Neue Angewohnheiten durchs Homeoffice
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Neue Angewohnheiten durchs Homeoffice
René Benden, Leiter Lokalredaktionen:
Ich würde an dieser Stelle jetzt gerne beschreiben, wie meine Zeit im Homeoffice mich zu einem besseren Menschen macht, oder dass ich eine neue Angewohnheit habe, die mir im weiteren Verlauf des Lebens nützlich ist. Doch nichts davon trifft zu.
Wenn ich ehrlich bin, ist im Homeoffice lediglich neu, dass ich (viel) mehr Kaffee trinke. Diese Feststellung ist zwar banal, legt aber auch einen Teil des Binnenverhältnisses in unserer Familie offen, der unterschiedlich interpretiert werden kann. Denn meist bin ich es nicht selbst, der sich Kaffee holt, sondern eins der Kinder fragt zuckersüß lächelnd, ob ich noch einen mag. Da kann man gar nicht nein sagen. Stellt sich nun die Frage, ob die Kinder mir damit einen Gefallen tun wollen, oder ob das nicht vielleicht doch eine Studie im Homeschooling ist, in der untersucht wird, wie viel Koffein die Alten aushalten, bis sie vom Stuhl kippen. Corona wird lang genug dauern, um das herauszufinden.
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Neue Angewohnheiten durchs Homeoffice
Holger Richter, Redakteur in der Lokalredaktion Aachen:
Journalisten und Zahlen gehören normalerweise zu zwei völlig unterschiedlichen Welten, die absolut nichts miteinander zu tun haben. Das hat sich im Homeoffice nun für mich geändert. Denn seitdem ich den Schreibtisch im Büro mit dem Esstisch im Wohnzimmer getauscht habe, mache ich mehr Mathe. Schuld daran ist meine Tochter, die nämlich ihr Schulpult im Klassenzimmer mit demselben Esstisch im selben Wohnzimmer getauscht hat. Folglich erhalte ich tagtäglich Nachhilfe in Mathematik – und das auch noch gratis.
Zugute kommt mir dabei, dass meine Tochter erst acht Jahre alt ist und die zweite Klasse besucht, so komme ich noch einigermaßen mit. Und inzwischen kenne ich mich auch schon gut aus mit Plus und Minus, Mal und Geteilt, Tauscheraufgaben und Zahlenstrahl. Und das alles im Zahlenbereich bis 20. Mindestens. Meine Tochter ist jedenfalls stolz auf mich. Und ich - ehrlich gesagt - auch ein bisschen.
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Neue Angewohnheiten durchs Homeoffice
Tobias Röber, Redakteur:
„Oooonehundreeedandeightyyyyyyyyyyyy“. Ich höre die Stimme deutlich, als ich ein bisschen vor mich hin träume. Nach Corona kehre ich nicht mehr ins Büro zurück. Auf keinen Fall. Ich laufe irgendwann bei der Darts-WM im Ally Pally auf. Also trainiere ich weiter und werfe in den kurzen Pausen Dartspfeile aufs Board. Das ist schon praktisch im Homeoffice. Drei Pfeile gehen immer – auch zwischendurch. Und die Online-Darts-Akademie mit dem fünffachen Weltmeister Raymond van Barneveld trägt langsam Früchte. Die ersten 180er sind geschafft, eine 177 ebenfalls. Ein High-Finish von 134 ist auch nicht lange her.
Also: Tack, tack, tack. Drei weitere Pfeile stecken im Board. Und wieder höre ich die (wenig euphorische) Stimme des Callers: „Twentyeight“. 20, Triple 1 und 5. Knapp daneben ist eben auch vorbei. Ich kehre sofort an den Schreibtisch zurück. Und irgendwann demnächst dann wohl auch doch wieder ins Büro…
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Neue Angewohnheiten durchs Homeoffice
Eva Onkels, Multimediavolontärin:
Ich liebe klassische Musik – und Schokolade. Süß, vollmundig, zartschmelzend – eine Sinfonie der Sinne. Mozart auf der Zunge – und später Bach auf der Hüfte. Im Homeoffice höre ich zwar immer noch gerne Klassik im Radio, von der Schokolade bin ich aber abgekommen. Nicht, weil ich sie nicht mehr mag, sondern weil ich es schaffe, der süßen Versuchung im Supermarkt zu widerstehen. Laufe ich am Schokoladenregal vorbei, denke ich: Hey, kauf eine Banane, ist gesünder. Ein Becher Skyr dazu – lecker!
Das passiert mir im Büro eher nicht: Da ziehe ich fix Schokolade am Verkaufsautomaten oder kaufe ein süßes Teilchen beim Bäcker. Banane schnibbeln, Joghurt mitbringen – das ist mir dann alles zu aufwendig. Und Sachen ins Büro mitbringen? Ich vergesse die eher auf dem Küchentisch.
Der Verzicht auf Alpenmilch und Nougat hat mir übrigens auch schon 2,5 Kilogramm weniger auf der Waage beschert.
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Neue Angewohnheiten durchs Homeoffice
Sarah-Maria Berners, Redakteurin in der Lokalredaktion Düren:
Ich hatte schon früher eine Vorliebe für bunte Socken. Aber irgendwann fühlte ich mich zu erwachsen für diese Form der Rebellion unterm Hosenbein. Ich dachte als junge Redakteurin, es wirkt nicht seriös, wenn beim Pressetermin mit zahlreichen Herren im Anzug farbige Strümpfe hervorlugen. Jetzt ist mein Arbeitsplatz zu Hause – und meine Socken sind bunt wie nie. Streifen, Punkte und Muster in allen denkbaren Farben – und Paare, die eigentlich nicht zusammenpassen.
Eine negative Korrelation zwischen Arbeitsleistung und Farbigkeit der Strümpfe konnte ich nicht feststellen. Im Gegenteil: Bunte Socken machen gute Laune. Und was kann falsch daran sein, fröhlich am Rechner zu sitzen, wenn schon die Plaudereien mit den Kollegen wegfallen? Sollte ich irgendwann wieder in die Lokalredaktion umziehen, wird sich vieles ändern. Die bunten Socken werde ich aber nicht mehr nur heimlich am Wochenende tragen.
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Neue Angewohnheiten durchs Homeoffice
Patrick Nowicki, Redakteur in der Lokalredaktion Düren:
Es klingt überraschend, aber ja: Ich treibe im Homeoffice mehr Sport! Man sieht es vielleicht nicht, aber die Statistik trügt nicht. Zumindest zeichnet meine Smartwatch jeden meiner Schritte auf, dokumentiert Aktivitäten und erinnert mich gnadenlos, wenn ich mein „Stehziel“ zu verpassen drohe.
Der entscheidende Aspekt steht im Sichtfeld meines Homeoffice-Arbeitsplatzes: mein Indoor-Rudergerät. Es appelliert an mein Gewissen, nur ja nicht in eine pandemisch-bedingte Trägheit zu verfallen. Also rudere ich. Jeden zweiten Tag. Vorsichtig begonnen habe ich mit 20 Minuten. Inzwischen sind es 50 Minuten, bei einem Kalorienverbrauch von etwa 400 Kilokalorien. Dies meint die Smartwatch meines Vertrauens.
Was anders ist: Beim Sitz auf der Ruderbank kann ich zwar nicht auf eine Seenlandschaft blicken, aber meine Lieblingsserie auf dem Bildschirm schauen. Darin wird auch gerudert. Hin und wieder.
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