Stuttgart : Mercedes GLE 350: Komfortables Dickschiff mit üppigen Maßen
Stuttgart Mindestens fünf Meter lang und 2,30 Meter breit muss in Nordrhein-Westfalen laut den gesetzlichen Vorgaben ein Parkplatz sein. Da wird es mit dem Mercedes GLE 350 ziemlich eng. Trotz Einparkhilfen rundum samt einem aufwändigen Surround-Kamerasystem und einer guten Übersicht heißt es, vorsichtig rangieren.
Man muss vorsichtig rangieren, um das 5,12 Meter lange und samt Spiegeln 2,14 Meter breite SUV auf einem Stellplatz zu platzieren. Auch im Stadtverkehr will das automobile Dickschiff behutsam dirigiert werden und mitunter kommt etwas Stress angesichts der Dimensionen auf.
Ganz anders sobald urbanes Terrain verlassen wird. Die komfortable Leichtigkeit, mit der der Mercedes zu bewegen ist, beeindruckt sehr. Souverän und zu einer entspannten Fahrweise animierend beweist der GLE, dass dies sein natürliches Habitat ist. Auf der Autobahn stellt man mit Blick auf den Tacho erstaunt fest, dass Tempo 170 anliegt.
Der Sechszylinder-Motor (258 PS) murmelt bei nur 2000 Umdrehungen pro Minuten (U/min) diskret vor sich hin. Umweltgeräusche dringen lediglich dezent ins Innere und man fühlt sich nicht zu fahrdynamischen Eskapaden animiert. Das gilt ebenso auf kurvigen Landstraßen, wo der GLE zu keiner Zeit unsicher wirkt, aber seine schiere Maße (2,1 Tonnen) nicht verhehlen kann.
Die schlägt sich allerdings nicht übermäßig im Verbrauch nieder. Um die zehn Liter pro 100 Kilometer weist der Bordcomputer aus, wenn man die angebotene Leistung (Drehmoment: 620 Newtonmeter) nicht über Gebühr ausnutzt. Wer es partout denn mag, kann den GLE bis zu einer Höchstgeschwindigkeit von 225 Kilometer pro Stunde treiben oder aus dem Stand auf Tempo 100 in 7,1 Sekunden (Werksangaben) sprinten.
Mehr Spaß bereitet es, das entspannte Fahrerlebnis etwa mit dem Einsatz des sehr gut funktionierenden Abstandsradars zu toppen. Egal, ob beim Cruisen mit Reisetempo 150 oder im Stop&Go-Verkehr, das System hält den festgelegten Abstand zum Vordermann ein, bremst selbst bis zum Stillstand ab. Anschließend reicht ein leichter Druck auf das Gaspedal, und schon rollt der GL wieder im Verkehr mit.
Dank Airmatic-Paket (1710 Euro) werden selbst üble Holperstrecken gelassen ausgebügelt. Mit dem gekonnten Zusammenspiel von Luftfederung und adaptiven Dämpfern hält sich selbst bei forcierter Fahrweise die Taumelneigung des Allradlers in Grenzen. Grobe Querfugen dringen nur gedämpft bis ins Innere vor. Dort herrscht auf allen Plätzen langstrecken-tauglicher Lebensraum.
Das Gepäckabteil offeriert zwischen 545 und 985 Liter Ladevolumen. Unternehmenstypisch hat der Luxus des SUV seinen Preis. Mit 2.250 Euro schlägt etwa das „Fahrassistenz-Paket Plus“ zu Buche und überhaupt kostet so ziemlich alles, was das artgerechte Cruisen im GLE noch angenehmer oder komfortabler gestaltet, seinen Preis.
Etwa ein High-Tech-Getränkehalter, der erstmals in einem GLE zum Einsatz kommt. Je nach Schalterstellung wird der Getränkebecher gekühlt, gewärmt oder nichts von beidem. Kostet knapp 250 Euro Aufpreis. Etwa die Laderaumabdeckung: 60 Euro.
Da wird der Basispreis des SUV (51.000 Euro) schnell Makulatur und wie im Fall des Testmodells stehen üppige 88.468,17 Euro unter dem Strich. Andererseits bietet der GLE souveräne Fahrleistungen, einen entspannten und entspannenden Fahrcharakter sowie eine tadellose Innenausstattung im Format eines Wohnzimmers, das allerdings etwas konservativ gestaltet wurde.