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Ingelheim: Die perfekte Bewerbung: Individuell und nicht zu abgehoben

Ingelheim : Die perfekte Bewerbung: Individuell und nicht zu abgehoben

Für den ersten Eindruck hat man keine zweite Chance. Das gilt gerade für die Bewerbung. Liegt sie einmal beim Personaler auf dem Tisch, zählt nur noch das gedruckte Wort. Wer sich gut vorbereitet und in der Bewerbung zeigt, womit er die Anforderungen erfüllt, ist auf dem richtigen Weg.

Das klingt einfach, ist aber wirksam, sagt die Karriereberaterin Sabine Kanzler aus Ingelheim am Rhein. Bei der Bewerbung können die unzähligen Vorlagen im Netz für Unerfahrene hilfreich sein, aber man sollte sie höchstens als Gerüst sehen und nie so übernehmen, rät Bewerbungsexpertin Sabine Neumaier aus Berlin. „Die Bewerbung muss zur Person passen”, sagt Kanzler.

Vorbereitung: „Erstmal sollte man sich über den eigenen Stand bewusstwerden”, rät Kanzler. „Welche Qualifikationen, welche Stärken habe ich?” Der Bewerber sollte das Stellenprofil gut kennen und gucken, in welchen eigenen Erfahrungen und Fähigkeiten sich die Erwartungen widerspiegeln und diese in der Bewerbung herausstellen. Grundsätzlich gilt: Ein wenig aufpolieren ist erlaubt, aber nicht übertreiben und immer bei der Wahrheit bleiben. Sonst wird es im Bewerbungsgespräch schnell unangenehm. Ebenfalls Teil der Vorbereitung sollten Kenntnisse über das Unternehmen und die Branche sein - dazu gehört der Internetauftritt der Firma.

Bewerbungsmappe: Karriereberaterin Kanzler rät von mehrseitigen Mappen ab. Diese könnten vielen Personalchefs missfallen: „Sie nehmen aufgeklappt den halben Schreibtisch ein.” Besser sei eine leichte, gut handhabbare und stabile Klemmmappe. Auf der sicheren Seite liege man mit Farben wie dunkelblau oder dunkelgrün. Das verwendete Papier müsse nicht höherwertiger als normales Druckerpapier sein und auch beim Layout müsse man nicht um jeden Preis auffallen, sagt Kanzler: „Wenn die Bewerber die gleiche Energie in den Inhalt investieren würden, wären alle glücklich.” Qualität schade dennoch nicht, findet Neumaier. Die Bewerbung dürfe keinesfalls verschmutzt sein oder Eselsecken haben. Bei Führungskräften sollten Mappe und Papier edel sein.

Deckblatt: Das ist kein Muss und sollte bei der Bewerbung per E-Mail ganz weggelassen werden. „Da muss der Empfänger nur noch mehr scrollen”, sagt Kanzler. Ein Deckblatt mache etwa dann Sinn, wenn im Lebenslauf kein Platz mehr für die Kontaktdaten ist. Dann sollte man aber auch noch eine Kurzbeschreibung über sich hinzufügen.

Foto: Ein Foto darf bei der Bewerbung in Deutschland nicht mehr verlangt werden. Dennoch ist es üblich. Die Investition in ein professionelles Foto sei empfehlenswert. „Ziemlich albern kommen Bilder aber in Denkerposen herüber”, warnt Kanzler. „Und darauf achten, dass die Haare sitzen und die Kleidung stimmt”, rät Neumaier.

Anschreiben: „Es soll keine Nacherzählung des Lebenslaufes sein”, warnt Kanzler. Das Anschreiben ist die Gelegenheit, zu glänzen - mit den eigenen Erfahrungen. Auf Floskeln wie „mit großer Begeisterung habe ich von der Stelle erfahren” oder „in mir finden Sie eine flexible und motivierte Mitarbeiterin” kann man verzichten. Aufschlussreicher sei es, von konkreten Aufgaben oder Projekten zu erfahren, die der Bewerber bisher bewältigt hat. „Beschreiben Sie praktische Beispiele aus der Vergangenheit, in denen bestimmte Eigenschaften sichtbar werden”, rät Kanzler. „Hinterlassen Sie keine Schleimspur, aber erwähnen Sie in einem Nebensatz, warum sie gerade in dieses Unternehmen wollen”, sagt Neumaier. Das Anschreiben sollte nicht länger als eine Seite sein.

