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Stuttgart: Teurer Stadtflitzer: Der Smart Fortwo

Stuttgart : Teurer Stadtflitzer: Der Smart Fortwo

Ein Billigauto war der smart noch nie und diese Tradition setzt er in der nunmehr dritten Generation fort. Einige Eigenarten haben die Entwickler dem zweisitzigen Stadtauto ausgetrieben, geblieben ist sein einmaliger Gesamtcharakter für kurze Strecken und winzige Parklücken.

Im urbanen Umfeld ist der smart einfach unschlagbar. Selbst kleinste Lücken passen für den 2,70 Meter kurzen Straßenfloh und immer wieder tolerieren freundliche Politessen auch das eigentlich verbotene Quereinparken. Mit einem Wendekreis von knapp sieben Metern kann vielfach in einem Zug gewendet werden.

Mitunter ist man selbst als Fahrer verblüfft, in welch engen Straßen der Autofloh die Kehre macht. Während die Fahrzeugkürze unangetastet blieb, zeigt sich der Neue um rund 14 Zentimeter breiter, insgesamt knapp 1,90 Meter samt Außenspiegeln. Innen finden auch zwei gestandene Mannsbilder ausreichend Platz und Beinfreiheit. Dank der leicht erhöhten Sitzposition und der großen Fenster empfindet man den Innenraum als überraschend luftig und angenehm.

Das Interieur samt Armaturenbrett präsentiert sich funktional und etwas peppig gestaltet. Allerdings lässt sich bei widrigen Lichtverhältnissen der in einen Halbkreis skalierte Tacho nur schwer entziffern. Nach hinten erschweren die breiten Dachsäulen und die schmale Heckscheibe die Übersicht. Gegen einen Aufpreis von 542 Euro lindern eine Rückfahrkamera und eine Einparkhilfe das Problem.

Der Begriff Kofferraum ist naturgemäß beim smart höchst relativ. Aber 125 Liter Volumen bieten doch Platz für vier Getränkekisten und so dürfte einem Wochenendeinkauf nichts im Weg stehen. Allerdings muss, was verstaut werden will, über eine vergleichsweise hohe Ladekante (81 Zentimeter) gehievt werden.

Ins Ersatzteillager wurde das frühere haltautomatische Getriebe geschickt, wobei erfahrene smart-Nutzer die immer wieder auftretenden Nickeffekte beim Hochschalten durch frühzeitiges Zurücknehmen des Gaspedals auszumerzen wussten. Nun gibt es ein manuelles Fünfganggetriebe, das seine Aufgabe unauffällig verrichtet. Schaltempfehlungen unterstützen den Fahrer und das Start-Stopp-System dessen Bemühen um geringen Spritverbrauch.

Allerdings ist der smart nicht unbedingt ein Benzinerknauser. Dem Normverbrauch von 4,1 Litern stehen in der Wirklichkeit eher knapp sechs Liter gegenüber. Das verführerische Wuseln durch den Cityverkehr hat eben seinen Preis. 90 turbo-unterstützte PS liefert der 0,9 Liter-Dreizylinder und damit lassen sich höchst zügige Ampelstarts und Zwischensprints hinlegen. Laut Werk sprintet der smart in 10,4 Sekunden aus dem Stand auf Tempo 100. Außerorts wird man ebenfalls nicht zu einem Verkehrshindernis und aus Sicherheitsgründen ist auf der Autobahn bei Tempo 151 Stundenkilometer (km/h) Schluss.

Das ist auch gut so, denn die in der Stadt angenehm-direkte Lenkung fordert auf schnellen Passagen viel Aufmerksamkeit. Etwas nervös agiert der smart im Kapitel Fahrstabilität und muss beispielsweise nach Bodenwellen kurskorrigiert werden, wobei das ESP letzlich für ausreichende Fahrsicherheit sorgt. Doch insgesamt rollt dank einer breiteren Spur der smart ruhiger und gelassener als bislang. Gleichwohl federt er etwas steifbeinig und reicht Unzulänglichkeiten des Straßenzustandes spürbar an die Insassen weiter.

Das alles trübt den smart-Spaß jedoch nicht wirklich und er bleibt in der dritten Generation sich und den Erwartungen treu. Das gilt allerdings auch für die Preise und erfahrungsgemäß kommen Fahrzeuge einzig mit Grundausstattung (9907 Euro) wohl nur als Pizzataxi oder für Pflegedienste zum Einsatz.

Wer mehr Luxus und Komfort wünscht, muss tiefer ins Portemonnaie greifen. Beim Testwagen addierte sich der Kaufpreis schließlich auf knapp 19.000 Euro. Da wird der smart zu einem Luxus-Stadtflitzer, den man sich gönnen können muss.

(amv)