Bergisch Gladbach : CO2-Emissionen der neuen Autos wieder gestiegen
Bergisch Gladbach Die EU-Klimaziele der Automobilhersteller von 95 Gramm (g) CO2/km rücken in immer weitere Ferne. Erstmals sind die CO2-Emissionen von neuzugelassenen Pkw in Deutschland sogar wieder gestiegen.
Das ist die Quintessenz einer Studie des Center of Automotive Management (CAM) in Bergisch Gladbach. Im wichtigsten EU-Markt erhöhten sich danach die CO2-Emissionen im Gesamtjahr 2017 um 0,4 Prozent auf 127,9 g/km (2015: 127,4 g/km).
Bereits in den letzten Jahren sanken die CO2-Emissionen immer langsamer: Im Jahr 2013 betrug die jährliche CO2-Minderung noch 3,8 Prozent, während sich diese im Jahr 2016 um 1,1 Prozent verminderte.
Studienleiter Stefan Bratzel: „Die alarmierende CO2-Bilanz ist der Verunsicherung im Dieselbereich und dem Umstieg auf Benziner sowie den Erfolgen der Hersteller im Trendsegment SUV und Geländewagen geschuldet. Der Nachfragerückgang beim Diesel hat negative Folgeeffekte auf die Klimabilanz, da aus Kundensicht reine Elektrofahrzeuge noch keine wirkliche Antriebsalternative darstellen.“ Die Klima-Trendwende sei „ein ernstes Warnsignal für die Automobilhersteller und die Politik“. Die Anstrengungen müssten erheblich erhöht werden, um die EU CO2-Grenzwerte zu erreichen und Strafzahlungen zu verhindern.
Nach derzeitigem Stand ist der Studie zufolge dies nur durch einen hohen Anteil elektrifizierter Fahrzeuge an den Neuzulassungen zu erreichen. Dies ist aber voraussetzungsvoll: Aus Kundensicht muss dafür nicht nur eine ausreichende Ladeinfrastruktur vorhanden sein. Vielmehr müssen die Fahrzeuge in verschiedenen Segmenten funktional sowie auch preislich im Vergleich zu Verbrennern attraktiv sein.
„Hersteller müssen sich aufgrund der immer noch höheren Kosten für E-Fahrzeuge daher wohl zwischen Pest und Cholera entscheiden“, urteilt Bratzel: „Strafzahlungen mit einem großen Imageschaden hinnehmen oder auf hohe Rabatte beziehungsweise auf die üblichen Gewinnmargen verzichten.“ Gleichzeitig müssten E-Fahrzeuge durch weitere Anreizsysteme politisch flankiert werden. Darüber hinaus könnte auch der relativ saubere Diesel (Euro 6d) zum Erreichen der Klimaziele beitragen. „Allerdings verhindert die aufgeladene Stimmung in der Öffentlichkeit im Zuge des Abgasskandals und die Verunsicherung der Käufer derzeit noch eine rationale Diskussion von Antriebskonzepten“, meint Bratzel.