Im Anschreiben kann man bestimmte im Lebenslauf nur faktisch aufgeführte Aktivitäten (etwa ehrenamtliche Tätigkeiten) erläutern - wenn sie einem wichtig erscheinen. Das Anschreiben sollten Bewerber auch dafür nutzen, wenn es erklärungsbedürftige Lücken im Lebenslauf oder andere Auffälligkeiten gibt. „Es ist besser, damit offen umzugehen”, empfiehlt Kanzler. Hat ein Schulabgänger etwa schlechte Noten, sich aber zum Beispiel über ein Freiwilliges Soziales Jahr weiterentwickelt, sollte er seine dazugewonnenen Erfahrungen im Anschreiben erwähnen.

Lebenslauf: „Das Herz der Bewerbung ist der Lebenslauf”, sagt Karriereberaterin Neumaier. Dort gehören alle Berufserfahrungen und Qualifikationen hinein. Immer mehr durchgesetzt hat sich der anti-chronologische Lebenslauf. Dabei fängt man mit der Gegenwart an und arbeitet sich rückwärts durch. Der Lebenslauf sollte klar strukturiert sein. Bei den Angaben von Zeiträumen reichen Monat und Jahr. Der Lebenslauf muss datiert und unterschrieben sein.

Grundsätzlich können alle Berufserfahrungen im Lebenslauf stehen, bei langjährig Berufstätigen aber nicht alle Aushilfstätigkeiten und Nebenjobs. „Wenn es sich nur um eine Station in ihrem Leben handelt, dann nicht”, empfiehlt Bewerbungsexpertin Kanzler. Bei den für die konkreten Anforderungen wichtigen Stellen kann man auch mehr als zwei Stichworte dazuschreiben. Schulabgänger sollten schreiben, wenn sie mal Zeitungen ausgetragen haben. „Das zeigt, dass sie Disziplin haben und morgens aufstehen, um den Jobs durchzuziehen”, sagt Neumaier.

Hobbys und Interessen sollte man nur dann reinschreiben, wenn man wirklich welche hat und sie etwas über einen aussagen. Bei jungen Bewerbern sei etwa interessant: „Wenn jemand im Sportverein ist, kann man ablesen, dass er Teamplayer ist”, sagt Neumaier. Auch Kanzler rät zu Vorsicht bei den Hobbys: „Man will bestimmte Impulse und Informationen geben, aber es ist nicht gesagt, dass der Empfänger das genau so interpretiert, wie Sie gedacht haben.”

Die Seite drei: Sie ist eine Art „Über mich”-Seite. Die Meinungen gehen hier etwas auseinander. „Sie ist meistens überflüssig”, sagt Neumaier. Bei der Bewerbung eines Mechatronikers etwa wirke das lächerlich. Anders sei es bei Führungskräften, die könnten dort über ihre Einstellungen und Projekte erzählen. Nach Ansicht des Karriereberaters Jürgen Hesse bietet sie die Möglichkeit, sich von der Masse abzuheben. Der Vorteil sei, dass man dem Personaler dort zusätzliche Informationen über sich geben könne. Das dürfe aber nicht ausufern. Er rät dazu, in weniger als zehn Zeilen zu erklären, warum man der oder die Richtige sei.

Anlagen: Grundsätzlich sollte man alle Arbeitszeugnisse beilegen, auch diejenigen, die vielleicht nicht so toll sind. „Bloß keine Auswahl treffen, die Lücken fallen auf”, sagt Kanzler. Zu den Anlagen gehört auch das Zeugnis über den höchsten Bildungsabschluss sowie Zertifikate und auf Wunsch auch Arbeitsbelege.