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Madrid/Palma: „Wie die Dritte Welt”: Wut über Stromchaos auf Mallorca und Menorca

Madrid/Palma : „Wie die Dritte Welt”: Wut über Stromchaos auf Mallorca und Menorca

Nach dem stundenlangen Stromausfall auf Mallorca und Menorca ist der Ärger groß. „Das sind Zustände wie in der Dritten Welt!” empörte sich ein Betroffener am Freitag in einem Internetforum.

„Wir schreiben das Jahr 2008 und sind immer noch nicht auf einen Notfall vorbereitet”, pflichtete ein anderer bei. In der Tat schienen die beiden Ferieninseln tags zuvor zeitweise ins 19. Jahrhundert zurückversetzt worden zu sein: Fast eine Million Einwohner und Touristen saßen bis zu sieben Stunden lang im Dunkeln. Und dies in einer der - dank des Fremdenverkehrs - reichsten Regionen Spaniens.

So sprach die Regionalregierung in Palma denn auch von einem „schwerwiegenden” Vorfall und leitete eine Untersuchung ein - zumal es bereits der fünfte große „Blackout” in zehn Jahren war. Geklärt werden soll, ob der Konzern Gesa-Endesa, der das Stromversorgungs- Monopol auf den Balearen hat, wegen etwaiger Nachlässigkeiten zur Verantwortung gezogen werden kann. „Schließlich ist nicht nur die normale Versorgung ausgefallen, sondern auch das Notsystem”, kritisierte die balearische Innenministerin María Angeles Leciñena.

„Uns ist das sehr peinlich, wir entschuldigen uns vielmals”, sagte Gesa-Endesa-Generaldirektor Andreu Rotger. Zwar seien in den vergangenen Jahren Millionensummen in die Modernisierung des Netzes investiert worden, dieses habe angesichts der Insellage aber nur eine begrenzte Kapazität. Als Ursache des Ausfalls gilt ein Kurzschluss in einem Kraftwerk bei Alcúdia im Nordosten Mallorcas. Auslöser soll ein Blitzeinschlag gewesen sein.

Fest steht jedenfalls, dass von 12.06 Uhr an fast nichts mehr ging. Da alle Ampeln ausfielen, kam es zu einem Verkehrschaos. Händler und Gastwirte beklagen hohe Einbußen, denn viele mussten schließen: In den Restaurants blieben die Küchen kalt, in den Läden funktionierten weder Kassen noch Alarmsysteme.

„Wir mussten die Kunden fortschicken und sie bitten, später zurückzukommen. Viele kamen natürlich nicht”, beklagte eine Verkäuferin. Besonders ärgerlich war der Blackout für die Lokalbesitzer in Inca, denn dort fand der jährliche „Dijous Bo” (guter Donnerstag) statt, das größte Volksfest Mallorcas. Mehr als 100.000 Menschen kamen diesmal. Flughäfen und Krankenhäuser funktionierten dagegen dank eigener Stromaggregate weitgehend normal.

Dass sich so etwas nicht wiederholt, kann derzeit niemand ausschließen. „Eine hundertprozentige Sicherheit gibt es nicht”, heißt es bei dem Stromversorger. Die Einwohner hoffen deshalb auf ein Unterwasserkabel, das die Inseln mit dem spanischen Festland verbinden soll. Bereits vor fünf Jahren hatte die Regierung in Madrid dafür 600 Millionen Euro gebilligt. Doch vor 2010 wird daraus nichts.