Fahrbericht zum VW Touareg Atmosphere : Opulentes Flaggschiff
Wolfsburg Ein riesiger Bildschirm, lederbespannte Flächen, Echtholz-Applikationen, Chrom- und Aluminium-Details, feinste Technik - solch eine luxuriöse Atmosphäre kann man sich im eigenen Wohnzimmer vorstellen.
Oder sich mit dem Topmodell des VW Touareg - dem einzigen Auto der Marke in der Oberklasse - auf Reisen begeben. Schon vor Fahrtantritt demonstriert das 4,88 Meter lange und 1,98 Meter breite Flaggschiff des VW-Konzerns allein aufgrund der Abmessungen seine Stärke. Die aufrechtstehende Frontpartie samt mächtigem Grill und gestreckter Motorhaube sowie die ausgearbeiteten hinteren Schulterpartien betonen den stattlichen Auftritt zusätzlich.
Im Passagierabteil dann Platz in Hülle und Fülle. Selbst auf dem mittleren Sitz der Rücksitzbank (asymmetrisch geteilt) lässt es sich als Erwachsener eine Zeitlang aushalten, ohne sich beengt zu fühlen. Zudem können die beiden Elemente der hinteren Bank einzeln um 16 Zentimeter in der Länge verschoben werden. Das schafft bei Bedarf noch mehr Raum fürs Ladegut und die Mitfahrer im Fond haben immer noch mehr als genug Beinfreiheit. Generell schluckt der Kofferraum satte 810 Liter. Werden die hinteren Lehnen vorgeklappt, stehen 1800 Liter Ladevolumen zur Verfügung. In Verbindung mit der Luftfederung (5900 Euro) lässt sich der Wagen bei Bedarf manuell um 50 Millimeter absenken, um das Be- und Entladen zu erleichtern.
Sehr bequem haben es Fahrer- und Beifahrer auch auf den lederbezogenen ergoComfort-Sitzen (1260 Euro). Auf 18 Wegen lassen sich beide Vordersitze individuell der Körperstatur anpassen. Ganz gemütlich wird es, wenn zur Sitzheizung auch noch die diversen Massageprogramme gestartet werden.
Ein wenig Entspannung kann angesichts der neuen Bediengeneration des Touareg nicht schaden. Man benötigt etwas Eingewöhnungszeit, um sich auf die reduzierte Zahl von Knöpfen und Schaltern einzustellen. An deren Stelle ist das so genannte „Innovision-Cockpit“ (3500 Euro) gerückt. Es besteht aus einem zwölf Zoll großen Bildschirm für alle wichtigen Anzeigen und einem in Kurvenform (curved) ausgestalteten 15-Zoll-Touchscreen für das Infotainmentsystem. Die Bildschirme sind so in den Armaturenträger eingearbeitet, dass sie wie ein einziges, riesiges Display wirken.
In dessen Bedienfläche integriert sind nach Art der Smartphone-Darstellung Kacheln (Apps) für die Klima-, Sitzheizungs- oder Navigationssteuerung (Discover-Premium-System/Serie) sowie viele andere Funktionen. Über einen Home-Button kommt geht es bei Bedarf jederzeit ins Hauptmenü zurück. Sprach- und Gestensteuerung können genutzt werden, um die Ablenkungsgefahr durch den Blick auf den Bildschirm zu reduzieren. Mit der Entscheidung für das bislang größte von VW zu habende Head-up-Display (1300 Euro) werden Informationen wie Streckenführung oder Geschwindigkeit direkt auf die Frontscheibe projiziert. Angesichts all dieser zukunftsweisenden Technik ist es umso erfreulicher, dass die VW-Entwickler in der Mittelkonsole weiterhin einen in Metall ausgeführten Lautstärkeregler platziert haben.
Als weitere Trumpfkarte kann der Wagen Fahrkomfort und -dynamik ausspielen. Erst recht, wenn die Luftfederung samt aktivem Wankausgleich sowie Hinterradlenkung verbaut sind. Damit tendiert die Seitenneigung des SUV gegen Null. Ebenso souverän zeigt sich das Top-Modell, wenn die Fahrt über arg ramponierte Straßenabschnitte oder über Feldwege geht. Die Präzision bleibt dabei jederzeit erhalten. Die Hinterradlenkung hat zur Folge, dass bis Tempo 37 die Hinterräder im entgegengesetzten Winkel zu den Vorderrädern. Das reduziert den Wendekreis auf 11,13 Meter. Geht es schneller voran, schlagen die Hinterräder analog den Vorderrädern ein. Das erhöht die Agilität und das stabile Fahrverhalten bei schnellen Spurwechseln. Die weiterentwickelte Luftfederung senkt bei Geschwindigkeiten ab 120 Kilometern pro Stunde die Karosserie automatisch um bis zu 35 Millimeter ab. Abseits befestigter Straßen stehen ein 25 Millimeter höheres Geländeniveau oder ein 70 Millimeter höheres Sondergeländeniveau zur Verfügung.
Einerlei mit welchem Tempo der Touareg unterwegs ist, im Innenraum bleibt es wohltuend leise, selbst wenn der mit einer Achtgang-Automatik kombinierte 286 PS starke Dreiliter-V6-Diesel beim Tritt aufs Gaspedal kraftvoll durchzieht. Das maximale Drehmoment von 600 Newtonmetern (Nm) liegt zwischen 2250 und 3250 Umdrehungen an. Der Sprint aus dem Stand auf Tempo 100 ist in den technischen Daten mit 6,1 Sekunden, die Höchstgeschwindigkeit mit 238 Kilometern pro Stunde (km/h) vermerkt. Die Kraft des Triebwerks wird auf beide Achsen des mit permanentem Allradantrieb ausgestatteten SUV gelenkt. Bis zu 3,5 Tonnen Anhängelast sind möglich. Der angegebenen Normverbrauch (NEFZ) liegt bei 6,6 Litern, der Bordcomputer zeigte nach vielen Kilometern über Autobahnen sowie bergigen und kurvenreichen Landstraßen 8,7 Liter an. Das ist zwar eine recht deutliche Diskrepanz. Doch da der Gasfuß alles andere als zurückhaltend im Einsatz war, kann der Verbrauch bei einem Fahrzeug mit permanentem Allradantrieb und einem Gewicht von knapp zwei Tonnen noch als akzeptabel bezeichnet werden.
Als Basispreis nennt VW für den Touareg 60.675 Euro. Die Version Atmosphere kostet mit entsprechend vielen Extras 106.166 Euro. Bereits die Basisvariante aber bietet unter anderem mit Tempomat, Klimaautomatik und LED-Scheinwerfern schon ein recht umfangreiches Angebot. Gönnt man sich zudem das optionale LED-Matrix-Licht, dann werden Straße und Seitenstreifen unfassbar hell und blendfrei für Gegenverkehr und vorausfahrende Wagen ausgeleuchtet. Beeindruckend – und vermutlich besser als so manches Licht im Wohnzimmer.