Bergisch Gladbach : Chinesische Hersteller holen bei Innovationen schnell auf
Bergisch Gladbach Jede dritte relevante Neuerung in der globalen Autoindustrie kam im vergangenen Jahr von VW, Daimler oder BMW. Auf Platz Zwei liegen aber jetzt schon die Chinesen mit 18 Prozent. Dabei tun sich neben BYD oder Chery auch Anbieter hervor, die im Westen noch fast unbekannt sind - wie etwa NextEV.
Das ist die Quintessenz der AutomotiveINNOVATIONS-Studie des Centers of Automotive Management (CAM) in Bergisch Gladbach in Kooperation mit der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC. PwC-Experte Felix Kuhnert: „Die chinesischen Autohersteller entwickeln sich zunehmend zu Innovationstreibern.“
Die Studie liefert klare Indizien, dass die chinesische Automobilindustrie in eine neue Phase ihrer Entwicklung eintritt. Jahrelang wurde hierzulande über eine gewisse Plagiatskultur der chinesischen Konkurrenz geklagt - in manchen Fällen sogar innerhalb von bestehenden Kooperationen und Joint Ventures. Nun allerdings fangen chinesische Konzerne an, westlichen Herstellern nicht mehr nur nachzueifern, sondern sie mit eigenen Innovationen offen herauszufordern. „Damit entwickeln sich die chinesischen Automobilhersteller zunehmend zu Innovationstreibern, die insbesondere in den Zukunftsfeldern wie E-Mobilität und Vernetzung Schlüsselkompetenzen aufbauen“, urteilt CAM-Leiter Stefan Bratzel.
Insgesamt untersuchte die Studie die Innovationen von 35 Automobilkonzernen weltweit. Diese brachten 1223 relevante fahrzeugtechnische Neuerungen hervor. Ein Rückgang von zwölf Prozent verglichen mit dem Vorjahr. Unter den gewerteten Innovationen befanden sich fast 150 Weltneuheiten, darunter zum Beispiel die signifikant gesteigerte Reichweite des rein elektrisch angetriebenen Tesla Model S 100D, der „AI Staupilot“ im neuen Audi A8 oder die „On-Street-Parking“-Funktion in der 5er-Reihe von BMW.
Knapp jede fünfte Innovation entfiel auf den Motorenbereich. Dabei stieg der Anteil der Neuerungen bei den alternativen Antrieben auf 9,8 Prozent und lag damit etwas höher als bei den konventionellen Antrieben. 27 Prozent aller Innovationen kamen aus dem Bereich der Sicherheits- und Fahrerassistenz-Systeme. „An der Verteilung der Innovationen zeigt sich, dass die Grundbedürfnisse des Autofahrens wie Fahrleistungen oder Vielseitigkeit heutzutage weitestgehend befriedigt sind“, bilanziert CAM-Leiter Stefan Bratzel: „Stattdessen definiert sich der Kundennutzen immer stärker über den Komfort beziehungsweise Nutzungserlebnis und tendenziell auch wieder vermehrt über die Sicherheit.“
Blickt man auf die einzelnen Hersteller, dann fällt auf, dass viele Autobauer in einzelnen Bereichen sehr kreativ sind, in anderen dafür aber deutlich weniger. Bei den bereits in Serie verfügbaren Elektro-Innovationen beispielsweise haben Tesla und Renault ihre Stärken; dagegen überzeugen der VW-Konzern, Daimler und BMW bei den Plug-in-Hybriden, genauso übrigens wie bei den Serien-Anwendungen im Bereich des teilautonomen Fahrens. Die chinesischen Hersteller wiederum ragen zwar in keiner untersuchten Kategorie heraus - holen aber fast überall spürbar auf. So schneiden Geely und BYD zum Beispiel bei den Plug-ins fast schon so gut wie die deutschen Hersteller ab.