1. Leben
  2. Gesundheit

Frankfurt/Main: Am Alter liegt es nicht: Schwaches Herz macht atemlos und müde

Frankfurt/Main : Am Alter liegt es nicht: Schwaches Herz macht atemlos und müde

Wenn beim Treppensteigen die Luft wegbleibt, geloben viele Menschen, mehr Sport zu machen. Wer oft müde ist, schiebt die Erschöpfung auf das hektische Leben. Ältere Menschen vermuten hinter Atemnot, Leistungsabfall oder geschwollenen Beinen das Alter. Die wenigsten kommen auf die Idee, dass solche Symptome eine ganz andere Ursache haben können: eine Herzschwäche.

Nach Angaben der Deutschen Herzstiftung in Frankfurt am Main sind in Deutschland zwei bis drei Millionen Menschen davon betroffen. Ihr Herz pumpt nicht richtig und versorgt die Organe somit unzureichend mit Blut. Die Müdigkeit ist eine Folge der daraus resultierenden mangelnden Sauerstoffversorgung. Auch dringt Wasser aus den Venen in das Gewebe ein, so dass die Beine anschwellen. Sie sind entlastet, sobald der Betroffene nachts liegt - das Wasser strömt zurück, füllt die Blase, man marschiert häufig auf die Toilette.

„Atemnot und Schwäche können aber auch andere Ursachen haben“, erklärt Norbert Smetak, Vorsitzender des Bundesverbandes Niedergelassener Kardiologen in München. „Deshalb ist es wichtig, die Symptome abklären zu lassen.“ Wer ohne ersichtlichen Grund Wassereinlagerungen feststellt oder aus der Puste kommt, sollte einen Termin beim Hausarzt machen. Dieser überweist an einen Kardiologen.

Er untersucht den Patienten und analysiert das Blutbild. Außerdem nimmt er das Herz mit Elektrokardiogramm sowie Echokardiographie unter die Lupe, einer Ultraschalluntersuchung. Auf diese Weise können zum Beispiel die Größe der Herzkammern und die Pumpleistung des Herzmuskels überprüft werden.

Die Herzschwäche ist meist die Folge einer Grunderkrankung wie Bluthochdruck oder von Erkrankungen der Herzkranzgefäße, der Herzklappen oder des Herzmuskels. Letzterer kann schon angegriffen werden, wenn jemand mit einer eigentlich harmlosen Erkältung arbeiten geht oder Sport treibt.

„Ich bin immer schon an meine Grenzen gegangen und habe hier und da überzogen. Heute rate ich jedem, Zeichen des Körpers nicht zu übergehen“, sagt Albert Hopper aus Ebersberg bei München. Er leidet unter einer starken Herzinsuffizienz. Vor einem Jahr ging es, wie er sagt, „steil nach unten“. Die Pumpleistung seines Herzens lag nur noch bei 24 Prozent - nachdem der 67-Jährige 50 Jahre weitgehend beschwerdefrei mit einer leichten Herzschwäche lebte. Als Ursache vermutet er einen Darminfekt.

Um die akute Gefahr zu bannen, setzten die Ärzte Hopper einen Herzschrittmacher mit Defibrillator ein. Operationen sind nötig, wenn Medikamente nicht ausreichen oder die Grunderkrankung durch einen Bypass oder einen Schrittmacher behandelt werden muss. Hopper nimmt zudem sechs Medikamente.

„Man beginnt in der Regel mit ACE-Hemmern und ergänzt Betablocker“, erläutert Smetak. „Insbesondere bei Wassereinlagerungen sind auch Diuretika, wasserausschwemmende Mittel, angezeigt.“ Die Arzneien werden erst in kleineren Dosen gegeben und stufenweise ergänzt, so dass sich der Organismus an sie gewöhnt. „Wenn man zu schnell und zu viel gibt, kollabiert oder dekompensiert der Patient“, ergänzt Prof. Stefan Störk vom Deutschen Zentrum für Herzinsuffizienz in Würzburg. Letzteres bedeute, dass sich Wasser in die Lunge und andere Gewebe oder Organe zurückstaut und deren Funktion erheblich stört. Unter der genannten Therapie erhole sich der Herzmuskel aber in vielen Fällen wieder.

Auch ein gesunder Lebensstil unterstützt die Behandlung. Die Ernährung sollte abwechslungsreich und salzarm sein. Außerdem raten die Ärzte zu Bewegung. „Insbesondere Ausdauersportarten sind geeignet”, empfiehlt Smetak. „Sie führen zu einer besseren Durchblutung der Muskulatur, damit zu einer Entlastung des Herzens und Verbesserung der Herzleistung.”

Abgesehen davon fühlt sich der Betroffene wohler. „Manch einer wird aus der Bahn geworfen - eben noch tatkräftig, ist er plötzlich herzkrank“, erklärt Störk. Daher seien die ersten drei Monate nach Entlassung aus der Klinik die labilste Zeit. Der Patient müsse lernen, mit Einschränkungen umzugehen. Auch Albert Hopper verunsichert es, dass er als ehemals aktiver Mann nach kurzem Spazierengehen nach Luft japst.

Wer eine leicht eingeschränkte Leistung des Herzens habe, sollte ebenso medikamentös eingestellt und kontrolliert werden - zunächst nach sechs Monaten, dann jährlich einmal. „Dann kann der Patient weitgehend beschwerdefrei leben“, sagt Störk. Allein deshalb ist es so wichtig, erste Symptome abklären zu lassen.

(dpa)