Aachen : Biallos Ratgeber: Wie man sich privat billig versichern kann
Aachen Die private Krankenversicherung ist berühmt für medizinische Top-Versorgung — und berüchtigt für steigende Beiträge. In manchen Tarifen steigen die Beiträge ständig, in einigen Jahren sogar im Schnitt um sechs Prozent, wie eine Studie des Branchendienstes Map-Report belegt.
Im Einzelfall wird die Privatversicherung sogar zweistellig teurer. Weil sich jeder Tarif selbst finanzieren muss, erhöhen sich bei steigenden Ausgaben für die medizinische Versorgung der Versicherten auch die Beiträge.
Problematisch wird dies vor allem, wenn man sich in einem „geschlossenen Tarif“ befindet, sagt Charlotte Henkel, Patientenberaterin bei der Verbraucherzentrale Hamburg: Die Versicherer schließen den Tarif für Neuzugänge und der Bestand altert zunehmend, „der Tarif vergreist.“ Das verursacht immer höhere Kosten und die Beiträge explodieren im Laufe der Jahre.Lösung Tarifwechsel: „Ein Tarifwechsel innerhalb des Unternehmens ist die wichtigste und effektivste Möglichkeit, steigende Beiträge zu kontern“, sagt Henkel.
Es gibt sogar ein gesetzlich garantiertes Tarifwechselrecht. Laut Versicherungsvertragsgesetz darf man ohne Gesundheitsprüfung in einen Tarif gleicher Leistung wechseln. Ein Wechsel zu einem anderen Unternehmen ist dagegen meist ein Minusgeschäft. Die jahrelang angesparte Alterungsrückstellung, die die Beträge im Alter eigentlich stabil halten soll, geht dann verloren. Zudem wird man als Neuzugang behandelt. Höheres Alter und eventuelle Vorerkrankungen wirken sich negativ auf den Beitrag aus.
So gelingt der Wechsel: Viele Unternehmen zeigen sich nicht kooperativ, wenn der Kunde einen Tarifwechsel anstrebt. Denn meist wollen sie die neuen, günstigen Tarife jungen Einsteigern vorbehalten. Hinzukommt, dass der Verbraucher überfordert ist, unter nicht selten mehr als hundert Tarifen den richtigen zu finden. Deshalb sollte man sich möglichst unabhängig beraten lassen.
Neue Leitlinien: Um Privatpatienten einen Tarifwechsel zu erleichtern, hat der Verband der Privaten Krankenversicherung (PKV) Leitlinien erarbeitet „für einen transparenten und kundenorientierten Tarifwechsel“. Sie greifen spätestens ab 2016. Bislang haben sich 25 Unternehmen angeschlossen, darunter auch die großen Krankenversicherer. Die Unternehmen verpflichten sich unter anderem, Wechsel-Anfragen innerhalb von 15 Arbeitstagen zu beantworten sowie eine qualifizierte Beratung zu Tarifalternativen anzubieten. Zudem wollen sie Kunden ab 55 Jahren auf preiswertere Tarife hinweisen, wenn eine Prämienerhöhung ansteht.
Günstige Tarife: Hausarzttarife sind häufig günstig. Dabei verpflichtet man sich, immer zuerst den Hausarzt aufzusuchen, bevor man zum Facharzt geht. Das meiste Sparpotenzial birgt jedoch der Standardtarif, den viele Ältere in Anspruch nehmen können. Er bietet Leistungen etwa auf dem Niveau der gesetzlichen Versicherung. Er kann erheblich günstiger sein, denn die Alterungsrückstellung aus dem alten, teureren Tarif wird komplett angerechnet. Im Durchschnitt fallen zwischen 400 und 450 Euro im Monat an. „Wer lange Vorversicherungszeiten in der Privaten vorweist, kann im Einzelfall sogar günstiger fahren“, sagt Henkel.