auf die akribischen Recherchen der bisher bürogehaltenen Personalreserven. Oh, wie sind wir auf den Hund gekommen! Mit einem freundlichen „Wau-Wau“!
Karl Gluth aus Alsdorf äußert sich zum Artikel „Der Wolf ist und bleibt ein Streitfall“:
Sowohl in Italien als auch in Spanien leben mehr Wölfe und Schafzüchter als in Deutschland. Dort waren sie auch nie ausgerottet, wahrscheinlich liegt das Zusammenleben daran. In Deutschland haben wir eine laute Jagd- und Bauernlobby, aber wir haben auch Gesetze, die für alle gelten. Warum hält ein Schafzüchter Schafe? Er verkauft sie später an einen Metzger und bekommt Geld dafür.
Wenn ein Wolf Schafe tötet, bekommt der Züchter auch Geld, nur vom Staat – wo ist da der Unterschied? Behörden sollten den Ausgleich zügig und schnell vornehmen, damit der Züchter nicht dem Geld nachlaufen muss. Jäger haben bisher die Jagd mit dem Fehlen von großen Raubtieren (Wolf und Bär) begründet. Nun kommen diese Tiere wieder und schon schreit die Lobby: abschießen! Gleichzeitig explodieren unter anderem die Wildschweinbestände. Wo der Wolf lebt, wächst der Wald – diese Weisheit sollten Jäger vor Augen haben.
Eine Landwirtschaftsministerin sollte aber nicht zum Gesetzesbruch aufrufen. Dabei fällt mit ein: Was haben eine ehemalige Weinkönigin und Rotkäppchen gemeinsam? Sie leben in einer Märchenwelt!