Aachen : Biallos Ratgeber: Taugt der Computer als Fondsmanager?
Aachen ETFs (Exchange Traded Funds) stürmen von Erfolg zu Erfolg: Über 1000 der börsengehandelten Indexfonds sind bereits am Markt, und es werden immer mehr. Es stellt sich die Frage: Sind die computergesteuerten Fonds wirklich besser als herkömmliche, von Spezialisten gemanagte Investmentfonds?
Wie funktionieren die ETFs denn eigentlich?
Exchange Traded Funds (ETFs) sind passiv gemangte Indexfonds. ETFs werden in der Regel von Banken oder Investmentgesellschaften herausgegeben und lassen sich wie normale Aktien an der Börse handeln. Das bedeutet, dass sie über eine klassische Wertpapierkennnummer (WKN) bzw. ISIN verfügen — quasi der „Personalausweis“ eines Wertpapiers. ETFs können grundsätzlich an jedem Handelstag von Anlegern gekauft oder verkauft werden.
Kostenvorteil ETF: Betrachtet man die Kosten, ist die Sache klar: ETFs kosten deutlich geringere Gebühren als die aktiv verwalteten Pendants. Der Kostenvorteil beträgt etwa 1,0 bis 1,5 Prozent pro Jahr. Um so viel müssten herkömmliche Fonds besser laufen, um nach Kosten auf die gleiche Wertsteigerung wie ein vergleichbarer ETF zu kommen. Für Ali Masarwah von der Ratingagentur Morningstar steht daher fest: „Kosten sind der beste Indikator für die künftige Performance“. Das heißt, je geringer die Fondsgebühren, desto höher die Gewinnaussichten.
Transparenz und Handel: Auch in Sachen Transparenz und Handelbarkeit punkten ETFs. So können Anleger Zusammensetzung und Wertentwicklung mit einem Blick auf den zugrundeliegenden Index leicht nachvollziehen. Außerdem sichert der Handel über die Börse sekundenschnelles Ordern. Bei aktiv verwalteten Fonds muss man dagegen Fondsprospekte studieren und Quartalsberichte lesen. Die Orderabwicklung über die Fondsgesellschaft dauert Tage.
Nachteil: ETFs haben aber auch Nachteile, beispielsweise den starren Indexbezug. Er verhindert, dass ETFs besser laufen als der zugrundeliegende Markt. Fondsmanager können dagegen aktiv in unterschiedlichste Wertpapiere investieren, schlecht laufende Aktien eliminieren und aussichtsreiche Papiere höher gewichten. Annabel Oelmann von der Verbraucherzentrale Bremen warnt vor zu marktengen ETFs. Wichtig sei eine ausreichende Streuung: „Fonds, die nur in einzelne Branchen oder Länder investieren, eignen sich höchstens als Beimischung im Depot.“ Unerfahrene Anleger sollten daher auf ETFs setzen, die möglichst weltweit und in verschiedene Branchen entwickelter Volkswirtschaften investieren. Wichtig sei zudem, auf ein ausreichendes Anlagevolumen des Fonds zu achten. Ansonsten besteht die Gefahr, dass der Fonds mangels Masse schließen muss oder mit einem anderen ETF verschmolzen wird. Wenigstens 30 Millionen Euro sollten es schon sein.
Performancevergleich: Die Zeitschrift „Euro am Sonntag“ hat einen Performancevergleich zwischen ETFs und klassischen Fonds angestellt. Ergebnis: Neben Rohstoff-ETFs performten im Fünfjahresvergleich vor allem global anlegende und nordamerikanische Aktien-ETFs besser als vergleichbare, aktiv verwaltete Fonds. Der Renditevorsprung betrug zwischen 20 und 40 Prozent. Bei ETFs mit dem Anlageschwerpunkt Deutschland oder Europa war der Unterschied gering. Hier hatten Indexfonds nur mit fünf oder vier Prozent die Nase vorn. Herkömmliche Fonds liefen in der Kategorie Emerging Markets (+4 Prozent) sowie China & Hongkong (+16 Prozent) besser. Noch größer war das Plus bei Nischen-Indizes, etwa Medien & Kommunikation (+35 Prozent).
Fazit: Die Autoren kommen zu dem Ergebnis, dass trotz niedrigerer Kosten und leichter Renditevorteile es keinen klaren Beweis gibt, dass ETFs generell besser laufen als aktiv verwaltete Fonds. Der Bundesverband deutscher Banken empfiehlt Anlegern daher, ihre Fondsauswahl eher vom Fondskonzept, der eigenen Risikobereitschaft und dem Sparziel abhängig zu machen. Wichtig sei vor allem die Strategie, mit der man sparen wolle.