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Berlin: Krise treibt immer mehr Menschen in finanzielle Not

Berlin : Krise treibt immer mehr Menschen in finanzielle Not

Die Leitzinsen sinken und sinken - und die Kreditzinsen für Otto Normalverbraucher bleiben trotzdem weit oben. „Die Banken sollen sich solidarisch verhalten”, forderte in Berlin der Chef des Bundesverbandes der Verbraucherzentralen, Gerd Billen, bei der Vorstellung des Schuldenreports 2009.

Die Krise treibe immer mehr Menschen in die finanzielle Not. Hier die wichtigsten Fragen und Antworten zur Studie.

Ab wann spricht man von Überschuldung?

Von Überschuldung ist dann die Rede, wenn Lebenshaltungskosten, Raten und Rechnungen höher sind als die monatlichen Einnahmen. Bei 29 Prozent der Betroffenen ist Arbeitslosigkeit der Grund, Veränderung der Lebensumstände wie Trennung, Scheidung oder Tod des Partners sind mit 14 Prozent die zweithäufigste Ursache für eine Überschuldung - bei alleinerziehenden Müttern mit mehr als einem Kind sogar die häufigste.

Besonders erschreckend: Wenn man seinen finanziellen Verpflichtungen nicht mehr nachkommen kann, besteht ein deutlich höheres Erkrankungsrisiko.

Wie reagieren die Banken?

„Die Verbraucher mit dem niedrigsten Einkommen bezahlen die höchsten Zinsen”, heißt es im Schuldenreport. Bei Zahlungsschwierigkeiten würden den Betroffenen oft überteuerte Umschuldungen angeboten, die sie noch tiefer in das Schuldenkarussell trieben.

Außerdem legten Berater oft mehr Wert auf ihre eigene Provision als auf eine angemessene Beratung. Banken müssten nun verstärkt Schuldnern mit günstigen Kreditkonditionen helfen und sich zugleich an den Kosten der Schuldnerberatung beteiligen. Denn die Wohlfahrtsverbände und Verbraucherzentralen rechnen in den nächsten Monaten mit einem Ansturm auf die Beratungsstellen.

Steht der Bankkunde auch in der Pflicht?

Eindeutig ja. Jeder Bürger muss nach Ansicht der Verbände auf seine finanzielle Situation auch selbst achten. Einer verantwortlichen Kreditvergabe müsse eine verantwortliche Kreditaufnahme gegenüberstehen, hieß es.

Wie kommt man aus der Schuldenfalle wieder heraus?

Mit Hilfe der Schuldnerberatungen. Ein möglicher Weg, die finanzielle Abwärtsspirale zu durchbrechen, ist die Verbraucherinsolvenz. Mit diesem dreistufigen Entschuldungsverfahren haben Privatpersonen die Möglichkeit, sich innerhalb von sechs bis acht Jahren von ihren Verbindlichkeiten zu befreien.

Rund 500.000 Verbraucher haben laut Schuldenreport in den letzten zehn Jahren von dieser Möglichkeit Gebrauch gemacht. Eine zentrale Forderung der Verbände an die Politik ist ein gesetzlicher Anspruch auf ein Girokonto ohne Dispokredit. Hunderttausende hätten noch immer kein solches Konto; ihnen sei damit die Teilhabe am modernen Wirtschaftsleben versagt.