Sparsam mit Gefühl : Fahrbericht zum Toyota Corolla Hybrid
Köln Sparsam mit Gefühl – so präsentiert sich der neue Toyota Corolla Club 2,0-l-Hybrid, die bereits zwölfte Generation des Erfolgsmodells von Toyota.
Hinter der Modellbezeichnung Corolla steht einer der erfolgreichsten Baureihen der Autogeschichte. Mehr als 46 Millionen Fahrzeuge wurden bislang gebaut. Zwischenzeitlich investierte Toyota viel Geld, um den Corolla in Auris umzuetikettieren. In Deutschland beispielsweise wurden anfangs Testwagen mit Auricher Kennzeichen (AUR-IS) ausgestattet. 2007 schaltete Toyota hierzulande seine bislang größte und teuerste Plakat-Aktion, nur um diesen Namen ins Bewusstsein der Bevölkerung zu rücken. Mit überschaubarem Erfolg.
Nun rollt die zwölfte Generation des Kompaktmodells weltweit wieder unter dem altbekannten Namen auf den Straßen. Und mit altbekannten Tugenden, etwa dem ausgereiften Hybridsystem und einem sicheren, ausbalancierten Fahrverhalten, einem umfangreichen Paket an Informations- und Sicherheitssystemen sowie einem Design, das aus der Masse der Klasse sich abhebt.
Dass Toyota seinen Hybridantrieb über Jahre hinweg verfeinert hat, wird schnell deutlich. Im unteren Lastbereich wirkt das Zusammenspiel zwischen dem Ottomotor (153 PS) und der E-Maschine (109 PS) sehr harmonisch. Nur wenn man aufmerksam lauscht, ist das Zu- und Abschalten des Verbrennungsmotors wahrzunehmen. Der Übergang erfolgt weich und harmonisch. Das geringe Geräuschniveau ist beeindruckend.
Drückt man das Gaspedal allerdings rabiat gen Bodenblech oder legt Autobahnsprints jenseits des Richtgeschwindigkeit ein, muss man nicht nur mit einem Verbrauch von bis zu acht Litern einkalkulieren, sondern ebenso ein lautes Aggregat. Trotz des weiterentwickelten Antriebsstranges haben die Ingenieure dem Hybridantrieb mit dem stufenlosen Automatikgetriebe ein Aufheulen des Motors noch immer nicht ganz abgewöhnen können. Untermalt von einer anstrengend wirkenden Lärmkulisse sprintet der Fronttriebler von null auf Tempo 100 laut Datenblatt in 8,2 Sekunden. Die abgeregelte Höchstgeschwindigkeit liegt demnach bei 180 Kilometer pro Stunde.
Größere Distanzen kann der Hybrid rein elektrisch nicht absolvieren. Vielmehr unterstützt die Nickel-Metall-Hydrid-Batterie den Benziner beim Anfahren sowie beim Gleiten mit elektrischer Energie. Im Ergebnis stromert der Toyota mit ein bisschen Feingefühl im Gasfuß des Fahrers und etwas Übung ein paar Kilometer mit der Energie aus der Batterie. Wer nicht ein sensibles Füßchen besitzt, muss damit rechnen, dass sich der Zwei-Liter-Benziner prompt zuschaltet. Unter Strich weist der Bordcomputer einen Durchschnittsverbrauch von rund fünf Liter aus.
Mit dem Revival der Typenbezeichung ging eine Umstellung auf die sogenannte TNGA-Plattform ging vonstatten. Sie ermöglicht es, dem Corolla ein umfassendes Sortiment an elektronischen Assistenzsystemen mitzugeben. Das Safety-Sense-Sicherheitssystem erkennt jetzt vorausfahrende Fahrzeuge noch bei 180 km/h, Radfahrer im Hellen sowie Fußgänger auch im Dunkeln. Man kann autonom überholen, der Wagen hält von allein die Spur und die Elektronik erkennt – mit Massen – Verkehrszeichen, etwa Stopp- und Einfahrtsschilder, Beginn und Ende von Autobahnen, Stadt- und Wohngebiete sowie das Ende sämtlicher Streckenverbote. Die diversen Informationen und Warnhinweise können allerdings mitunter nerven.
Optisch liefert der Corolla ebenfalls ein stimmiges Bild. Spitzzulaufende LED-Scheinwerfer ziehen sich bis weit in die flache Motorhaube hinein. Mit scharfen Kanten und einer dynamischen Linienführung setzt sich der Wagen vom Konkurrenzumfeld ab. Neugestaltete Heckleuchten ziehen sich bis weit in die Kofferraummitte hinein und verleihen dem Kompakten einen breiteren Auftritt. Innen gibt es ausreichend Platz. Die Qualität der Materialien und die Verarbeitung stimmen.
Bis zur Gepäckraumabdeckung fasst das Ladeabteil 215 Liter. Entfernt man die Gepäckraumabdeckung, stehen bis zum Dach 320 Liter, nach dem Umklappen der Rückbank maximal 835 Liter Ladevolumen zur Verfügung.
Das Cockpit zeigt sich übersichtlich gestaltet, da viele Funktionen im Multimedia-System Toyota Touch gebündelt sind. Angenehm: das System verfügt anders als viele Konkurrenten über einen Drehregler zur Lautstärkeneinstellung. Andererseits: manche Funktionen und Fahrzeugeinstellungen sucht man über den Touchscreen vergebens und muss sich durch das Menü im Kombiinstrument hangeln.
Toyota hat den Corolla-Hybrid (Basispreis: 29.290 Euro/Testwagenpreis: 32.260 Euro) clever und konsequent zu einer Diesel-Konkurrenz weiterentwickelt und spürbar verfeinert. Doch der Mensch am Steuer muss sich auf diese Technik einlassen, um beim Verbrauch zu sparen. Wer nonstop auf dem Gaspedal steht, wird mit diesem Auto kaum glücklich.