1. Leben
  2. Mobilität

Die tödliche Sekunde: Sekundenschlaf am Steuer ist häufige Unfallursache

Die tödliche Sekunde : Sekundenschlaf am Steuer ist häufige Unfallursache

Brennende Augenlider, häufiges Gähnen sowie unwillkürliches Frösteln gehören zu den klassischen Anzeichen von Müdigkeit, und die ist am Steuer eines Autos eine tödliche Gefahr.

„Dennoch wird das Risiko, das von einem Sekundenschlaf ausgeht, vielfach unterschätzt, dabei schränkt sie die Fahrtüchtigkeit ähnlich stark ein wie Alkohol“, schildert Andrea Häußler von TÜV Süd in München ihre Beobachtungen. „Wer ehrlich ist, wird zugeben, dass er irgendwann schon einmal in eine solche kritische Situation gekommen ist“, meint Häußler.

Laut Unfallforschern ist der Sekundenschlaf am Steuer noch vor Alkohol- und Drogenmissbrauch die häufigste Ursache von Verkehrsunfällen. Einer Umfrage des Deutschen Verkehrssicherheitsrates (DVR) zufolge ist jeder vierte Autofahrer schon mindestens einmal am Steuer eingenickt.

Passiert dies beispielsweise bei einer Geschwindigkeit von 100 Kilometern pro Stunde (km/h), werden binnen drei Sekunden über 80 Meter im Blindflug zurückgelegt. Dennoch unterschätzen viele Autofahrer diese Gefahr. 45 Prozent glauben, Beeinträchtigungen durch Müdigkeit durch ihre Fahrerfahrung ausgleichen zu können; 43 Prozent der Autofahrer sind überzeugt, den Zeitpunkt des Einschlafens sicher vorhersehen zu können; 17 Prozent fahren trotz Müdigkeit weiter.

Vor dem Hintergrund dieser Umfrageergebnisse legt die TÜV Süd-Fachfrau jedem Autofahrer ans Herz, sein Fahrverhalten selbst genau zu beachten, um nicht von Sekundenschlaf überrascht zu werden. „Bei den ersten Warnzeichen des Körpers sollte der nächste Parkplatz das unmittelbare Ziel sein, um ein Nickerchen zu machen. Alles andere kuriert nur an Symptomen“, warnt Häußler. Nach einer Pause von zehn bis 20 Minuten kann es dann weitergehen. Längere Schlafzeiten sind eher kontraproduktiv, erläutert sie, denn je länger der Kurzschlaf, desto größer die Wahrscheinlichkeit, dass während dessen die REM-Phase (REM = Rapid Eye Movement) eintritt und der Kurzschlaf folglich als nicht erholsam erlebt wird.“

Für die 20-minütige Pause sollte man sich einen Wecker stellen, den Kopf auf das Lenkrad betten oder die Rückenlehne zurückstellen, dann die Augen schließen und langsam zur Ruhe kommen. „Wer möchte, kann vor dem Kurzschlaf noch einen Kaffee trinken. Das darin enthaltene Koffein wirkt erst nach 30 Minuten, hindert also nicht beim Einschlafen, erleichtert allerdings das Wachwerden und verstärkt so anschließend den Erfrischungseffekt“, weiß Häußler. Der Kaffee ist jedoch nicht als Schlafersatz geeignet.

Besonders groß ist die Gefahr, wenn die Fahrt entgegen der inneren Uhr angetreten wird. Zwischen zwei Uhr und fünf Uhr in der Nacht sowie am Nachmittag gegen 14 Uhr befindet sich der Mensch in einem biologischen Tief. Dabei führt Müdigkeit nicht nur zu Konzentrationsproblemen. „Auch die Reaktionszeit lässt deutlich nach“, gibt die TÜV SÜD-Expertin zu bedenken. Zudem überschätzt der Fahrer seine Fähigkeiten.

Autohersteller versuchen den tückischen Müdigkeitsattacken technisch zu Leibe zu rücken. Sogenannte Müdigkeitswarner überwachen etwa die Lidschlagfrequenz oder werten Lenk- und Schaltverhalten aus. Registrieren sie Auffälligkeiten, erfolgt zumeist akustisch eine Warnung. „Das ist sicherlich ein Sicherheitsplus“, findet die TÜV Süd-Fachfrau, „aber die wichtigste Vorsorge bleibt – nur ausgeschlafen fahren und bei langen Fahrten regelmäßig Pausen machen.“

(amv)