Festmahl : Traditionell versus modern: Was essen wir an Weihnachten?
München Die meisten Familien haben eine feste Tradition, wenn es um das Weihnachtsessen geht. Doch was besonders an Heiligabend auf den Tisch gehört, darüber gibt es in Deutschland verschiedene Ansichten.
Die beliebtesten Weihnachtsgerichte
Neben der Familie, dem Baum und den Geschenken steht das Essen an Weihnachten ganz klar im Mittelpunkt. Es gibt viele kreative Rezept-Ideen, die das Festmahl zu etwas Besonderem machen - die traditionellen Gerichte erfreuen sich aber nach wie vor großer Beliebtheit:
- Kartoffelsalat und Würstchen
- Raclette oder Fondue
- Weihnachtsgans
- Weihnachtskarpfen
- Weihnachtsbraten
Viele der traditionellen Gerichte haben ihren Ursprung im Christentum und sind verankert mit Bräuchen.
Die religiöse Bedeutung des Advents
Das lateinische Wort „adventus“ bedeutet „Ankunft“. Gemeint ist damit die von Jesus Christus. Die Adventszeit wird somit als Vorbereitung auf dessen Geburt verstanden, welche laut biblischer Überlieferung in der Nacht vom 24. auf den 25. Dezember stattfand.
Heutzutage wird diese Zeit opulent gefeiert: Auf festlich geschmückten Weihnachtsmärkten werden Glühwein und verschiedene Süßspeisen angeboten. Letztere sind auch in Supermärkten in Form von Gebäck, Adventskalendern und Schokoladenweihnachtsmännern mehr als präsent. Doch ursprünglich wurde die Adventszeit mit Demut und Buße begangen, denn sie galt als strenge Fastenzeit.
Über deren genauen Beginn, Länge sowie genauen Grund gibt es unterschiedliche Theorien. Aus westlicher wie orthodoxer Sicht begann die Fastenzeit nach dem 11. November und endete mit dem 25. Dezember. So unterlag der 24. Dezember, der heute als Heilig Abend für viele der Hauptfesttag ist, ebenfalls noch den körperlichen Entbehrungen.
Ausgangspunkt war demnach das Martinsfest: An diesem Tag wurden alle Speisen, die weder für die Fastenzeit geeignet noch bis zum 25. Dezember haltbar waren, in festlichem Rahmen verzehrt. Obwohl unser heutiges Verständnis der Adventszeit im Gegensatz zur traditionellen vorweihnachtlichen Fastenzeit steht, ist genau die der Ursprung für die meisten traditionellen Weihnachtgerichte.
Kartoffelsalat und Würstchen
Für die einen ist es das Weihnachtsessen schlechthin, für die anderen ist es kaum vorstellbar, an diesem besonderen Tag ein so einfach scheinendes Mahl zu reichen. Doch in Anbetracht der Tatsache, dass der 24. Dezember immer noch Teil der Fastenzeit war, ist dieser bescheidenen Kombination die weihnachtliche Bedeutsamkeit nicht abzusprechen - auch wenn der Genuss von Fleisch eigentlich verboten war.
Es gibt aber noch andere Gründe, warum das Gericht bis heute an Heiligabend so beliebt ist: Es ist schnell zubereitet. Viele Menschen arbeiten am 24. Dezember zumindest vormittags und haben nicht die Zeit, nach Feierabend noch ein üppiges Mahl zu kochen. Einige Menschen müssen für ihren Arbeitgeber sogar an Weihnachten erreichbar sein - da wäre es schade, wenn der aufwendig zubereitete Braten stehen gelassen werden muss.
Außerdem wird an Heiligabend Zeit für andere organisatorische Angelegenheiten benötigt. Sei es den Baum zu schmücken, den Tisch festlich einzudecken oder die Geschenke zu verpacken. Das Gericht hat also einen symbolischen Charakter, spart Zeit - und darüber hinaus sogar Geld.
Raclette und Fondue
Sie haben zwar keinen eindeutigen religiösen oder historischen Bezug zur Weihnachtszeit, aber eines gemeinsam mit dem oben genannten Gericht: Die Vorbereitungszeit ist sehr gering. Sind die Zutaten gekauft, müssen sie nur noch in Stücke geschnitten und serviert werden. Die Zubereitung übernimmt dann jeder selbst.
Zudem kann man die Ingredienzen beliebig variieren. So ist es jedem selbst überlassen, zum edlen Rinderfilet zu greifen oder sich - ganz im Sinne der Fastenzeit - auf Fisch und Gemüse zu konzentrieren. Fondue gibt es zudem als Öl-, Brühe- oder Käsevariante.
