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Düsseldorf: Streit um Kinder: Begleiteter Umgang zum Fest der Liebe

Düsseldorf : Streit um Kinder: Begleiteter Umgang zum Fest der Liebe

Das Fest der Liebe dauert beim Kinderschutzbund in Düsseldorf immer nur eine Stunde. Teilnehmer sind die Überbleibsel einer Familie - meist ein getrennt lebender Vater und seine kleinen Kinder: Es gibt Geschenke, und manchmal wird ein Lied gesungen.

Schauplatz ist das mit viel Spielzeug ausgestattete Büro von Jessica Scheidmantel beim Kinderschutzbund Düsseldorf. Für etwas weihnachtliche Stimmung sorgen die roten Sterne an der Scheibe.

„Ich gehe schwer davon aus, dass wir in diesem Jahr zehn kleine Weihnachtsfeiern haben werden”, sagt die Pädagogin und lächelt. Die dunkelhaarige 34-Jährige ist Expertin für sogenannten Begleiteten Umgang. Dazu können stark zerstrittene, getrennte Paare von Jugendamt oder Gerichten aufgefordert werden, wenn sie sich nicht auf eine Besuchsregelung für ihre Kinder einigen. Derzeit betreut die Pädagogin zehn Eltern und ihre Kinder. 36 Ortsvereine des Schutzbundes in NRW können einen Begleiteten Umgang ermöglichen.

Fast immer leben in diesen schwierigen Fällen die Kinder bei der Mutter, berichtet die Expertin. Die Väter dürfen alle 14 Tage den Nachwuchs treffen, auf neutralem Boden bei Jessica Scheidmantel. Ein halbes Jahr geht das so, dann sollen sich die Eltern verständigt haben auf eine Besuchslösung zum Wohl der Kinder. „Die gute Hälfte kriegt das hin”, sagt sie. Sonst stehen weitere Beratungen an.

Die schweren Zerwürfnisse unter Paaren nehmen nach Ansicht von Fachleuten zu. Nach einer Untersuchung des Deutschen Jugendinstituts verlaufen heute fünf bis zehn Prozent aller Trennungen sehr strittig. Das heißt, dass ein Richter über den Umgang entscheiden muss. Allein 2010 wurden in Nordrhein-Westfalen über 45 700 Ehen geschieden. Bei knapp der Hälfte waren Kinder betroffen - allein über 36 000 Minderjährige zählt die Statistik.

Bei Jessica Scheidmantel ist die Warteliste lang. „Es gibt manchmal 100 Anfragen im Jahr”, sagt sie. Es sind nach ihrer Erfahrung auch gut situierte Menschen, die sich im Dauerkonflikt mit dem Ex-Partner verheddern. „Ich hatte hier schon Doktoren, Anwälte sitzen”, berichtet die Pädagogin. Ein Vater fliegt zu einem Treffen mit seinem fünfjährigen Sohn einmal im Monat aus Russland ein.

Wenn die Expertin für Trennungskinder mit den Eltern Regeln für die späteren Besuche aufstellt, geht es immer auch um Weihnachten. „Das wird ganz genau schriftlich festgelegt”, sagt Scheidmantel. Wie oft hört sie von einem Partner, es sei doch sein Recht, dass wenigstens das nächste Fest bei ihm stattfinde: „Weihnachten ist wie der Geburtstag eine Messgröße für die schöne, verlorene Zeit.”

Geschenke seien wichtig. „Da kann man der ganz tolle Vater sein und das beweisen.” Und die Kinder können mit glänzenden Augen etwas vom Papa nach Hause mit in ihre Welt nehmen. „Wenn es gut läuft, ist es ein doppeltes Fest für das Kind”, sagt die Pädagogin.