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Hamburg: RTL II hofft bei „Big Brother” Nummer sieben auf den Gründergeist

Hamburg : RTL II hofft bei „Big Brother” Nummer sieben auf den Gründergeist

„Shakespeare? Ist das ein Bier?” - „Nein, Zlatko, kennst Du den nicht? Ist doch ein Schriftsteller.” Ein kurzer Dialog im „Big Brother” -Haus im Frühjahr 2000 sorgte für Aufsehen in Deutschland. Ein in Schwaben aufgewachsener Mazedonier, Autoschlosser von Beruf, kannte einen der berühmtesten Literaten der Weltgeschichte nicht. Eine Brauerei nutzte den Zlatko-Lapsus und füllte „Sladdis Shakesbier” ab.

Die TV-Reihe war schon längst beim Zuschauer angekommen, die Quote stimmte, die Nation regte sich über alles auf, was im Container passierte.

Diese Stimmung wünschen sich der private TV-Sender RTL II, die Abonnentenplattform Premiere und die Produktionsfirma Endemol auch zu Beginn der neuen, der inzwischen siebten Staffel über das Leben im TV-Haus, in dem von diesem Montag (21.15 Uhr) an bis zu zwölf Kandidaten rund um die Uhr von Kameras überwacht und von Mikrofonen belauscht werden. Sie sollen essen, trinken, schlafen, sich streiten und möglichst auch lieben, vielleicht so sehr wie in Holland, wo eine Bewohnerin schwanger wurde.

Doch das Interesse an der Dauerberieselung hat in der Vergangenheit deutlich nachgelassen. Die letzte Dosis „Big Brother”, die Anfang März 2006 auslief, dauerte ein geschlagenes Jahr, die Quote war gering, und sie bot kaum noch Gesprächsstoff in Schulen, Kantinen oder Kneipen - anders als damals 2000, als „Sladdi” oder Jürgen Leben in die Bude brachten und einzelne Ausgabe mehr als fünf Millionen Zuschauer hatten. Deswegen lautet die Devise jetzt: Zurück zu den Wurzeln.

Wie viele Menschen sich beworben haben, wollen die Veranstalter nicht kommunizieren. „Big Brother” sei nicht vergleichbar mit „Deutschland sucht den Superstar”. Die Kandidaten mussten sich Zeit nehmen und Hemmungen überwinden, um auf einem Fragebogen vielfältige und intime Fragen über ihre Gewohnheiten, ihre finanziellen Verhältnisse, ihr Intimleben und ihre Krankheiten lückenlos zu beantworten. Immerhin: Es winken bis zu 250 000 Euro demjenigen, der es bis zum Ende schafft, von seinen Kollegen nicht zum Rauswurf nominiert wird und von den Zuschauern nicht per Anruf abgewählt wird.

Premiere zeigt für 15 Euro im Monat in einem eigenen Kanal alles - RTL II überträgt jeden Tag ab 19 Uhr eine Zusammenfassung. Moderatorin der Montagsshow, in der die Kandidaten sich der Abwahl stellen müssen, ist die gebürtige Schwedin und Ex-Sat.1- Frühmoderatorin Charlotte Karlinder (31), die über sich sagt: „Wäre ich Kandidat, würde ich mit einem Billy-Regal und einer Flasche „Absolut Wodka” einziehen.” Ihr Außenreporter im Haus ist Jürgen Milski, „Big Brother” -Bewohner der ersten Stunde, inzwischen 42 Jahre alt, seinen sicheren Job als Feinblechner bei Ford hat er aufgegeben, denn er macht Musik und moderiert.

Die für RTL II zuständige Landesmedienanstalt wird auch dieses Mal die Gespräche und Vorgänge im 150 Quadratmeter großen Kölner Container beobachten. Sie hat den Sendern auferlegt, jedem Bewohner pro Tag eine „Freistunde” ohne Beobachtung zu gewähren. Vor gelegentlichen Ausrastern sind alle gewarnt. Im Jahr 2004 erzählte ein Kandidat Judenwitze. Premiere entließ zwei Mitarbeiter und verstärkt jetzt die Kontrollen. In England kam es jüngst zum Eklat, als eine indische Schauspielerin sich rassistischen Äußerungen ausgesetzt sah.

Um 20.15 Uhr vor „Big Brother” hat RTL II die neue Dokusoap „Hüllenlos - auch nackt gut aussehen” über Menschen, die mit ihrem Körper unzufrieden sind. Für den neuen Programmdirektor Axel Kühn erfüllt sich mit „Big Brother” ein kleiner Traum, denn vor sieben Jahren habe er für den damaligen Frauensender tm3 die Show erwerben wollen. RTL II sei ihm zuvorgekommen.