1. Politik

Das katholische Hilfswerk Missio lässt sich von Corona nicht bremsen

Sonntag der Weltmission 2020 : Wie Emir und Bischof Frieden schaffen

Missio-Präsident Dirk Bingener bittet um Spenden und setzt auf den interreligiösen Dialog. Der ist oftmals der einzige Weg zur Verständigung.

Bingener spricht von einer doppelten Katastrophe: Die Menschen leiden direkt unter der Pandemie und den sozialen und wirtschaftlichen Folgen des Lockdowns. Gleichzeitig entfallen die Kollekten in den betroffenen Ländern. „Dann stehen die Kirchen dort plötzlich mit leeren Händen da.“ Umso wichtiger ist die Unterstützung von draußen – jetzt besonders mit Blick auf den 25. Oktober, den Sonntag der Weltmission. Auch dafür hat Missio neue Formate entwickelt und wird an diesem Tag um 15 Uhr ein Online-Gespräch senden, an dem neben Bingener Partnerinnen und Partner aus Westafrika und die Sängerin Patricia Kelly sowie weitere interessante Gäste teilnehmen: https://www.missio-hilft.de/mitmachen/weltmissionssonntag-2020/aktionen/at-home. Moderiert wird die Runde von der Hörfunkjournalistin Gisela Steinhauer.

Sind die katholischen Christen – zumal in Deutschland – sensibel genug für das Leid der Menschen in Afrika? Aus der jüngsten Enzyklika von Papst Franziskus „Fratelli tutti“ lässt sich eine gewisse Skepsis herauslesen. Bingener will sich dieser Interpretation aber nicht anschließen. „Ist er wirklich skeptisch? Es geht ihm darum, die Situation und die Größe der Aufgabe realistisch zu beschreiben. Ich fühle mich von ‚Fratelli tutti‘ eher ermutigt.“ Denn gegen Gleichgültigkeit helfe vor allem Begegnung. „Das wollen wir bei Missio erreichen.“

Ohne den interreligiösen Dialog gibt es in vielen Konflikten in Afrika und Asien keine Aussicht auf Verständigung. Dass Religionsführer kooperieren ist oft die einzige Basis für Austausch und Frieden. „Das ist kein Dialog im intellektuellen Elfenbeinturm, sondern ganz konkrete Arbeit im Alltag“, sagt Bingener. Anfang des Jahres, als er noch reisen konnte, besuchte der Missio-Chef in der nigerianischen Hauptstadt Abuja den dortigen Erzbischof Ignatius Kaigama.

Er und der muslimische Emir von Wase, Muhammadu Sambo Haruna, praktizieren dort das Miteinander mit großer Sensibilität. „In dem Moment, da der Emir oder der Bischof ein falsches Wort sagt, verschärft sich sofort die Situation. Beide haben eine hohe Verantwortung. Wenn sie nicht kooperieren, wird es ganz schwierig. Sie müssen immer wieder Friedenssignale in die Bevölkerung aussenden.“ Deshalb fördert Kaigama Basisinitiativen, in denen zum Beispiel muslimische und christliche Jugendliche zusammenarbeiten.

Die Kirche in Nigeria kooperiert eng mit muslimischen Partnern, um nicht zuletzt dem islamistischen Terror von Boko Haram zu trotzen. Missio schildert die Situation in dem westafrikanischen Land: „Korruption und Kriminalität fressen sich in die Gesellschaft. Das Entführungsgeschäft blüht. Terroristen greifen Moscheen, Kirchen, Dörfer, Polizei, Armee und staatliche Einrichtungen an. Menschen müssen flüchten. Wer aus diesen Konflikten Kapital schlagen möchte, spielt früher oder später die religiöse Karte und bringt Christen und Muslime gegenseitig in Stellung.“

Die Arbeit von Missio stoße in Deutschland auf gute Resonanz, sagt Bingener. „Krieg, Gewalt, Unfrieden, ein böses Wort, Mauern – all das entsteht schnell. Dagegen hilft ein Netzwerk der Versöhnung. Ich bin jetzt ein Jahr Missio-Präsident und bin überwältigt davon, wie viele Menschen sich hierzulande genau dafür einsetzen – mit ihrem Wissen, mit Gebet und mit Geld.“ Viele Deutsche seien sehr großzügig, und dass sie es bleiben, darauf setzt er gerade jetzt in dieser Woche und bittet um Spenden (siehe unten).

Ist die katholische Kirche im Kampf für Frieden und weltweite Solidarität mächtig oder ohnmächtig. „Sie ist beides“, antwortet Bingener. „Sie ist ohnmächtig, weil sich nichts erzwingen lässt, weil der Wille zum Frieden oft fehlt. Sie ist mächtig, weil die Kirchen und zivilgesellschaftliche Akteure als Brückenbauer unerlässlich sind. Es gibt gar keine verantwortbare Alternative.“

Wer die Arbeit von Missio zum Weltmissionssonntag unterstützen möchte, kann das direkt online tun:
www.missio-hilft.de/kollekte
oder über den klassischen Weg mit Überweisung an Missio,
IBAN: DE23 3706 0193 0000 1221 22, Verwendungszweck:
Weltmissionssonntag 2020.