Stuttgart/Hamburg : Sparen für die Kleinen: Welche Angebote sich lohnen
Stuttgart/Hamburg Ob für das erste eigene Auto, für die Einrichtung der eigenen Wohnung oder das Hochschulstudium: Viele Eltern wollen Geld für ihr Kind ansparen, das dem Nachwuchs dann etwa zur Volljährigkeit zur Verfügung steht.
Sparpläne oder ein Tagesgeldkonto bieten sich an. Und die Anbieter verweisen gern auf ihre Ausbildungsversicherungen.
Die tragen teils putzige Namen wie „Biene Maja Junior Schutzbrief”, „Kinderpolice Max Schlaubär” oder „Bambini”. Im Grunde seien sie alle gewöhnliche Kapitallebensversicherungen. Und wenn es um das Sparen für das Kind geht, raten Verbraucherschützer eher zu anderen Produkten. „Es ist eine Kombination aus mäßigem Risikoschutz und mäßiger Geldanlage”, sagt zum Beispiel Niels Nauhauser, Finanzexperte der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg in Stuttgart.
Tatsächlich werde nur ein Teil des eingezahlten Geldes zum Sparen angelegt, bestätigt Bianca Boss vom Bund der Versicherten in Henstedt-Ulzburg bei Hamburg: „Der Rest fließt in den Todesfallschutz. Diese Kombination aus Risikovorsorge und Sparen ist aber nicht sinnvoll, da dadurch die Rendite sinkt.” Besonders ungünstig werde es, wenn die Ausbildungsversicherung von den Großeltern für ihre Enkel abgeschlossen wird, erklärt Boss: „Bei diesen älteren Menschen ist der Risikoanteil natürlich deutlich höher - und die Spar-Rendite noch geringer.”
Alternativ kommen verschiedene Möglichkeiten infrage: Tagesgeldkonten, Banksparpläne oder Bundeswertpapiere. Bei Fonds gibt es ein höheres Risiko, aber auch Chancen auf eine größere Rendite. Es sei auch möglich, risikoreichere Produkte mit eher sicheren Anlagen zu mischen, sagt Nauhauser. Das passende Mischungsverhältnis hänge dabei von der Risikobereitschaft der Eltern ab - und davon, wann das Geld bereitstehen soll: „Wenn noch viel Zeit bleibt, kann man das Geld auch komplett in Fonds stecken.” Wer mit dem Sparen erst spät startet, sollte das Geld eher in festverzinsliche Anlagen wie Tagesgeldkonten oder Banksparpläne stecken.
Dabei haben Banksparpläne den Nachteil, dass sie oft nicht so flexibel sind wie Tagesgeldkonten. „Wenn man dann beispielsweise mit 14 Jahren für das Kind ein Mountainbike kaufen möchte, kann es sein, dass man über das angesparte Geld nicht verfügen kann”, erklärt Nauhauser. Wer hingegen auf jeden Fall bis zum Ende des Sparzeitraums nicht an das Geld heran muss, könne auch mit einem Banksparplan gut fahren.
Dabei gibt es Sparpläne mit festen und solche mit variablen Zinssätzen, wie Peter Lischke, Finanzexperte der Verbraucherzentrale Berlin, erläutert: „Beim derzeit extrem niedrigen Zinsniveau sollte man auf jeden Fall einen Sparplan mit variablem Zinssatz wählen.” Wer ein Produkt mit hohem Zins findet, fährt naturgemäß gut damit, diesen auch auf längere Zeit zu bekommen: „Dann sichert man sich den hohen Zins für die kommenden Jahre.”
Grundsätzlich kommen auch Bundeswertpapiere infrage. Wegen der aktuell niedrigen Zinsen rät Lischke aber derzeit von dieser Anlageform ab. Bundesschatzbriefe mit sechsmonatiger Laufzeit etwa bieten derzeit eine Rendite von 2,75 Prozent. „Das lohnt sich im Moment nicht. Da gibt es bei der Bank deutlich mehr.”
Eher ungünstig sind nach Expertenmeinung auch Bausparverträge als Sparanlage für Kinder. Hier fallen zum Teil hohe Abschlusskosten an. Zwar gebe es auch Anbieter, die diese Gebühr zurückerstatten, wenn man das Bauspardarlehen nicht in Anspruch nimmt, sagt Lischke: „Allerdings sind derzeit auch hier die Guthabenzinsen sehr niedrig.”
Für welches Produkt sich Eltern auch entscheiden: Auf jeden Fall sollten sie das Depot oder den Sparplan auf den Namen des Kindes einrichten, fügt Lischke hinzu: „Dann kann man für die Zinserträge den Sparerfreibeitrag von 801 Euro ansetzen.” Und auch wenn vielen Eltern das Sparen für die Kinder wichtig ist, sollten sie dabei andere wichtige Vorsorge-Bausteine nicht vernachlässigen. Dazu gehört laut Nauhauser etwa eine Kinder-Invaliditätsversicherung.
Zudem sollten Familien zunächst Schulden abbauen, bevor sie mit dem Sparen beginnen: „Oft zahlen die Eltern noch den Kredit für das Häuschen ab und legen gleichzeitig Geld für die Kinder zurück”, lautet eine Erfahrung des Verbraucherschützers. Wegen der Spanne zwischen Kredit- und Sparzinsen sei das ökonomisch nicht sinnvoll: „Das ist dann ein Sparen für das Kind auf Kredit.”
Literatur: Stefanie Kühn: Finanzratgeber für Eltern - Kinder richtig absichern, Vermögen aufbauen, Startchancen erhöhen. Redline Wirtschaft, ISBN 978-3-636-01412-2, 19,90 Euro.
Kinder in Finanzplanung einbeziehen
Wenn der Nachwuchs schon älter ist, sollten Eltern ihn in die Planung der Anlage einbeziehen. Auf diesem Weg könnten die Kinder gleich einiges über den richtigen Umgang mit Geld lernen, erklärt Niels Nauhauser von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg in Stuttgart. Grundsätzlich sollte die Bildung in Finanzdingen so früh wie möglich beginnen: „Sonst werden die Kinder anfällig für die Versprechungen von Bankern.”