Fahrbericht Mitsubishi Outlander Plug-in Hybrid : Geräumiger Begleiter im automobilen Alltag
Rüsselsheim Dem Mitsubishi Outlander ist jede Effekthascherei fremd. Der Hersteller selbst bezeichnet den Allradler als „klassischen Familien-SUV“.
Dabei ist der Plug-in Hybrid das Technologie-Flaggschiff von Mitsubishi und europäischer Bestseller seines Segments. Nebenbei war der Outlander das erste SUV überhaupt, das mit einem Plug-in-Hybrid-Antrieb ausgestattet wurde (2014). Bei dieser technischen Lösung wird der Verbrennungs- von einem Elektromotor unterstützt, der den Strom aus einem auch über das Stromnetz aufladbaren Akku bezieht – der entscheidende Unterschied zu einem herkömmlichen Hybridmotor. Rein elektrisch schafft der Outlander in der Praxis etwa 40 Kilometer, was einen soliden Alltagswert darstellt.An der Steckdose (230 Volt/10 Ampere) dauert der Ladevorgang knapp sechs Stunden.FürSchnellladen auf rund 80 Prozent nennt Mitsubishi 25 Minuten.
Geboten wird in der TOP-Version eine Ausstattung, die nur zwei Kreuze in der Optionsliste offenlässt. Ein solides Preis-Leistungsverhältnis. Von LED-Scheinwerfern und Navigationssystem über heizbare Ledersitze bis hin zu Glasschiebedach oder elektrischer Heckklappe gibt es viele Nettigkeiten, die das Leben angenehmer und sicherer, bei der Konkurrenz aber oft um gut 10.000 Euro teurer machen. Wer agiles Fahrverhalten und Kurvenhatz nicht zu den Primärtugenden des automobilen Alltags zählt, ist also gut bedient und erhält zu einem Preis von 49.990 Euro (Outlander 2.2 Di-D 4WD Top) einen geräumigen und komfortablen Begleiter. Mit Rabatten und Boni sinkt der Preis um 8000 Euro.
Großzügiges Raumangebot
„Von außen sieht er gar nicht so geräumig aus“, den verblüfften Kommentar gibt es immer wieder, wenn jemand das erste Mal in einem Outlander Platz nimmt. Tatsächlich profitieren im Innenraum nicht nur Fahrer und Beifahrer von einem großzügigen Raumangebot. Selbst im Fond können drei Personen entspannt auf die Reise gehen. Verstauen lassen sich im Gepäckabteil zwischen 463 Liter und 1602 Liter. Eine niedrige Ladekante erleichtert das Verstauen von Kisten und Koffern.
Im Innenraum sorgen zahlreiche Ablagen und Fächer für Ordnung, was im Zusammenspiel mit der fast üppigen Kopf-, Knie- und Ellbogenfreiheit sowie großenteils wertig wirkenden Materialien zu einer angenehmen Raumatmosphäre führt. Passgenau der Fahrersitz. Er ist elektrisch in mancherlei Richtungen verstellbar. So lässt sich die individuelle Position mühelos fixieren.
Etwas Gewöhnungszeit braucht der Fahrer hingegen, sich an seinem Arbeitsplatz zurecht zu finden. Mancher Schalter wirkt etwas versteckt. Per Ladekabel mit dem Auto verbunden, finden sich alle Handy-Apps auf dem Bildschirm inclusive der Navigation. Als etwas nervtötend erweisen sich die unzähligen Warntöne, die bei allen möglichen Situationen oder Aktionen aktiviert werden. Positiv fällt das niedrigere Geräuschniveau auf, ein Ergebnis zusätzlicher Dämmstoffe, dickerer Scheiben und neuer Türdichtungen
Unterwegs arbeitet der Outlander Plug-in-Hybrid mit zwei Elektromotoren: Vorne stehen 82 PS zur Verfügung, hinten 95 PS. Der Frontmotor steuert mit bis zu 137 Newtonmeter (Nm), der hintere mit bis zu 195 Nm sein Scherflein zum Vorwärtskommen bei. Mit dieser Auslegung verfügt der Outlander auch über einen permanenten Allradantrieb. Der kommt ohne mechanische Teile aus und kann die Antriebskraft variieren und sperren (simulierte Differenzialsperre mit 50:50 Kraftverteilung). Die Energie der beiden E-Motoren liefert ein 13,8 kWh großer Lithium-Ionen-Akku. Der 2,4 Liter große Vierzylinder gibt 135 PS und 211 Nm her. Arbeitet er mit den Elektromotoren zusammen, schafft der fast zwei Tonnen schwere Outlander den Null-100-Sprint in 10,5 Sekunden (Werksangaben) und 170 Kilometer pro Stunde (km/h) in der Spitze. Die mögliche Höchstgeschwindigkeit rein elektrisch beläuft sich auf 135 km/h.
Emissionsfrei, aber nur bei genügend Strom im Akku
Eine hochkomplexe, ausgefeilte Antriebselektronik regelt das Zusammenspiel aller Antriebsquellen. Ist genügend Strom im Akku, treiben den Outlander ausschließlich die E-Motoren an. Er fährt rein elektrisch und lokal emissionsfrei. Reicht der Stromvorrat in der Batterie nicht mehr aus, kommt der Benziner unmerklich zum Einsatz und lädt den Akku auf (serieller Hybrid). Wird die volle Beschleunigungsleistung abverlangt oder man ist jenseits Tempo 120 unterwegs, übernimmt der Verbrennungsmotor das Antriebsgeschehen. Konzeptionsbedingt gilt: Je kürzer die gefahrene Strecke, desto größer der Verbrauchsvorteil des Plug-in-Hybrid
In diesen ausgepichten Automatismus kann der Fahrer auf Wunsch eingreifen. So lässt sich am Lenkrad die Energierückgewinnung (Rekuperation) variieren. Mit dem „Save“-Modus kann man die Energie im Akku für später aufbewahren - etwa für eine städtische Umweltzone; mit dem „Charge“-Modus die Batterie gezielt aufladen. In diesen gut geölten Automatismus kann der Fahrer auf Wunsch eingreifen. Hat man sich erst einmal mit der Technik vertraut gemacht, entsteht oftmals ein gewisser Ehrgeiz etwa durch die Wahl der Rekuperationsstufen die Verzögerung vor einem Kreisverkehr so zu wählen, dass der Tritt auf das Bremspedal unnötig wird.