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Bonn/Berlin: Schutz für Zähne oder Unfallhilfe: Mehr Leistung mit Zusatzpolicen

Bonn/Berlin : Schutz für Zähne oder Unfallhilfe: Mehr Leistung mit Zusatzpolicen

Seit der Einführung des Gesundheitsfonds zahlen gesetzlich versicherte Patienten in der Regel mehr als vorher. An den Leistungen werde der Fonds auch langfristig eher nichts ändern, befürchten Verbraucherschützer.

Wer mehr für seine Gesundheitsfürsorge tun will, kann aber mit privaten Zusatzversicherungen draufsatteln.

„Zusatzversicherungen lohnen deshalb, weil die Leistungen der gesetzlichen Krankenkassen zunehmend reduziert werden”, sagt der Ratgeberautor Bernd Röger aus Much bei Bonn. Wer mehr Geld ausgeben will, sollte grundsätzlich das Preis-Leistungs-Verhältnis der privaten Anbieter überprüfen. Wichtig sei vor allem, dass die Leistungen der Zusatzversicherung nicht an Vorleistungen der gesetzlichen Krankenversicherung geknüpft sind. Sonst stehen Versicherte laut Röger im Zweifelsfall mit Nichts in der Hand da.

„Die meisten Leute kommen mit einem Angebot ihrer Krankenkasse zu uns”, lautet die Erfahrung von Dörte Elß von der Verbraucherzentrale Berlin. Neben der eigenen Kasse bieten meist aber auch andere Versicherer Tarife an. Röger empfiehlt den Gang zu einem Versicherungsmakler. Im Detail ist dann entscheidend, wo konkrete Versorgungslücken bestehen und welche Zusatzversicherung wirklich sinnvoll ist.

Eine private Unfallversicherung ist es in jedem Fall, sagt Röger. Besonders für Kinder sei eine solche Police die einzige Absicherungsmöglichkeit gegen den Invalidenfall, fügt Bianca Boss vom Bund der Versicherten in Henstedt-Ulzburg bei Hamburg hinzu. Die gesetzliche Unfallversicherung decke außerdem nur Unfälle ab, die bei der Arbeit oder auf dem Arbeitsweg passieren. „Die meisten Unfälle kommen aber erfahrungsgemäß im Privatbereich vor - etwa auf dem Spielplatz.” Ein unwesentlich höherer Beitrag lohne sich, wenn dann alle Unfälle abgesichert sind, rät Röger - dann sollten 24 Stunden am Tag, unabgängig von der Arbeit, gedeckt sein.

Von einer Police mit Beitragsrückgewehr sei allerdings dringend abzuraten, sagt Röger: „Das ist viel zu teuer - da können Sie ihr Geld auch gleich im Garten vergraben.” Empfehlenswert seien hingegen Verträge, die eine „Progression der Leistungssumme” vorsehen - die Leistungssumme steigt dabei prozentual schneller als der Grad der Invalidität. Bei schwerwiegenden Verletzungen bekomme man damit also mehr heraus. Die Unfallversicherung sei zwar im üblichen Sprachgebrauch keine Zusatzversicherung, sondern eine eigenständige private Versicherung, erklärt Boss. „Sie komplettieren aber den gesetzlichen Schutz des Versicherten.”

Bei der „Krankenzusatzversicherung” ist die Frage nach dem individuellen Bedarf von Bedeutung. Häufig würden Kombipakete angeboten, die ein bisschen von allem enthalten - etwa ein wenig Zahnersatz, Beteiligung bei der Brille und alternative Heilmethoden, erläutert Boss. „Hier kann sich jeder ausrechnen, dass eine Police nicht ausreicht, die zwar fünf Bausteine abdeckt, aber nur 20 Euro im Monat kostet.”

Am häufigsten werde in ihrer Beratung die Zahnzusatzversicherung angefragt, sagt Elß. Hier sollten sich Versicherte zum einen informieren, was die Kasse leistet, und zum anderen klären, was zahntechnisch überhaupt möglich ist. Dann komme es darauf an, ob die Zahnzusatzversicherung auf den Festzuschuss der gesetzlichen Versicherung obenauf zahlt oder aber auf die tatsächliche Rechnung im Leistungsfall. Zudem gebe es eine Wartezeit von acht Monaten - und davor geringere Erstattungsgrenzen: „Das heißt, kurzfristig anstehende Behandlungen werden vielleicht nicht übernommen.”

Ein gute Zahnzusatzpolice sollte den 3,5-fachen Satz - das ist der Höchstsatz - absichern und 20 bis 30 Euro im Monat kosten, rät Boss. Vor allem sollten Implantate und Inlays mitversichert sein. Erfahrungsgemäß entstehen für Zähne die größten Kosten, sagt Röger. „Aber auch wer bessere Leistungen im Krankenhaus haben will, kann eine Krankenzusatzversicherung abschließen.” Für Selbstständige lohne sich vor allem eine Krankentagegeldversicherung. Ein Verdienstausfall treffe in ihrem Fall nämlich besonders schwer.

Literatur: Bernd Röger, „Gesetzlich versichert - trotzdem Privatpatient. Besser versorgt mit der richtigen Zusatzversicherung”, Walhalla, ISBN 978-3-8029-7410-6, 9,95 Euro.

Für Reise ins Ausland unbedingt vorsorgen

Wer ins Ausland fährt, sollte auf jeden Fall eine Auslandsreisekrankenversicherung haben. Oft werde von den hohen Behandlungskosten im Ausland nur ein Bruchteil von der gesetzlichen Kasse erstattet, erläutert Dörte Elß von der Verbraucherzentrale Berlin. Eine gute Police gebe es schon für 5 bis 15 Euro im Jahr.