Wegen ihrer Vielfältigkeit sind diese Klassiker teilweise auch perfekt für Vegetarier und Veganer geeignet. Dazu haben sie einen hohen Geselligkeitsfaktor, denn ein solches Essen zieht sich meist über mehrere Stunden und bietet Raum für nette Gespräche und ein gemütliches Beisammensein mit der Familie.
Die Weihnachtsgans
Der 11. November ist nicht nur das Datum des Martinsfests: Er markierte auch das Ende des bäuerlichen Wirtschaftsjahres. Bauern verkauften die Überschüsse ihrer bereits eingebrachten Ernte, Angestelltenverhältnisse wurden erneuert oder aufgelöst, Feldarbeiter und Mägde bekamen ihren Lohn. Als Zahlungsmittel waren fett gemästete Gänse nicht unüblich.
Da man nicht alle Tiere über den Winter durchfüttern konnte, wurden sie im Rahmen der vorweihnachtlichen Schlachtfeste getötet und verzehrt - zum Beispiel auf den Martinimärkten. Zu diesem Anlass wurden alle Speisen, die in der Fastenzeit verboten waren, aufgegessen.
Die Fastenzeit wurde also mit einem großen Erntefest und dem Verzehr einer Gans begonnen. Das kann der Grund dafür sein, warum das Ende der entbehrlichen Zeit ebenfalls mit dem Genuss der Martinsgans gefeiert wurde. Zum Ursprung dieser Tradition gibt es jedoch noch zahlreiche andere, teils skurrile Theorien - zum Beispiel, dass Gänse im Mittelalter zu den Fischen zählten.
Weihnachtskarpfen
Der Verzehr von Fisch unterlag während der Fastenzeit keinerlei Verbote - im Gegensatz zu Fleisch, das wenn überhaupt nur an Sonn- und Feiertagen gegessen werden durfte. Besonders der Karpfen, der über die Römer aus Asien den Weg nach Europa fand, war aufgrund seines schnellen Wachstums als stärkende Nahrungsquelle beliebt. Und die war eben auch in der Fastenzeit erlaubt. Aufgrund dieser Eigenschaften wurde er vor allem in Klöstern in eigens dafür angelegten Teichanlagen gezüchtet und war so an Weihnachten leicht verfügbar.
Dieser Fisch hat zudem seine ganz eigene Symbolkraft: er steht für Glück und Stärke. Um ihn herum ranken sich zahlreiche Mythen, zum Beispiel sollen die Schuppen Geldsegen bringen, wenn man sie aufbewahrt und mit sich trägt. Ebenso wird derjenige, der im Kopf des Fisches ein mondförmiges Steinchen findet, mit Glück belohnt.
Weihnachtsbraten
Dieses traditionelle Festessen kam ursprünglich erst am 25. Dezember, also nach Beendigung des Fastens, auf den Tisch. In der langen Zeit der Entbehrung wuchs die Lust auf eine deftige und festliche Speise. Warum und unter welchen Bedingungen jedoch der Braten aus Wild, Schwein oder Rind zubereitet wurde, ist schwer zu sagen.
Eine Erklärung könnte sein, dass der Wild- oder Rindsbraten eher den reicheren Familien vorbehalten war. Wer sich das teurere Fleisch nicht leisten konnte, der nahm Schwein. Wer sich auch das nicht leisten konnte, ersetzte den Braten durch Blut- oder Leberwurst. Diese Notlösung ist möglicherweise der Ursprung des Weihnachtsgerichtes „Kartoffelsalat und Würstchen“.
Trendwende vegetarische und vegane Speisen
Selbst wenn es sich viele Nichtvegetarier nicht vorstellen können, so lassen sich auch aus rein pflanzlichen Nahrungsmitteln sehr festliche Speisen zubereiten. Maronen gehören traditionell zur Weihnachtszeit dazu. Die Frucht der Edelkastanie eignet sich aufgrund ihrer Vielfältigkeit aber nicht nur als Füllung oder als Beilage, sondern gleichermaßen als Vor-, Haupt- und Nachspeise.
Genauso variabel in der Zubereitung ist ein weiteres Gemüse, das fest mit der Herbst- und Winterzeit verankert ist: der Kürbis. Ob als Suppe oder Püree, gekocht, gebraten, frittiert oder im Ofen gebacken - die stärkehaltige Frucht ist vielseitig einsetzbar und entwickelt mit verschiedenen Gewürzen eine große Bandbreite an geschmacklichen Nuancen.
Letzten Endes kommt es gar nicht darauf an, was an Weihnachten auf den Tisch kommt, sondern dass die ganze Familie versammelt ist und das Fest der Liebe gebührend feiert.