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Arbeitsplatz Autobahn: Wie ein gefährlicher Job sicherer werden soll

Arbeitsplatz Autobahn : Wie ein gefährlicher Job sicherer werden soll

„Die Angst ist immer da“, sagt Straßenwärterin Monika Nottelmann (44). Wenn sie auf der Kehrmaschine sitzt etwa oder mit einem Fahrzeug auf dem Seitenstreifen eine Autobahn-Baustelle sichern soll.

Oder wenn sie und ihre Kollegen in der Dunkelheit Baustellen auf Autobahnen einrichten und die Autos vorbeidonnern. „Bei unserer Arbeit müssen wir immer mit Fehlern der Verkehrsteilnehmer rechnen“, sagt sie.

14 Arbeitsunfälle hatte sie in ihren 28 Jahren als Mitarbeiterin bei Straßen NRW. Oft ging es glimpflich aus, dann fehlte nur ein Seitenspiegel des Fahrzeugs und der Schreck saß tief. Doch einmal rammte ein Lastwagen die Kehrmaschine so, dass sie umkippte. Seither hat Nottelmann Schmerzen in der Hüfte.

Das Risiko eines Straßenwärters, tödlich zu verunglücken ist laut Landesbetrieb Straßen.NRW 13 Mal höher als in vergleichbaren Jobs. Erst vor wenigen Tagen krachte auf der A3 beim Köln ein LKW in eine Autobahn-Baustelle und tötete einen Arbeiter, der im Auftrag des Landes im Einsatz war. Mehr als 500 fremdverschuldete Unfälle mit verletzten eigenen Mitarbeitern hat der Landesbetrieb seit 1993 gezählt. 19 Kollegen starben. Dabei nimmt der Verkehr immer weiter zu - und mit ihm die Gefahr.

Die stetige Verbesserung der Sicherheit sei daher überlebenswichtig, betont Michael Höhne, leitender Sicherheitsingenieur bei Straßen.NRW. Vor Baustellen rütteln deshalb inzwischen Warnschwellen unaufmerksame Autofahrer wach. Weil LKW-Unfälle besonders verheerend sind, kann Straßen.NRW Warnsprüche in die Führerhäuser der Lastwagen funken, wenn sie sich Baustellen nähern.

Seit einiger Zeit werden die Mitarbeiter der Autobahnmeistereien zudem in einem Sicherheitsparcours geschult. Sie sollen lernen, Geschwindigkeiten herannahender Autos besser abzuschätzen und so noch sensibler zu werden für die Gefahren ihres Jobs.

Zur Zeit haben sich die Sicherheitsfachleute die leuchtend orangene Schutzkleidung der rund 1900 Straßenwärter in NRW vorgeknöpft. Nagelneu sind etwa die selbst-blinkenden Schutzwesten für die Arbeit in der Dunkelheit. Immer mehr Autos hätten moderne mitschwenkende Scheinwerfer, so dass Reflektoren in der Dunkelheit allein nicht immer ausreichten, erläutert Klaus Schlüter, beim Landesbetrieb zuständig für die Ausstattung der Mitarbeiter.

Denn um möglichst wenig Stau zu verursachen, steigt der Anteil der nächtlichen Einsätze. Vor zehn Jahren wurde ein knappes Drittel aller Kurzbaustellen nachts eingerichtet, inzwischen sind es 45 Prozent. Die Folge: Das Risiko wächst, in der Dunkelheit übersehen zu werden. Hinzu kommen gerade nachts übermüdete Fahrer und solche, die mit Karacho durch die Baustelle preschen, berichten die Arbeiter.

Wichtig sind daher auch die modernen Reflektoren der neuen Kleidungskollektion. Sie verlaufen nicht nur quer über Rücken und Brust, sondern auch längs an den Armen und Beinen. „So ist der Straßenwärter in jeder Position sichtbar“, sagt Schlüter. Und weil die Reflektoren auch Bewegung optimal abbilden, würden die Menschen nicht mit Warnbaken verwechselt.

Straßenwärterin Monika Nottelmann ist dankbar, dass ihr Arbeitgeber in ihre Sicherheit investiert. „Als ich vor 28 Jahren angefangen habe, da hatten wir braune Cordhosen und eine Warnweste an“, berichtet sie. Den wichtigsten Schritt aber müssten die Auto- und Lkw-Fahrer tun: „Bei der nächsten Baustelle einfach mal den Fuß vom Gas und Rücksicht nehmen“, wünscht sich die Straßenwärterin.

(dpa)