Frankfurt : Zahlen belegen: Immer jüngere „Komasäufer”
Frankfurt Die jüngsten Fälle von Alkoholmissbrauch durch Kinder bestätigen einen gefährlichen Trend. Nach Angaben der Techniker Krankenkasse nimmt das sogenannte „Komasaufen” auch bei sehr jungen Jugendlichen zu.
„Wir beobachten mit Sorge, dass die Alkohol-Patienten immer jünger werden und bereits Kinder unter 15 Jahren mit einem Vollrausch ins Krankenhaus kommen”, sagte der Vorstandschef der Techniker Krankenkasse (TK), Norbert Klusen, der „Frankfurter Rundschau”.
Erst am Mittwoch waren im westfälischen Paderborn drei Kinder im Altern von 11, 12 und 13 Jahren besinnungslos auf einem Spielplatz gefunden worden. Sie hatten nach Angaben der Polizei Wodka getrunken.
Nach den der Zeitung vorliegenden Krankenkassen-Daten stieg zwischen 2007 und 2008 die Zahl der durch Alkoholmissbrauch verursachten Klinikaufenthalte von Kindern unter 15 Jahren deutlich an. Auf alle Versicherten umgerechnet komme man bundesweit insgesamt auf knapp 2400 Fälle von akutem Alkoholrausch in dieser Altersgruppe. Bei den ganz jungen Alkoholopfern liegen seit zwei Jahren die Mädchen vor den Jungen, berichtete die Zeitung.
Bei den unter 18-Jährigen insgesamt weisen die TK-Zahlen einen Anstieg der Klinikeinweisungen um 174 auf 1765 aus; das entspricht einer Gesamtzahl von fast 20.000 minderjährigen „Komasäufern”, die 2008 im Krankenhaus landeten.
Bayerns Sozialministerin Christine Haderthauer (CSU) sieht den wachsenden Alkoholkonsum von Jugendlichen als Ausdruck einer „gesellschaftlich gebilligten Kultur des Kampftrinkens”. In der Zeitung „Die Welt” (Samstag) kritisierte Haderthauer auch den zunehmenden Rückzug der Eltern aus der Erziehung. „Ärzte sagen mir, sie werden von Eltern angegangen, wenn sie dezent auf die elterliche Aufsichtspflicht hinweisen”, sagte die Ministerin.
Nach Erfahrung der Polizei enden auch Abiturfeiern immer häufiger als chaotische Saufgelage. Vor allem wegen exzessiven Konsums harter Alkoholika gerieten die Schülerfeste oft außer Kontrolle, sagte der Polizeiinspekteur des Landes Rheinland-Pfalz, Werner Blatt, der Deutschen Presse-Agentur dpa in Mainz.
Anders als früher stehe bei den Abifeiern das Saufen oft im Mittelpunkt. „Da gibt es in der Regel eine "Druckbetankung": Wer am schnellsten betrunken ist, hat gewonnen”, berichtete der Polizeiinspekteur. Häufig endeten die Feiern dann in alkoholbedingten Auseinandersetzungen.