Duisburg/Essen : Nach Beinahe-Straßenschlacht: Duisburg soll mehr Polizei bekommen
Duisburg/Essen Nach der Beinahe-Straßenschlacht in Duisburg ringen Politik und Polizei um mögliche Stützen im Kampf gegen Gruppenrivalitäten in Nordrhein-Westfalens Großstädten. Das Innenministerium kündigte am Donnerstag an, die Zahl der Polizisten in der Ruhrgebietsstadt aufzustocken.
Sie werde noch einmal deutlich erhöht - so lange wie nötig, sagte ein Ministeriumssprecher auf Anfrage. Genaue Zahlen gab das Ministerium nicht bekannt. Die Polizeistärke war in Duisburg bereits 2015 erhöht worden.
Beamte hatte in der Nacht zum Mittwoch zwei rivalisierende Gruppen in Duisburg-Hamborn in Schach gehalten, die mit Macheten, Eisenstangen, Teleskopschlagstöcken und einem Staubsaugerrohr aufeinander losgehen wollten. 50 Menschen nahm die Polizei vorläufig fest. 20 von ihnen verbrachten die Nacht im Polizeigewahrsam. Die Ursache für die Auseinandersetzung war am Donnerstag weiter unklar, weil die Beteiligten schwiegen. Sie gehören verschiedenen Nationalitäten an.
„Ein Querschnitt der Gesellschaft im Duisburger Norden hat sich da zum Prügeln getroffen”, sagte ein Polizeisprecher. „Diejenigen, die glauben, die Straße gehört ihnen, liegen falsch. Die NRW-Polizei geht konsequent gegen diese Gewalttäter vor. Dort, wo es notwendig ist, wird die Polizei vor Ort personell verstärkt”, hieß es.
Solche Anfeindungen würden mit gewisser Brutalität geführt: Die Täter hätten oft Schlagwerkzeuge oder Messer dabei - in Ausnahmefällen auch Schusswaffen, sagte auch der Landesvorsitzende der Gewerkschaft der Polizei in NRW (GdP), Arnold Plickert. Er forderte für problematische Stadtviertel in Duisburg, Essen und Gelsenkirchen eine Mindeststärke an Beamten im Wachdienst, die nicht unterschritten werden dürfte. Nach Angaben des Gewerkschafters hat die Polizei in NRW immer wieder mit solchen Vorfällen zu tun.
Um zudem ein klares Signal zu setzen, müsste vor Ort den kleinsten Ordnungswidrigkeiten und Störungen wie etwa lauter Musik nachgegangen werden, sagte Plickert. Er betonte aber: „Die Polizei ist das letzte Rad in der Kette.” Um das Problem in den Griff zu bekommen, müsse man auch über Bildung und Integration gehen und Wohnraum schaffen.
Die Polizei in Duisburg war nach dem Vorfall nach eigenen Angaben auch am Mittwoch mit 60 bis 70 Einsatzkräften im Norden der Stadt präsent gewesen. Das solle voraussichtlich die nächsten Tage so bleiben, hieß es.
Am Mittwochabend war es in Essen zu einem ähnlichen Vorfall gekommen: Als rund zehn Mitglieder zweier Familien aneinander gerieten, rückte die Polizei mit 20 Einsatzwagen an. Zwei Menschen wurden verletzt, die Angreifer flüchteten. Am Ende sei der Einsatz weniger dramatisch gewesen als anfangs vermutet, sagte ein Sprecher. Es könne sein, dass eine mögliche Beziehung zwischen dem Sohn der einen und der Tochter der anderen Familie Auslöser für den Streit gewesen sei. Diese Streitigkeiten, vor allem zwischen Menschen mit vermutlich libanesischen Wurzeln, seien in Essen „Tagesgeschäft”.