Erlangen : Gering dosiert ist Cortison unbedenklich
Erlangen Viele Menschen sträuben sich dagegen, Medikamente mit Cortison zu verwenden. Sie fürchten die mitunter gefährlichen Nebenwirkungen des Wirkstoffs.
„Cortison wurde in der Nachkriegszeit als Wachmacher-Droge zur Leistungssteigerung und Wundermittel bei allen möglichen Krankheiten in viel zu hohen Dosierungen verabreicht. Heutzutage hat man aus diesen Fehlern gelernt”, sagt Professor Kay Brune vom Institut für Experimentelle und Klinische Pharmakologie und Toxikologie an der Universität Erlangen-Nürnberg.
Das körpereigene Stresshormon Cortison werde in der Nebenniere produziert und sei eigentlich für die tägliche Aktivität des Körpers zuständig. „Der Wirkstoff sorgt kurzfristig für eine extreme Leistungssteigerung verschiedenster Körpervorgänge. Bei der Bekämpfung von Krankheiten wie Rheuma und Asthma macht man sich diese Eigenschaft zunutze, um beispielsweise schwere Gelenkentzündungen zu bekämpfen”, sagt Brune.
Werde jedoch über längere Zeit eine hohe Dosis Cortison eingenommen, führe dieser ständige Leistungsstress dazu, dass manche Körperfunktionen überansprucht würden und Schaden nähmen. Verlust von Muskelmasse und Schwächung des Knochengerüsts, zu hoher Blutdruck und Diabetes könnten dann unter anderem die Folge sein.
„Hoch dosiert wird Cortison heute allerdings nur noch bei akuten Schockzuständen verabreicht, und dann meistens nur einmalig. In solchen Fällen rettet es oft Leben”, sagt Brune. Ansonsten werde Cortison nur noch in sehr geringen Dosen verschrieben, was das Risiko der Nebenwirkungen wesentlich verringere. „Man hat außerdem herausgefunden, dass der Körper sein eigenes Cortison üblicherweise in den frühen Morgenstunden freisetzt. Die Gaben von zusätzlichem Cortison werden diesem Rhythmus angepasst, was die Verträglichkeit verbessert”, erläutert der Pharmakologe.
Auch cortisonhaltige Salben hält Brune bei sachgerechter Anwendung für unbedenklich. „Diese Mittel zur äußerlichen Anwendung sind so konzipiert, dass sie ihre Wirkung nur am Ort der Einreibung entfalten. Das Cortison hat also nur eine geringe Chance, überhaupt in das Körpersystem einzudringen." Allerdings dürfe man die Mittel nicht zu großflächig und nicht über einen längeren Zeitraum anwenden. Für Kleinkinder seien die Cremes zudem nicht geeignet.