1. Politik

Ursula von der Layen wegen Beraterverträgen in der Kritik

Kommentar zur Bundeswehr : Die Mängel-Ministerin

Es dürfte für manchen Soldaten eine Genugtuung sein, die Verteidigungsministerin nun ausgerechnet mit ausufernden und mangelhaften Beraterverträgen in Bedrängnis zu sehen. Hatte Ursula von der Leyen doch mit Misstrauen durch die Beschaffungsstrukturen gefegt und sich dabei vor allem auf externe Berater verlassen. Sie holte sogar McKinsey-Direktorin Katrin Suder und setzte sie als Staatssekretärin an die Spitze des Apparates.

Dass das Ministerium inzwischen aufpasst, Beratern nicht mehr offizielle Bundeswehr-Mail-Adressen zu geben und ihre Beschäftigung auf Scheinselbständigkeit zu durchleuchten, lässt ahnen, wie es in von der Leyens Haus zugegangen sein muss. Und wenn sie nun einräumt, dass die Mehrzahl der Beraterverträge nicht korrekt abgewickelt wurde, tritt sie die Flucht nach vorne an in der Erkenntnis, dass hier nichts mehr schöngeredet werden kann.

Von der Leyen hatte schnell die milliardenschweren Beschaffungsstrukturen als größten Gefahrenpunkt identifiziert. Wenn es sie mal erwischen könnte, dann wohl, weil in diesem Dschungel zwischen Auftraggebern und Auftragnehmern viele undurchsichtige Beziehungen bestehen.

Die Ministerin hat eine breite Schneise in diesen Dschungel geschlagen, dabei aber übersehen, dass die externen Rodungsarbeiter neue Schlingpflanzen mit hinein brachten. Die Gerüchteküche in der Truppe brodelt und bringt ohne Ausschreibung vergebene Millionen-Aufträge mit beruflichen und persönlichen Bekanntschaften in Verbindung. Die Verdächtigungen, gepaart mit der Frage, ob die Ministerin davon wirklich so wenig gewusst haben soll, haben auch damit zu tun, dass das anfängliche Misstrauen der Ministerin gegenüber den Strukturen inzwischen umgeschlagen ist in geschwundenes Vertrauen der Truppe in ihre oberste Befehlshaberin.

Wenn die Grünen süffisant feststellen, die Bundeswehr habe „in Gänze ein Beratungsproblem“, dann spielen sie damit auf die Unterstellung der Ministerin an, die der Bundeswehr generell ein „Haltungsproblem“ attestiert hatte. Bei äußerlicher Loyalität kam der Truppe ihre innerliche Sympathie für die Chefin immer mehr abhanden. Viele würden es kaum bedauern, wenn von der Leyen auf einen anderen Job wechselte. So wie Soldaten auf ihrer Uniform Auszeichnungen sammeln, trägt von der Leyen inzwischen eine immer größere Zahl von Mängelbescheinigungen imaginär mit sich herum. Die Berateraffäre ist eine weitere.

az-politik@zeitungsverlag-aachen.de