Köln : Wohntrends der IMM 2014: Die deutsche Gemütlichkeit ist zurück
Köln Gemütlichkeit ist für Ursula Geismann etwas typisch Deutsches. „Ich glaube, das Wort kann man gar nicht richtig ins Englische übersetzen”, sagt die Trendexpertin des Verbandes der Deutschen Möbelindustrie (VDM).
Auch in Asien sei ein Zuhause unbekannt, das nicht vor allem dem Alltag assistiert, sondern einfach Geborgenheit geben soll. Aber die Deutschen lieben das: nach Hause kommen, durchatmen, einfach man selbst sein.
Und genau das ist nun der große Wohntrend der Einrichtungsbranche für 2014, den die Hersteller mit ihren Möbeln widerspiegeln wollen und die sie auf der Internationalen Möbelmesse IMM Cologne in Köln (13. bis 19. Januar) präsentieren werden.
Was ist daran so neu? Im Grunde nichts. Aber es wird nun anders und deutlicher bemühter umgesetzt. „Das war schon einmal da - aber heute hat Gemütlichkeit eine andere Qualität”, erläutert Wohnexpertin Geismann. „Es ist nicht mehr eine verzierte Gondel auf dem Regal, die kitschig leuchtet.” Vielmehr gehe es um eine Grundstimmung: Der Raum ist dank Lampen nicht einfach nur hell, er ist gut ausgeleuchtet. In den Glasvitrinen stehen nicht nur einfach Gläser, sie werden heute mit LED-Beleuchtung in Szene gesetzt. Auf den Betten und den Sofas liegen nicht zwei Kissen, sondern so viele man unterbringen kann. Es geht ums perfekt inszenierte Zuhause. Ums Wohlfühlen.
„Und ich denke, dass dieser Anspruch an das Wohnen auch noch zunimmt”, sagt Geismann, die seit vielen Jahren die Trends beim Wohnen beobachtet. „Die Menschen sind sensibler geworden, was das Wohnen angeht. Sie haben kapiert, dass sie an 340 Tagen im Jahr zu Hause sind, und sie wollen sich das schön machen.” Markus Majerus, Sprecher der Messe IMM Cologne, sieht das genauso: „Die Work-Life-Balance verschiebt sich. Es ist den Menschen zwar weiterhin wichtig, dass sie einen guten Job haben und gut verdienen. Aber immer wichtiger wird nun die Freizeit.” Und wie und wo man diese verbringt, wird zum Statussymbol.
Das sieht man der Gewichtung der Möbel im Raum auch an: Es wird mehr Wert auf Eyecatcher gelegt - also auf ausgefallene Stücke, die dem Besucher auffallen sollen. Hier hilft Farbe, sagt Gabriela Kaiser, Trendanalystin für die IMM Cologne aus Landsberg am Lech. „Aber farbig ist maximal ein Teil - also ein Regal der Regalwand, und der Rest ist zurückhaltend.” Oder nur die Couch ist bunt. „Es sind nur hier und da Farbkleckse, die aber ins Auge fallen.”
Der Trend zum heimeligen Wohnszenario zieht sich durch alle Räume im und am Haus. „Eine große Terrasse ist heute Standard bei Neubauten”, berichtet Geismann. Und dort stehen Sofas statt harter Plastikstühle. Es gibt sogar Teppiche und Wandgemälde für das Wohnzimmer im Freien. Daher werden auf der IMM nun Gartenmöbel richtig präsent sein. Aber auch die Einrichter von Badezimmern sind dort neu: „Bislang zeigten sich die Hersteller eher auf den Sanitärmessen”, sagt Geismann. Aber selbst das Badezimmer wird inzwischen weniger als Funktionsraum empfunden, sondern als ein Ort, an dem man sich etwas Gutes tut.
Bei all den Bestrebungen um das perfekte Zuhause sieht dieses heute nie gleich aus. Individualität ist der zweite große Trend des Wohnens. Früher war es so: War Grün die Trendfarbe, kauften alle nach und nach Möbel in dieser Farbe. Oder alle setzten auf Wohnwände. Oder alle besaßen einen Nierentisch. Heute gibt es so viel, dass keine Wohnung der anderen auch nur im entferntesten gleicht.
„Natürlich gibt es noch die emotionalen Statussymbole wie bestimmte Handys, die jeder haben muss”, sagt Messesprecher Majerus. „Aber es gibt keine große strenge Bewegung mehr, der alle folgen müssen. Sondern jeder sucht sich aus vielen Strömungen seinen eigenen Stil zusammen.” Wenn jeder so leben will, wie er ist, und anders sein will als der Nachbar, müssen das die Möbel leisten können. So gibt es nun zum Beispiel Sofatische, deren Alu-Streben per Zufallsgenerator individuell verteilt wurden.
Oder man sucht sich selbst die individuelle Mischung zusammen: Es ist ein Trend, an einem Esstisch sechs verschiedene Stühle zu haben. Oder sein Geschirr-Set aus vielen Kollektionen zusammenzustellen. Und beim Kauf eines Sofas stellt der Kunde sich aus Hunderten von Funktionen, Varianten und Stoffen das optimale Modell zusammen. Und so geht das weiter für die Wohnwand, die Betten, die Küchen.
Damit einher geht Trend Nummer drei: „Ich finde ja ganz spannend, dass es nichts mehr gibt, was nichts Zusätzliches drauf hat”, sagt Majerus. Viele Möbel oder Accessoires haben Extras: Das Sofa kann auch Bett oder mit einem extra Tischchen sogar Arbeitsplatz sein, in einer Kommode kann es eine fest installierte Ladestation fürs Handy geben. „Aber was mich besonders fasziniert, ist, dass es Tapeten mit integrierten Lautsprecherboxen gibt”, sagt der Messesprecher.