Biallos Ratgeber : Schulden keine Chance geben
Aachen Wer knapp bei Kasse ist, sollte nicht zu lange warten, Kosten herunterzuschrauben. Diese Spartipps können helfen.
Die Coronavirus-Pandemie beschert vielen finanzielle Engpässe. Schuldnerberatungsstellen rechnen mit starkem Zulauf ab Herbst. Wer rechtzeitig reagiert und Spartipps beherzigt, vermeidet die Schuldenspirale.
Situation: Staatliche Zuschüsse, Kurzarbeitergeld und Erspartes haben viele bis jetzt wirtschaftlich durch die Pandemie getragen. Doch eine Nebenkostenabrechnung und ein aufgebrauchtes Sparguthaben können jetzt bewirken, dass Verbraucher Schulden machen müssen.
„Schon jetzt sind fast sieben Millionen Menschen in Deutschland überschuldet, wir rechnen mit einer stark steigenden Anzahl Ratsuchender in den kostenlosen Schuldnerberatungsstellen“, sagt Ines Moers, Geschäftsführerin der Bundesarbeitsgemeinschaft Schuldnerberatung. Die Kapazitäten der Beratungsstellen seien aber jetzt schon äußerst knapp.
Zeitpunkt: Wer knapp bei Kasse ist, sollte nicht zu lange warten, Kosten herunterzuschrauben, rät Claudius Hotz, Schuldnerberater beim Caritasverband Mainz. Schulden sollte man möglichst vermeiden. Eine Ausnahme gilt: Investitionen in Anschaffungen, die einen neuen, besseren oder zusätzlichen Job ermöglichen, können sinnvoll sein.
Auch vom Ersparten sollte etwas übrig bleiben für unvorhergesehene Ausgaben. Lieber suche man rasch das Gespräch mit dem Vermieter, dem Bankberater oder dem Versicherer und versuche Lösungen wie Ratenzahlungen oder das Aussetzen von Raten zu vereinbaren.
Haushaltsplan: „Ein Haushaltsplan schafft Überblick“, sagt Hotz. Alle Ausgaben und Einnahmen sind aufzulisten und auch jene, die nur einmal jährlich anfallen. Die Differenz zwischen den Einnahmen und den festen Ausgaben, unter anderem für Miete und Nebenkosten, Versicherungen, Altersvorsorgebeiträge oder Unterhaltszahlungen, macht das flexible Budget aus, das man monatlich zur Verfügung hat für Haushaltsführung, Kleidung, Freizeit und so weiter.
Gerade an den flexiblen Ausgaben lässt sich sparen. Essen zur Arbeit mitnehmen, kein Coffee to go, im Discounter einkaufen, anstatt den Noteinkauf an der Tankstelle zu tätigen, Abos für Streaming-Dienste reduzieren oder günstigere Handyverträge abschließen – „das sind kleine Beträge im Monat, aber sie summieren sich.“
Miete: Keinesfalls sollte man sich hinreißen lassen, die Miete oder Nebenkosten zu spät oder gar nicht zu zahlen, warnt Jutta Hartmann, Sprecherin vom Deutschen Mieterbund. „Wer einen Monat plus einen Cent der Miete des darauffolgenden Monats mit der Miete in Rückstand ist, riskiert die fristlose Kündigung.“ Wenn der Umzug in eine günstigere Wohnung nicht möglich ist, kommt vielleicht eine Untervermietung in Frage. Dieser muss der Vermieter in der Regel zustimmen.
Versicherungen: Die private Haftpflicht-, gegebenenfalls eine Berufsunfähigkeits- und in manchen Fällen auch die Hausratversicherung sollte man nicht kündigen, sagt Hotz. Sie decken existenzbedrohende Risiken.
Und die Auflösung einer Kapitallebensversicherung ist meist mit großen Verlusten verbunden. Verzichtbar sind dagegen etwa Handy- oder Reisegepäckversicherungen, eine Brillenversicherung, private Krankenzusatzversicherungen oder eine Unfallversicherung, sofern man eine Berufsunfähigkeitsversicherung hat.
Pfändungsschutz: Kommt es so weit, dass das Konto gepfändet wird, muss der Kontoinhaber schnell reagieren, sagt Hotz. Sobald er über die Pfändung unterrichtet wird, sollte er sein Girokonto umgehend bei der Bank in ein Pfändungsschutzkonto umwandeln, ein P-Konto. „So behält er trotz Pfändung Zugriff auf sein Konto und die ihm zustehenden Freibeträge.“ Das sind 1.178,59 Euro im Monat beziehungsweise 2.116,40 Euro für eine Familie mit zwei Kindern.