Rom/Berlin/Aachen : Papst Franziskus ruft zu Mitgefühl für Migranten auf
Rom/Berlin/Aachen Papst Franziskus hat in seiner Weihnachtsbotschaft „Kriegsstürme“ in der Welt beklagt und mehr Mitgefühl mit Migranten angemahnt. Er erinnerte an die vielen Menschen, die wie in der Weihnachtsgeschichte Maria und Joseph vor Krieg und Verfolgung auf der Flucht seien.
Jeder müsste sich dafür einsetzen, „unsere Welt menschlicher und würdiger für die Kinder von heute und morgen zu gestalten“, sagte der Pontifex am ersten Weihnachtsfeiertag auf dem Petersplatz in Rom. Insbesondere rief er zum Frieden für Jerusalem, Syrien, Irak, Jemen und in Korea, Venezuela und Südsudan auf. Danach spendete das Katholiken-Oberhaupt vor etwa 50.000 Gläubigen von der Loggia des Petersdoms aus den traditionellen „Urbi et Orbi“-Segen.
An Weihnachten feiern Christen weltweit die Geburt Jesu vor mehr als 2000 Jahren. „Wir erblicken Jesus in den vielen Kindern, die gezwungen sind, ihre Länder zu verlassen, alleine unter unmenschlichen Bedingungen zu reisen und so zur einfachen Beute der Menschenhändler werden“, sagte Franziskus.
Der Papst nahm auch direkt auf die Jerusalem-Krise Bezug und warnte vor einer weiteren Zuspitzung des Konflikts zwischen Israel und den Palästinensern. „Wir beten, dass sich bei den Kontrahenten der Wille durchsetze, den Dialog wieder aufzunehmen, und dass man endlich zu einer Verhandlungslösung gelange, die innerhalb von miteinander vereinbarten und international anerkannten Grenzen eine friedliche Koexistenz zweier Staaten ermöglicht“, sagte er. US-Präsident Donald Trump hatte Jerusalem als Hauptstadt Israels anerkannt.
Thema Migration
Auch bei der Christmette an Heiligabend nahm Franziskus das Thema Migration auf. Dabei diente ihm die Weihnachtsgeschichte als Bild für die heutige Zeit: Maria und Joseph hätten bei ihrer Ankunft in Bethlehem die Erfahrung machen müssen, dass „sie dort niemand erwartete, dass dort kein Platz für sie war“. „Wir sehen die Spuren von Millionen Menschen, die nicht freiwillig gehen, sondern gezwungen sind, sich von ihren Lieben zu trennen, weil sie aus ihrem Land vertrieben werden“, fuhr der Papst fort.
Gestern forderte Franziskus beim Angelus-Gebet die Christen dazu auf, ihren Glauben so treu zu bezeugen wie der heilige Stephanus — der erste christliche Märtyrer.
In Deutschland warben die beiden großen Kirchen um mehr Zusammenhalt. Kardinal Reinhard Marx hob den Kern der Botschaft von der Geburt Christi hervor. „Wenn ich glaube, dass Gott in Jesus der Bruder aller geworden ist, stärkt das meine Verbundenheit und Offenheit, meine Bereitschaft zur Solidarität und zum Miteinander“, sagte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz. Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Heinrich Bedford-Strohm, nannte Weihnachten „die stärkste Medizin gegen den Virus des Nationalismus, der Fremdenfeindlichkeit und des religiösen Fanatismus“.
Der Aachener Bischof Helmut Dieser rief dazu auf, christliche Werte durch eigenes Handeln zu verbreiten. „Werden wir zu Menschen der Gnade, ergreifen wir den Glauben und verbreiten ihn wie die Hirten, die das Kind gefunden haben“, sagte er im Aachener Dom.