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Beckerskamp: Flucht ins Gold: Sicherheit bringt Anleger wieder zum Edelmetall

Beckerskamp : Flucht ins Gold: Sicherheit bringt Anleger wieder zum Edelmetall

Als Medizin ist Gold ja schon lange bekannt, gilt es doch in Krisenzeiten als probates Mittel gegen Angstzustände oder Depressionen. Nicht wenige Experten sehen einen weiten Preisanstieg auf Anleger zukommen.

Ein Grund liegt in der von Analysten erwarteten Dollarschwäche für 2009. Hierbei wird ein spürbarer Verfall der amerikanischen Währung vorausgesagt, denn die schon jetzt sichtbar schlechten Konjunkturdaten werden dem Greenback im Laufe des Jahres stark zusetzen.

Die Wechselwirkung von Gold und Dollar lässt sich dabei über vergangene Zeiträume sehr gut ablesen. So konnte man steigende Goldpreise immer dann beobachten, wenn der Dollar gleichzeitig an Wert verlor.

Das starke Sicherheitsbedürfnis vieler Anleger hat aber sogar aktuell zu einer Abkopplung dieses Effekts geführt, denn selbst eine kurzeitige Erholung der amerikanischen Währung führte diesmal nicht zu sinkenden Goldpreisen.

Ein zweiter Punkt, der für eine Preissteigerung beim Gold spricht, ist die Nachfrage nach dem Edelmetall. Diese ist so immens, dass sich dies eben auch weiterhin in den Preisen niederschlagen wird.

Besonders Inflationsängste spornen die Anleger zum Kauf an. Die täglichen Meldungen über staatliche Rettungspakete alarmieren viele Anleger. Es ist zu befürchten, dass die globale Geldmenge zu stark erhöht wird.

Die zum Teil kaum noch vorstellbaren Milliardenbeträge, die in vielen Ländern plötzlich investiert werden sollen, sprengen in ihrem Ausmaß längst bewährte Vorstellungen über ausgeglichene Staatshaushalte. Gold gilt deshalb auch als Zuflucht vor einer zukünftigen Inflation.

Ein weiterer wichtiger Punkt sind die momentan niedrigen Realzinsen. Staatsanleihen oder auch Bankeinlagen garantieren nur noch minimale Wertzuwächse, selbst negative Renditen sind schon in den USA zu beobachten. Damit wird das alte Argument, das Gold keine Zinsen liefert, zumindest entkräftet.

Für einen steigenden Goldpreis spricht auch die sinkende Produktion. Bereits 2008 hat sich die weltweite Goldproduktion, nach Angaben des britischen Edelmetallberaters GFMS, um drei Prozent verringert.

Zwar kündigen viele Minen eine Produktionssteigerung an, aber deren Umsetzung wird von Marktexperten stark bezweifelt. Angesichts der weltweiten Kreditklemme auf dem Kapitalmarkt ist die dafür notwendige Beschaffung von Investitionen, gerade für kleinere Unternehmen mehr als fraglich.

Auch auf dem zweiten Markt wird das Angebot weiterhin abnehmen. Die öffentliche Seite - speziell Notenbanken - verkaufte 2008 mehr als 40 Prozent weniger Gold als im Vorjahr.

Ein bisher großer Verkaufsakteur, die Nationalbank der Schweiz, hat zudem angekündigt, dass ihr Verkaufsprogramm vorerst abgeschlossen sei.

Aber bei allen positiven Signalen gibt es auch Argumente gegen Gold - wie etwa die sinkende Nachfrage nach Goldschmuck. Denn die globale Konjunkturschwäche hat sich bereits in diesem Marktsegment ausgewirkt.

Viele Juweliere und Schmuckhändler berichten deshalb von schlechter werdenden Absatzzahlen. Die Folge ist ein sinkender Goldbedarf der Schmuckindustrie, besonders im traditionell wichtigen Markt Indien.

Dort sind goldene Ketten und Ringe ein überaus begehrtes Accessoire und wahrscheinlich auch das beliebteste Präsent bei Hochzeiten. Der wirtschaftliche Abschwung und der derzeit sehr hohe Preis für Gold führten somit zu erheblichen Rückgängen beim indischen Goldimport.

Mit rund 800 Tonnen durchschnittlichem Jahresbedarf ist Indien aber bisher der größte Goldabnehmer gewesen.

Ein anderes Risiko begründet sich ebenfalls in der aktuellen Finanzkrise. Durch den massiven Kapitalabzug der Anleger aus Hedge-Fonds, sind die Fondsmanager immer öfter zu Notverkäufen gezwungen.

Bei den erwähnt hohen Goldpreisen liegt es deshalb für die Manager nahe, dass sie ihre Goldbestände veräußern. Denn nur diese Anlageform lässt sich derzeit mit Gewinnen verkaufen.