Lässt milde walten : Fahrbericht zum Volvo V90 B4 Momentum Pro
Köln Vermutlich werden nur Kenner die Neuerungen ausmachen, denn die Modellpflege fiel höchst dezent, aber elegant aus. An der Front wurden die Nebelscheinwerfer sowie der untere Teil der Stoßstange neugestaltet, am Heck präsentiert sich ein neues Rückleuchtendesign.
Die Innenausstattung wird durch ein erweitertes Luftqualitätssystem mit Partikelsensor, zwei USB-C-Ladeanschlüsse im Fond, eine kabellose Lademöglichkeit für Smartphones und das weiterentwickelte Premium-Audiosystem von Bowers & Wilkins aufgewertet. Dessen neuer Soundmodus soll dem Klangambiente des legendären Göteborger Jazzclubs Nefertiti nachempfunden sein.
Eher nachvollziehen lassen sich die Qualität des Antriebskonzeptes. Hier setzt Volvo bereits bekannte Mildhybrid-Technik mit drei Schlüsselkomponenten: ein kleiner, zehn kW (40 Nm) starker Elektromotor, eine 48-Volt-Batterie und ein Gleichstrom-Wandler.
Der E-Motor ist als integrierter Starter-Generator in mehreren Funktionen im Einsatz. Er hilft dem Verbrennungsmotor sanft zu starten und sanfter anzufahren. Als Generator übernimmt er die Aufgabe, die Energie zu rekuperieren, die sonst beim Bremsen und Verlangsamen verloren geht. Gespeichert wird diese Energie in einem kleinen Akku, der sie dem E-Motor zur Anfahr- und Starthilfe wieder zur Verfügung stellt. Der Wandler sorgt schließlich dafür, dass die Energie reibungslos zwischen den verschiedenen Verbrauchern hin- und hergeschickt werden kann.
Die Hauptleistung obliegt einem Reihenvierzylinder mit Turbo und Zylinderabschaltung. Dieser Benziner liefert 197 PS. Damit sprintet der Fronttriebler laut Werk in knapp acht Sekunden aus dem Stand auf Tempo 100 und – maximal bis Tempo 180.
In freiwilliger Selbstbeschränkung lässt Volvo mehr Speed nicht zu. Allen theoretischen Diskussionen zum Trotz, im täglichen Verkehr ist diese Begrenzung kein Hindernis und dient allenfalls als Stammtisch-Aufreger.
Im Zusammenspiel mit der Achtgang-Automatik sowie Brake-by-Wire- und Shift-by-WireTechnik – also Schalten und Bremsen ohne mechanische Verbindungen – liefert der Volvo ein entspanntes und effizientes Fahren, wobei der Bordcomputer des Benziners knapp acht Liter Verbrauch je 100 Kilometer signalisiert.
Die geballte Technik hat der Hersteller ansehnlich verpackt. Das Platzangebot im Inneren ist beeindruckend. Vor den beiden vorderen Plätzen liegt ein übersichtlicher Armaturenträger mit volldigitalen Instrumenten sowie mit einem Hochformat-Touchscreen und wenigen Knöpfen oder Schaltern. „Aufgeräumt“ nennt man das.
„Hochwertig“ trifft auf Materialauswahl und Verarbeitung zu. Als komfortabel erweisen sich die Vordersitze. Im Fond genießt man üppige Beinfreiheit und eine komfortable Sitzbank. Die Ladekante zeigt sich rückenfreundlich niedrig. Das Gepäckabteil bietet 560 Liter Ladevolumen und lässt sich dank der breiten Heckklappenöffnung sowie der symmetrischen Form gut nutzen.
Durch Umklappen der Rücksitzlehnen entsteht eine komplett ebene Ladefläche mit bis zu 1526 Liter Ladevolumen. Allerdings: vergleichbare Angebote süddeutscher Fabrikation bieten mehr Laderaum und in die Tiefen des elektronischen Bedienkonzeptes mit seinem tabletgroßen Zentralbildschirm muss man sich einarbeiten.
Der Volvo V90 erweist sich als eine gekonnte Zusammenstellung. Er zeigt ein charaktervolles und individuelles Gesicht in der Menge, eine beispielhafte Sicherheitsausstattung bereits in der Basisvariante, zudem zahlreiche Assistenz- und Sicherheitssysteme, moderne Technik sowie überzeugende Fahrleistungen. Entsprechend selbstbewusst sind die Preise.
51.664 Euro summieren sich in der Modellvariante B4 Momentum zusammen. Mit weiteren Extras und Annehmlichkeiten addiert sich ein Testwagenpreis von 67.592 Euro. Allerdings, die süddeutschen Konkurrenten, mit denen sich der Volvo durchaus messen kann, sind nicht günstiger.