München : Ideen zum Einrichten in acht Schritten
München Wenn etwas nicht einfach ist, dann die Wohnung stilvoll einzurichten. Es mag Menschen geben, die haben einfach ein Händchen dafür. Den anderen helfen ein paar allgemeingültige Regeln und Orientierungshilfen bei der Auswahl und Kombination von Möbeln und Wohndekorationen.
1. Grundriss überprüfen
Wie nutze ich einen Raum? Das sollte die erste Frage sein, erklärt die Einrichtungsberaterin Doris Thomalla aus München. „Was mache ich mit wem zu welcher Zeit im Raum?” Sitzt man im großen Wohnzimmer nur mit dem Ehemann vor dem Fernseher, oder ist es besser, zwei kleine Räume zu haben, da in einer die Eisenbahn aufgebaut sein soll?
Wer neu baut, kann das natürlich steuern. In einem bestehenden Wohngebäude sollte man die Raumverteilung überdenken: Vielleicht ist das Schlafzimmer einfach zu groß, das Kinderzimmer dürfte aber gerne mehr Fläche habe - dann wird getauscht.
2. Möbel verteilen
Ist der Raum so optimal genutzt? Manches sieht man sofort: Ein großer Esstisch in einem kleinen Raum, das passt nicht. Eine mächtige Wohnwand kann hier auch viele Möglichkeiten rauben, Regale sind besser. Am besten betrachtet man die Einrichtung einmal auf dem Papier. Den Grundriss aufzeichnen und alle Möbel im Maßstab als Schablonen anlegen.
Sie werden nun hin- und hergeschoben, an neuen Stellen im Raum ausprobiert. „Ich überlege mir dabei auch, welches Möbelstück soll die Hauptrolle spielen”, erklärt Thomalla. Das große Sofa oder der vererbte Sekretär werden so gestellt, dass sie zum Hingucker werden.
3. Den Wohntyp finden
Man richtet sich am besten so ein, wie man ist - klingt ganz einfach. Ist es im Grunde auch. „Ich sage immer: Sammeln, sammeln, sammeln Sie”, erklärt Thomalla. Man sammelt in einem Order oder einer Kiste alles, was einem gefällt - Ausschnitte aus Zeitschriften, Möbelkatalogen, Fotos von gemütlichen Wohnungen, Stoffreste. Diese Sammlung zeigt dann, wer man ist und wie man gerne leben möchte, selbst, wenn man es direkt nicht erkennt.
Das Sammeln hört übrigens nicht auf, wenn man mal neu eingerichtet ist. So wie die meisten im Laufe der Jahre ihren Kleidungsstil immer weiter verändern, ist auch das Einrichten eine Weiterentwicklung.
4. Farb- und Materialkonzept erstellen
In welcher Farbe der Raum gestrichen sein soll, lässt sich noch leicht ermitteln. Wer es nicht weiß: Bei Frauen hilft oft ein Blick in den Kleiderschrank, sagt Thomalla. Aber es ist ja nie nur einfach der eine Ton. Um eine gute Mischung aus Farben, Formen und auch Materialien zu finden, erstellen professionelle Einrichter ein Moodboard. Grundlage ist die Kiste oder der Ordner der gesammelten Ideen aus Punkt drei.
Dann werden Muster für Wandfarbe und Tapete sowie eine Farbprobe des gewünschten Sofas dazugenommen, erklärt Thomalla, die an der Münchner Volkshochschule lehrt. Das alles wird auf eine Pappe zu einer Collage geklebt.
„Hier sieht man, ob Farbmuster auch zum Wohnstil passen”, erklärt die Expertin. Und welche Farben sonst noch dazukommen können. Manche Einrichtungsfirmen haben auch Beispiel-Moodboards ins Internet gestellt oder bieten Vorlagen zum Ausprobieren an.
Was, wenn das Moodboard eine Farbauswahl zeigt, die in den Augen wehtut? Es kommt auf die richtige Mischung an. Thomalla rät davon ab, ein Sofa in Apfelgrün zu kaufen. „Bleiben sie neutral bei großen Möbelstücken.” Aber apfelgrüne Kissen machen sich toll auf einer braunen Couch.
5. Farbauswahl braucht Zeit
Wandfarben, Tapeten und Teppiche geben dem Raum sein Gesicht. Hier sollte man sich der Wahl absolut sicher sein. Das braucht Zeit - nur ein Gang in den Baumarkt reicht selten. Daneben sollte man sich die Farben in verschiedenen Lichtverhältnissen anschauen. Bei Dämmerung wirkt ein Rot etwa noch gut, bei Sonneneinstrahlung ist es zu dominant.
Daher raten Experten: Eine neue Wandfarbe nicht nur anhand einer kleinen Farbprobe auswählen, sondern eine große Pappe anstreichen und im Raum aufstellen. „Wenn ein Kunde von mir unsicher ist, bitte ich den Maler, eine Viertelwand zu streichen”, berichtet Thomalla. Der Kunde soll dann jeden Morgen über vier, fünf Tage die Wand betrachten und herausfinden: Gefällt mir das?
6. Den Grundriss optisch korrigieren
Wichtig ist, bei der Farbauswahl auf die Raumgröße zu achten. Wird ein kleiner Raum überfrachtet, wirkt er noch beengter. Die DIY-Academy in Köln rät: einen kleinen Raum durch helle, kühle Farben oder kleine Muster optisch vergrößern. Niedrige Decken lassen sich mit einem hellen Anstrich strecken. Auch ein streckendes vertikales Muster an der Wand, das bis zur Decke reicht, habe diese Wirkung.
7. Beleuchtung planen
An den Abenden lebt ein Raum von seiner Beleuchtung. Sie erhellt nicht nur den Raum, sie dekoriert ihn auch. Ist ein Raum gleichmäßig ausgeleuchtet, wirkt er ungemütlich, erläutert die Brancheninitiative Licht.de. Ideal sei eine Kombination aus indirektem, diffusem Licht wie durch Deckenfluter zur Grundbeleuchtung und gebündeltes, direktes Licht durch etwa Downlights oder Spots, die Bereiche hervorheben.
Das sollte man gut planen. Gut ist eine Raumanalyse: Wo wird extra helles Licht gebraucht zum Arbeiten, Kochen und Lesen? Welche Ecken oder welche besonderen Möbel sollen dekoriert werden? Nicht nur die Leuchten müssen entsprechend gekauft werden, auch die Leuchtmittel müssen passen.
Die Angabe Kelvin bestimmt etwa, ob das Licht besonders hell und daher gut zum Arbeiten ist (6000 bis 6500 Kelvin) oder warmweiß und gemütlich wirkt (2500 bis 3000 Kelvin).
8. Accessoires-Auswahl als Kür
Wer schon während der Konzeption viel Chichi auswählt, verliert unter Umständen sein Konzept aus den Augen. „Konzentrieren Sie sich erst auf die Hauptpunkte wie Sofa, Regal und Schrank”, empfiehlt Thomalla. „Die Accessoires kommen eigentlich später - aber, wenn Sie etwas sehen, wovon sie überzeugt sind, dass es wirklich in den Raum passt, kaufe ich es natürlich sofort. Sonst ist es später vielleicht weg.”