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Frankfurt/Main: Shoppen mit D-Mark immer noch möglich

Frankfurt/Main : Shoppen mit D-Mark immer noch möglich

Wer beim Aufräumen noch alte D-Mark-Scheine oder Münzen findet, muss keineswegs zu den Bundesbank-Filialen gehen und Mark in Euro tauschen. Auch fünf Jahre nach der Einführung des Euro-Bargelds können Verbraucher in Deutschland mit der guten alten Mark noch auf Einkaufstour gehen.

Bei einigen Händlern und Kaufhäusern steht die Währung hoch im Kurs. Orts- und Ferngespräche können Kunden an rund 70.000 Telefonzellen der Deutschen Telekom noch mit den alten Münzen führen. Die Textilkette C&A akzeptiert bundesweit neben dem Euro noch die Mark.

Und auch in den großen Filialen des Warenhauskonzerns Kaufhof können Verbraucher regulär mit D-Mark zahlen. Ein Ende dieser Aktionen planen die Unternehmen nach eigenen Angaben nicht - obwohl Kunden offiziell vor genau fünf Jahren (28. Februar) zum letzten Mal mit DM in den Geschäften bezahlen konnten.

„Die Deutschen sind nicht in Eile, sich von ihrer Mark zu trennen”, sagt der Präsident der Deutschen Bundesbank, Axel Weber. Denn die Zentralbank hat den gebührenfreien Umtausch der Mark für unbegrenzte Zeit garantiert. Nach Angaben der Bundesbank horten die Bundesbürger immer noch ein schlummerndes Riesenvermögen von knapp 14,4 Milliarden DM.

Ein Teil ist in Münzsammlungen gelandet oder wurde vernichtet - aber es bleibt immer noch eine große Summe übrig. Häufig fänden sich Banknoten und Münzen beim Aufräumen oder bei Umzügen, in Kleidern und Reisetaschen oder im Nachlass von Verstorbenen.

Auch in manchen kleinen Läden landauf, landab wird noch Mark akzeptiert. Die alte Währung lässt bei C&A auch heute noch die Kassen klingeln. Nach eigenen Angaben hat der drittgrößte deutsche Textilhändler seit November 2003 mit der Aktion „Auf Mark und Pfennig” 42 Millionen Mark eingenommen.

„Es ist ein Service für die Kunden und ein gutes Werbethema”, sagt C&A-Sprecher Thorsten Rolfes. Bundesweit können Kunden in den 185 Filialen D-Mark ausgeben, auch in Kombination mit Euro. „Technisch ist das gar kein Problem, weil die Mark für die Kasse eine Fremdwährung wie der US-Dollar oder das britische Pfund ist”, sagt Rolfes. Das System rechne automatisch nach dem festgelegten Wechselkurs von 1 Euro gleich 1,95583 D-Mark um.

Die Telekom hat bei einer Sonderaktion im Sommer 2005 Münzen an öffentlichen Fernsprechern sogar im Verhältnis 1 Mark zu 1 Euro entgegengenommen - somit kosteten die Gespräche nur halb so viel wie bei der Bezahlung mit Euro. Inzwischen ist das Verhältnis aber dem offiziellen Wechselkurs angepasst. „Die Aktion war ein Marketing-Gag, der sich gelohnt hat”, sagt der Sprecher der Telekom-Tochter T-Com, Rüdiger Gräve, mit Blick auf die Umsatzsteigerung.

Bei Kaufhof kann man in großen Filialen wie Berlin, Köln, Düsseldorf, Frankfurt und München mit Mark zahlen, allerdings muss man Scheine und Münzen an der Zentralkasse in Euro wechseln. Auch kleinere Geschäfte wie Apotheken oder Metzgereien nehmen häufig noch D-Mark an. Der Mehraufwand ist gering, weil die Händler ebenfalls kostenfrei bei den Landeszentralbanken umtauschen können.

Die Warenhauskette Karstadt dagegen akzeptiert keine Mark mehr. „Das ist zu viel Aufwand”, sagt ein Sprecher. Bei den Menschen ist die Mark immer noch beliebt, während der Euro skeptisch betrachtet wird. Laut aktuellen Umfragen trauern 60 Prozent der Deutschen der D-Mark hinterher. Bei Beträgen über 100 Euro rechnen fast drei Viertel in die vertraute alte Währung um.

Der Abschied von der stabilen Mark fiel so schwer, weil sie für den wirtschaftlichen Aufbau nach 1945 und für eine lange Phase der Währungsstabilität stand. Beim Euro fällt vielen als erstes das Stichwort „Teuro” ein, das für einen sprunghaften Anstieg der Inflation nach der Euro-Einführung steht. Diese ist statistisch jedoch längst widerlegt.

„Der Unterschied zwischen gefühlter und tatsächlicher Inflation erklärt sich dadurch, dass es vor allem bei solchen Gütern Preisaufschläge gab, die besonders häufig gekauft werden”, hat das Statistische Bundesamt bilanziert. Dazu zählten Kinokarten, Getränke in Kneipen und Restaurants sowie der Haarschnitt. Auf die Mieten habe sich der Euro dagegen praktisch nicht ausgewirkt.

Mit einer Inflationsrate von knapp über zwei Prozent ist der Euro seit 1999 stabiler als die D- Mark gewesen.