Augsburg/Friedrichshafen : Ultraleicht: Das bieten die neuen Wanderrucksäcke
Augsburg/Friedrichshafen Einen Wanderrucksack kauft man nicht alle Tage. Wer nach vielen Wanderjahren mit seinem treuen alten Tourenbegleiter zum Start der Saison ein neues Exemplar erstehen will, staunt oft über die modernen High-Tech-Ranzen.
Noch nicht einmal der Name ist mehr derselbe: „Daypack” sagen die Hersteller heute. Und neben neuen Materialien haben sie eine Menge praktische Lösungen im Angebot.
Vor allem für Frauen gibt es viel Neues. Während sie früher mit Standard-Rucksäcken zurechtkommen mussten, gibt es heute spezielle Modelle für den weiblichen Körper. Immer mehr Frauen seien an Outdoor-Sport interessiert, sagt Ralf-Stefan Beppler, Fachjournalist aus Schwabmünchen bei Augsburg. Sie kaufen häufiger Bekleidung ein als Männer - und die Hersteller können so mit den Spezialprodukten ihren Absatz steigern. „Das heißt nicht, dass die Rucksäcke rosa sind oder Blümchenmuster haben. Sie sind im Ganzen auf die weibliche Anatomie ausgerichtet”, erklärt der Trendexperte der Messe „OutDoor” in Friedrichshafen.
Da der Rücken einer Frau statistisch gesehen ein wenig kürzer ist, sind zum Beispiel die Frauenrucksäcke von Jack Wolfskin daran angepasst. Der Hersteller bietet seine Rucksäcke mittlerweile mit den Etiketten „Men” und „Women” an. „Außerdem sind die Träger bei Frauenrucksäcken schmaler, geschwungener und auch seitlich gepolstert”, fügt Beppler hinzu - „für den Kontakt zur Brust”. Der Ansatz der Trägerriemen liegt weniger weit auseinander, weil Frauen ein weniger breites Kreuz haben. Der Hersteller Deuter in Gersthofen (Bayern) hat laut Beppler zum Beispiel früh mit der Entwicklung solcher Rucksäcke begonnen, und auch Vaude aus Tettnang (Baden-Württemberg) hat „frauenspezifische Rucksäcke” entwickelt.
Doch sind solche Modelle für Frauen tatsächlich angenehmer zu tragen? „Für mich als Mann ist es schwer einzuschätzen. Aber Frauen sagen, dass diese Details schon entscheidend sind, je länger man einen Rucksack auf dem Rücken hat”, sagt Beppler. „Es ist natürlich auch ein bisschen Marketing dabei”, wendet Stefan Winter ein, Bergführer beim Deutschen Alpenverein (DAV) in München. „Aber gerade bei längeren Touren mit ein wenig mehr Gewicht lohnt sich das.”
„Das wichtigste beim Kauf ist: Es muss hinein gehen, was hinein soll”, sagt Semih Serbes, der beim Ausrüster Globetrotter in Hamburg als Verkäufer arbeitet. „Man sollte nicht vorsichtshalber einfach den größeren nehmen. So ein Rucksack trägt sich am besten, wenn er gut gefüllt ist.” Für eine Tageswanderung empfehlen Experten einen Rucksack von 15 bis 30 Litern Fassungsvermögen. Darüber sei es kein „Daypack” für eine Tageswanderung mehr.
Ein Pluspunkt ist ein geringes Eigengewicht des Rucksacks. „Normal bis leicht sind so um die 1000 Gramm”, sagt Winter. Komfort bieten Modelle mit einem „Abstandshalter” am Rücken - meist ein Netzgestell. „Das hält den Stoff ein wenig vom Körper ab und lässt Luftzirkulation zu”, erläutert Beppler. Ein nass geschwitzter Rücken soll damit der Vergangenheit angehören. „Eine Regenschutzhülle gibt es oft als Zubehör”, hat Winter beobachtet. „Das ist ein lohnenswerter Zusatz.” Bei manchen Modellen ist die Hülle unten am Rucksack befestigt und kann aus einer kleinen Tasche hervorgezogen werden. „Dann kann man sie nicht verlieren oder vergessen.”
Neben neuen, leichtgewichtigen Materialien sorgen einige angenehme Details für Komfort: „Es gibt Solarsysteme, die sich auf dem Rucksack anbringen lassen. Damit lässt sich dann die Digitalkamera, das GPS-Gerät, der MP3-Spieler oder das Handy aufladen”, heißt es bei der Messe Friedrichshafen. Laut Beppler haben einzelne Modelle auch ein integriertes, herausnehmbares Sitzkissen. Damit lässt es sich beim Zwischenstopp auf Felsen deutlich komfortabler ausruhen.
Immer häufiger bieten Rucksäcke die Möglichkeit, einen Trinkbeutel im Rucksack fest zu verstauen und den Schlauch durch spezielle Führungsbahnen nach außen zu legen. „Dem liegt die Erkenntnis zugrunde, dass man regelmäßig zwischendurch trinken soll - und nicht bei der Pause gleich eine halbe Flasche auf einmal, um dann mit einem Gluckerbauch weiter zu wandern.”
„Mit einem solchen System ist das Gewicht optimal verteilt. Und ist die Flüssigkeit weg, raubt keine Flasche mehr Volumen, weil der Beutel flach wird”, sagt Verkäufer Semih Serbes. Laut Beppler achten immer mehr Käufer beim Outdoor-Zubehör auch auf Nachhaltigkeit - schließlich sind viele Natur-Liebhaber. Und so gibt es auch Rucksäcke aus Materialien, die schon ein anderes Leben hinter sich haben. Der schwedische Anbieter Klättermusen zum Beispiel fertigt aus alten Teppichen und Fischernetzen neues Nylon - und daraus Rucksäcke.
Was in den Rucksack hineingehört
Der Rucksack sollte nicht zu klein und nicht zu groß sein. Experten empfehlen maximal 30 Liter - darin sollte für eine Tageswanderung alles hineinpassen. „Eine Flasche zu trinken, eine Wetterschutzjacke, ein wenig Proviant, Wechselwäsche und T-Shirt, eine kleine Apotheke”, zählt Stefan Winter vom Deutschen Alpenverein in München auf. „Außerdem eine Wanderkarte, Schlüssel, Geld und Sonnenbrille - dafür braucht es dann Deckel- oder Seitentaschen”. Grundsätzlich empfiehlt der Bergführer drei Zubehörtaschen - eine rechts, eine links und eine im Rucksackdeckel. Für Wertgegenstände sei ein „Geheimfach” auf der Innenseite praktisch, für Vieltelefonierer bietet sich ein Handyfach am Tragegurt an.