Düsseldorf : Rot-Grün will Weihnachtsbaumanbau im Wald reglementieren
Düsseldorf Die rot-grüne Koalition will mit einer Änderung des Landesforstgesetzes den Weihnachtsbaum-Wildwuchs in Nordrhein-Westfalen eindämmen. So reich der beliebte deutsche Tannenbaum zur Weihnachtszeit die Wohnstuben macht, so arm macht er die Böden. Eine weitere Ausdehnung dieser Monokultur im Wald müsse daher verhindert werden, heißt es im rot-grünen Gesetzentwurf, der in diesem Monat den Landtag passieren soll.
Die FDP-Opposition sieht dadurch die Weihnachtsbaumtradition in Nordrhein-Westfalen gefährdet.
Über die Kernfragen des nadeligen Themas dürfte sich der Normalbürger noch nie Gedanken gemacht haben: „Bislang sind Weihnachtsbaumkulturen lediglich außerhalb des Waldes rechtlich vom Waldbegriff ausgenommen”, rügt die Koalition. Deswegen gelte im Wald keine Genehmigungspflicht für Weihnachtsbäume und eine behördliche Steuerung des wilden Weihnachtsbaumwuchses sei nicht möglich.
Die ökologischen Schäden infolge ausgedehnter „Weihnachtsbaumplantagen” führten in der Bevölkerung schon zu Akzeptanzproblemen, meinen SPD und Grüne. „Das bislang positive Image des sauerländischen Weihnachtsbaums droht ohne eine Regelung des Anbaus erheblich beschädigt zu werden”, heißt es in ihrem Gesetzentwurf.
Ganz anders sieht das die FDP. Weihnachtsbaumkulturen seien in der Bevölkerung „akzeptiert und gewünscht”, stellt sie fest und fordert die rot-grüne Regierung auf, ihre Reformpläne zu begraben. Auch nach geltender Rechtslage seien Weihnachtsbaumkulturen in Wäldern „in keinem rechtsfreien Raum”. Bürokratische Regelungswut sei fehl am Platz, denn: „Der Wald unterliegt einer besonders intensiven Sozialbindung.”
Doch den Koalitionsfraktionen ist es ernst. „Jeder dritte Weihnachtsbaum, der in Deutschland verbraucht wird, stammt aus Südwestfalen.” Mit etwa 18.000 Hektar Anbaufläche sei die Region das wichtigste europäische Produktionsgebiet für Weihnachtsbäume und Schmuckreisig. Dafür seien schon über 4000 Hektar Waldflächen in Anspruch genommen worden - Tendenz steigend.
Auch nach dem Orkan Kyrill seien seit 2007 schon über 2200 Hektar Wald in Weihnachtsbaumkulturen umgewandelt worden statt ökologisch sinnvoll aufzuforsten, erläutern SPD und Grüne in ihrem Gesetzentwurf. Begleitfolgen: Starker Einsatz von Düngemitteln, Insektiziden und Pestiziden, verringerte Bodenfruchtbarkeit und Lebensraumverlust für bestimmte Arten. Auch die Grundwasserqualität könne negativ beeinflusst werden.
Die Lösung bietet eine Öffnungsklausel im Bundeswaldgesetz. Sie erlaubt es, Weihnachtsbaumkulturen vom Waldbegriff auszunehmen. Damit wird ein weiteres rot-grünes Kernziel erreicht: Gleichstellung - nämlich die von Weihnachtsbaumkulturen innerhalb und außerhalb des Waldes. Künftig muss dann nämlich überall eine landschaftsbehördliche Genehmigung beantragt werden - außer für Weihnachtsbaumkulturen unter Energieleitungen, da sich diese Flächen sowieso nicht für Hochwald eignen.
Die Koalition will außerdem jedem Waldbesitzer eine Bagatellgrenze von zwei Hektar zugestehen, „bis zu der Weihnachtsbaumkulturen auch im Wald weiterhin als Wald gelten sollen und damit auch zukünftig ohne Umwandlungsverfahren angelegt werden können”.