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Chicago: Antidepressivum lindert die Folgen eines Hirnschlags

Chicago : Antidepressivum lindert die Folgen eines Hirnschlags

Erhält ein Patient nach einem Schlaganfall das Antidepressivum Escitalopram, so steigern sich seine kognitiven Fähigkeiten nachhaltig.

Das haben US-Forscher in einem Versuch mit 129 Hirnschlag-Patienten herausgefunden, bei denen Versuchsgruppen auch mit Placebos und Psychotherapie behandelt wurden. Die Antidepressiva haben danach nicht nur die Konzentration des Glückshormons Serotonin im Gehirn erhöht, sondern auch die Gehirnstruktur verändert.

Das dürfte der Grund dafür sein, weshalb die mit den Antidepressiva therapierten Patienten einen größeren Teil ihrer Denk-, Lern- und Erinnerungsfähigkeiten wieder erlangen, als die Patienten der Vergleichsgruppen. Ihre Ergebnisse stellen die Wissenschaftler um Ricardo Jorge von der University Iowa in Iowa City im Fachmagazin „Archives of General Psychiatry” vor (Bd. 67, Nr. 2).

Weltweit sterben jährlich mehr als fünf Millionen Menschen an Hirnschlägen. Hinzu kommen zahlreiche Patienten, die nach einem Schlaganfall behindert sind. Therapien sollten möglichst früh beginnen, schreiben die Autoren der Studie: Während der ersten Monate nach dem Anfall bestünden die besten Chancen, dass sich sowohl die Motorik wie auch die kognitiven Fähigkeiten spontan wieder erholen. Als Ansatz für eine sinnvolle Therapie wählten die Wissenschaftler die Behandlung mit Antidepressiva. Die Stimmungsheber stimulieren nämlich die Produktion von Stoffen, die für das Wachstum von Nervenzellen notwendig sind.

Für die Untersuchung wurden 43 Hirnschlag-Patienten täglich fünf bis zehn Milligramm Escitalopram verabreicht. Als Vergleichsgruppen erhielten 45 Patienten ein Placebo und 41 nahmen an einem Therapieprogramm gegen Depressionen teil. Nach zwölfwöchiger Behandlung schnitten die Patienten, die das Antidepressivum erhalten hatten, in neuropsychologischen Tests besser ab als die übrigen Versuchsteilnehmer. Sie verfügten über höhere kognitive Fähigkeiten. Verbessert hatten sich ihr visuelles und verbales Erinnerungsvermögen sowie ihre Denk- und Lernfähigkeiten. Die Wissenschaftler betonen, dass sich die Erholung nicht nur in den Tests zeigte, sondern auch bei den alltäglichen Aktivitäten der Patienten.

Antidepressiva verändern nach Meinung der Wissenschaftler bei Hirnschlag-Patienten die Struktur der für die Kognition maßgeblichen Gehirnareale wie Sehrinde, Hippocampus oder Großhirnrinde. Sie gehen davon aus, dass diese Veränderungen zum verbesserten verbalen und visuellen Erinnerungsvermögen der mit Escitalopram behandelten Versuchsteilnehmer geführt haben.